Google: Selbstfahrende Autos werden sich so schnell durchsetzen wie das iPhone

Redaktion 6. May 2014 0 Kommentar(e)

Stehen autonome Fahrzeuge kurz vor dem Durchbruch? Laut Google-Berater Brad Templeton werden sich die selbstfahrenden Autos genauso schnell durchsetzen wie einst das iPhone. 

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Lidar-Technologie als Kernelement

Für Brad Templeton sind selbstfahrende Autos reif für einen “Apollo-Moment”, wie der US-Unternehmer in Anspielung auf  das legendäre Raumfahrtprojekt meint, das zum ersten mal einen Menschen auf den Mond brachte. So würden Fortschritte in der Sensoren- und Computertechnik die Visionen von selbstfahrenden Autos in greifbare Nähe rücken, betonte Templeton, der am Montag auf Digitalkonferenz Next in Berlin sprach. Der 54-jährige muss es wissen: Als Berater des Googles-Teams für Roboter-Fahrzeuge hat er einen Insider-Blick in die aktuellen Möglichkeiten selbstfahrender Autos.

Ãœberraschenderweise sieht Templeton nicht GPS als Kernelement autonomer Autos, sondern die radarähnliche Lidar-Technologie, die kontinuierlich Laserstrahlen aussende und so ein “echtes 3D-Bild der Umgebung” erstellen könne. Das Navigationssystem werde hingegen nur für die grobe Ortsbestimmung verwendet.

Die bisherige Verkehrsinfrastruktur müsse nach Meinung des Software-Entwicklers nicht umgebaut werden. Ziel sei es, das Auto selbst intelligent zu machen und nicht etwa die Straße. Das sei nicht nur der Ansatz aller bisherigen Wettbewerbe in diesem Bereich, auch Google verfolgt diese Vorgehensweise. Der Suchmaschinenprimus ist einer der Vorreiter, wenn es darum geht, den Autofahrer durch Algorithmen zu ersetzen. Eric Schmidt höchstpersönlich, ehemaliger Google-CEO und jetziger Executive Chairman, hat es gar als “Bug” bezeichnet, das Autos von Menschen gefahren werden und sie sich nicht selbst steuern: “It’s a bug that cars were invented before computers.” Google arbeitet seit Jahren hart daran, diesen Bug auszumerzen.

Google ist ein Vorreiter in Sachen autonomes Fahren. (Bild: Flickr/Steve Jurvetson)

Google ist ein Vorreiter in Sachen autonomes Fahren. (Bild: Flickr/Steve Jurvetson)

Sicherer und umweltfreundlicher

In der Tat sprechen viele Argumente dafür, den Menschen vom Lenkrad zu verbannen. Auch Brad Templeton sieht viele Vorteile in selbstfahrenden Autos, zu allererst die Sicherheit: “Roboter trinken nicht”, bemerkt er spitz. Jedes Jahr würden weltweit 1,2 Millionen Menschen bei Autounfällen ums Leben kommen, viele davon seien auf Trunkenheit am Steuer zurückzuführen. Auch würde der Verkehr umweltfreundlicher werden, ist sich Templeton sicher, der sich als Vorstandsmitglied der Electronic Frontier Foundation (EFF), auch um Bürgerrechte im digitalen Zeitalter kümmert. E-Mobilität würde seiner Meinung nach stärker ins Spiel kommen, da Robotern die Antriebsart egal sei und sie deshalb keine chauvinistischen Vorurteile gegenüber Elektro- oder Hybrid-Autos hätten. Templeton schätzt, dass selbstfahrende Autos “grüner als die heutigen öffentlichen Nahverkehrsysteme” seien werden.

Internationaler Wettbewerb wird Politikern Zugeständnisse abringen

Mögliche Hinderungen am Durchbruch des autonomen Fahrens, etwa durch Haftungsfragen bei Zusammenstößen oder staatliche Regulierungen, sieht Templeton nicht wirklich. Zwar sei es möglich, dass die Regierungen in den USA und Europa ihrer Regulierungswut freien Lauf lassen und so den Siegeszug von selbstfahrenden Autos etwas behindern. Doch in dem Fall könnten weniger regulierte Länder wie Singapur, Israel oder Japan die Führung in diesem Bereich übernehmen, den (wirtschaftlichen) Wettbewerb dadurch anheizen und Politiker so zu Zugeständnissen zwingen. Auch die rechtlichen Herausforderungen seien nur marginal: Würde einem Hersteller bei einem Unfall die Schuld zugewiesen, würde er die erforderlichen Nachbesserungen am System einfach über den Kaufpreis auf die Kunden umlegen.

Auf mögliche Datenschutzbedenken ging Brad Templeton nur kurz ein. Dass Konzerne wie Google mit ihren selbstfahrenden Autos nur Daten sammeln wollen, um ein noch genaueres Bild über ihre Nutzer zu haben, erscheint zumindest ihm nicht als hauptsächlicher Motivationsgrund. Mit der Lidar-Technologie sei zudem keine Gesichtserkennung möglich, sagt er als kleines Trostpflaster. Auch würde er sich wünschen, das die Technik von Anfang so gestaltet wird, dass sie datenschutzfreundlich sei.

Selbstfahrende Autos kommen, keine Frage. Wann meint ihr, wird es soweit sein: in 5 Jahren, in 10 Jahren oder erst 30 Jahren? 

Quelle: Heise

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