Technik: Faltbare Displays stehen in den Startlöchern!

Hartmut Schumacher 21. August 2016 0 Kommentar(e)

Wäre es nicht praktisch, Smartphones und Tablets zusammenfalten zu können? Dank flexibler Bildschirme ist das tatsächlich möglich. Und allzu lange müssen wir nicht mehr auf die ersten derartigen Geräte warten.

Sind flexible Displays mehr als nur eine nette Spielerei? Viele Gerätehersteller bejahen dies sehr nachdrücklich. Und dafür gibt es gute Gründe: Erstens erlauben es biegsame Displays, Bildschirme auf Gehäusen anzubringen, die keine ebene Oberfläche besitzen. Dadurch werden beispielsweise gebogene Fernseher und Smartphones möglich oder aber Bildschirme, die sich der Form einer Automittelkonsole anpassen oder in Kleidungsstücke integriert sind.

Wichtiger jedoch ist der zweite Grund. Flexible Displays stellen eine Lösung dar für ein grundlegendes Problem von tragbaren Geräten: Wir möchten zwar, dass diese Geräte beim Transportieren möglichst klein und handlich sind. Andererseits aber sollen die Bildschirme der Geräte beim eigentlichen Benutzen schön groß sein.

Dank biegsamer Displays sind beispielsweise Bildschirme möglich, die wir zusammenrollen können – und die sich dadurch leichter transportieren lassen als starre Bildschirme.

Zusammenfaltbare Displays

Flexible Displays ermöglichen auch das Konstruieren von Geräten mit zusammenfaltbaren Bildschirmen. Das kann uns dann zum Beispiel Smartphones bescheren, die beim Transportieren und beim Telefonieren relativ klein sind – deren Bildschirm sich aber, wenn nötig, auf Tabletgröße aufklappen lässt. Und zwar nicht nur theoretisch: Samsung und Lenovo haben bereits konkrete Prototypen von derartigen Geräten vorgestellt (siehe unten).

Neben diesen beiden Hauptgründen, die für flexible Displays sprechen, gibt es eine Reihe kleinerer Gründe: Da biegsame Displays in der Regel Plastik statt Glas verwenden, sind sie dünner und leichter als ihre starren Verwandten – und unempfindlicher gegenüber Stürzen und Stößen.

Verdiente Pioniere

Der Urvater der flexiblen Bildschirme heißt ­„Gyricon“­. Dabei handelt es sich um ein biegsames Display, das bereits 1974 am Forschungszentrum Xerox PARC in Kalifornien entwickelt wurde.

Im Jahr 2008 hat das finnische Unternehmen ­Nokia mit dem „Nokia Morph“ ein Konzeptmobiltelefon ­präsentiert, das sich verbiegen lässt – so dass der ­Anwender das Gerät beispielsweise am Handgelenk tragen kann.

photos-ecran-pliable-samsung-galaxy-xFoto: Samsung Display

2011 dann konnte das Human Media Lab an der Queen‘s University in Kanada das „PaperPhone“ ­vorstellen: den Prototyp eines Smartphones, der zwar nicht tatsächlich aus Papier besteht, dafür aber aus einer dünnen Plastikfolie, die der Benutzer auf verschiedene Weisen biegen kann, um das Gerät zu ­bedienen.

Zwei Samsung-Smartphones mit zusammenfaltbarem Bildschirm

Samsung wird 2017 gerüchteweise zwei Smartphones mit zusammenfaltbarem Bildschirm auf den Markt bringen. Bereits im Jahr 2010 hat der Hersteller den Prototyp eines biegsamen AMOLED-Bildschirms vorgestellt. Profitieren konnten davon unter anderem die Smartphones „Galaxy Note Edge“, „Galaxy S6 Edge“ und „Galaxy S7 Edge“, die einen Bildschirm besitzen, der sich bis über die seitliche Gehäusekante erstreckt.

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Auf den ersten Blick sieht das faltbare Modell aus wie ein herkömmliches Smartphone mit 5-Zoll-Bildschirm. Der Benutzer kann das Smartphone aber auseinanderklappen, um es dann als tabletartiges Gerät mit 8-Zoll-Bildschirm einzusetzen (siehe Bilder oben). Insider vermuten, dass Samsung eines oder zwei dieser Smartphones im Februar 2017 auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentieren wird.

LG Display: zusammenroll­barer 18-Zoll-Bildschirm

Die Besucher der Consumer Electronics Show in Las Vegas konnten im Januar diesen Jahres am Stand von LG Display mehrere Konzeptbildschirme bestaunen, die demonstrieren sollten, welche verschiedenen Bauformen mit ­­OLED-Displays möglich sind. Darunter ein 18-Zoll-Bildschirm, der sich wie eine Zeitung zusammenrollen lässt – bis zu einem Radius von 3 Zentimetern.

Das Mutterunternehmen LG Electronics hat bereits im Jahr 2013 mit dem „LG G Flex“ das erste Smartphone mit gebogenem Gehäuse veröffentlicht.

LG-Display

Foto: LG Display

Samsung Display: zusammenrollbarer Smartphone-Bildschirm

Zumindest diese Runde hat Samsung gewonnen: Denn den Bildschirm, den das Tochterunternehmen „Samsung Display“ auf der Veranstaltung Display Week im Mai dieses Jahres in San Francisco vorgestellt hat, kann man bis zu einem Radius von 1 Zentimeter zusammenrollen. Dieses Prototyp-Display hat eine Smartphone-taugliche Diagonale von 5,7 Zoll und eine Auflösung von 2560 mal 1440 Punkten. Seine Helligkeit (genauer gesagt: seine Leuchtdichte) beträgt 350 cd/m2. Der Bildschirm ist lediglich 0,3 Millimeter dünn und wiegt 5 Gramm. Allerdings ist er bei dem Prototyp noch nicht berührungsempfindlich.

Foto: Samsung Display

Foto: Samsung Display

Lenovo: Smartphone für das Handgelenk

Im Juni 2016 hat das Unter­nehmen Lenovo auf der Veranstaltung „Lenovo Tech World“ in San Francisco zwei Prototypen vorgestellt: Das Smartphone „CPlus“ (1) bietet die Besonderheit, sich so zusammenfalten zu lassen, dass der Benutzer es sich um sein Handgelenk legen kann.

Das Tablet „Folio“ (2) dagegen lässt sich zusammenklappen – und dann als Smartphone verwenden.

Foto: Lenovo

Foto: Lenovo

Die Zukunft

Flexible Displays sind keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern werden voraussichtlich in den nächsten Jahren immer wichtiger werden:

Laut einer Studie des Marktanalyseunternehmens IHS wird die Nachfrage nach derartigen Displays „dramatisch steigen“: Im Jahr 2014 machten flexible Displays erst lediglich 2 Prozent aller produzierten ­AMOLED-Bildschirme aus. Im Jahr 2015 ist dieser Anteil bereits auf 20 Prozent gestiegen. Und bis 2020 erwartet IHS einen Anteil von 40 Prozent für die flexiblen Displays.

Ähnlich sieht das die Konkurrenzfirma Gartner: Sie hält flexible Displays für eine der zehn wichtigsten Technologien, die Smartphone-Hersteller in den Jahren 2016 und 2017 nicht ignorieren dürfen.

 

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Hartmut Schumacher   Redakteur

Hartmut ist ganz vernarrt in Smartphones und Tablets. Allerdings hielt er auch schon Digitaluhren für eine ziemlich tolle Erfindung. Er betrachtet Gedankenstriche als nützliche Strukturierungsmittel – und schreibt nur gelegentlich in der dritten Person über sich selbst.

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