Der Alles-Stecker: Das kann USB-C

Langsam aber sicher setzt sich der neue Ladestecker USB-C durch. Wir bringen etwas Licht ins Dickicht von Steckernormen und Übertragungsprotokollen.

Wird 2016 das Jahr von USB-C? Nach der Branchenmesse Mobile World Congress machten sich Zweifel breit – mit Samsung und Sony präsentierten gleich zwei große Hersteller ihre Spitzengeräte mit der alten Micro-USB-Buchse. Auch die auf der Messe vorgestellten Mittelklassegeräte setzen durchweg auf Micro-USB. Nur das LG-Flaggschiff G5 kommt mit USB-C-daher.

Der Alles-Stecker

Dabei ist der neue Stecker dem alten in vielerlei Hinsicht überlegen: Zum Ersten ist er bekanntlich verdrehsicher, die Einsteckrichtung ist egal. Zweitens ist die Bauform weniger anfällig für Verschleiß und Defekt. Und drittens ist die Steckerform nicht an die Gerätekategorie gebunden – neben Smartphones, Tablets und Laptops werden zum Beispiel auch Monitore den neuen Steckertyp tragen, denn auch DisplayPort- und Thunderbolt-Verbindungen sind damit möglich. Über das Stromversorgungsprofil USB PD (Power Delivery) werden außerdem Leistungen von bis zu 100 Watt möglich – genügend Strom für fast alle Arten von Clients und Peripheriegeräten.

Wieder einmal besteht mit USB-C die Chance, einen wirklich herstellerübergreifenden Standard zu schaffen. Auch Apple ist am Normierungsprozess beteiligt und stattet seine neuen Macbooks schon jetzt mit USB-C aus. Das iPhone wird wohl folgen, sobald die Apple-Nutzer den letzten Steckerwechsel von 2012 verdaut haben („Ich ramme Ihnen eine Fondue-Gabel in den Hals“, drohte Late-­Night-Komödiant Stephen Colbert dem Apple-CEO auf seiner Gäste-Couch, als ein neuer Ladestecker beim iPhone zur Sprache kam.)

Eintritt ins Logo-Chaos

Als Ladeanschluss ist USB-C eine feine Sache. Durch die unübersichtliche Verschränkung von USB-Steckerformen mit verschiedenen Übertragungsstandards und Ladeprofilen wird der Kauf von Kabeln und Zubehör aber entweder zur Lesestunde mit Datenblättern oder zum Lotteriespiel – besonders dann, wenn man ein Kabel für mehrere Zwecke einsetzen will. Die Norm sieht eine Vielzahl von Logos vor, die die Fähigkeiten von Anschlüssen genau bezeichnen sollen. Die Hersteller weigern sich aber schon jetzt, die Logos auf die Geräte zu drucken.

USB 3.1 Gen 2 steigert die Übertragungsgeschwindigkeit auf 10 GBps. Smartphones profitieren davon aber (noch) recht wenig.

 

USB-C vs. USB 3.1 vs USB Power Delivery

Eine vollständige Abhandlung zur Verschränkung zwischen USB-C, den verschiedenen Übertragungsprotokollen und Ladeprofilen würde zu weit führen. Wir beschränken uns hier auf jene Bereiche, die Smartphone-Nutzer betreffen.

Stecker ≠ Protokoll

USB-C ist eine Steckernorm, kein Übertragungsprotokoll. Die Form des Steckers alleine sagt also zum Beispiel nichts darüber aus, ob das Gerät oder Kabel mit USB 2.0, 3.0 oder 3.1 arbeitet. Alle drei USB-Normen sind auch mit Typ A- und Typ B-Steckern möglich. Das Samsung Galaxy S5 von 2014 zum Beispiel „spricht“ USB 3.0, ist aber mit einem Micro-USB Anschluss (Micro-B) ausgestattet. Umgekehrt haben das Google Nexus 5X und 6P USB-C-Buchsen, beherrschen jedoch nur USB 2.0. In der Praxis wirkt sich das bei Smartphones aber ohnehin kaum aus. Warum? Der wesentliche Unterschied zwischen den drei USB-Spezifikationen sind die Datenraten – USB 2.0 schafft 480 MBit/s, USB 3.0 (gleichbedeutend mit USB 3.1 Gen 1) kommt auf 5 GBit/s und USB 3.1 Gen 2 auf bis zu 10 GBit/s. Der in den meisten Smartphones verbaute eMMC-Flash-Speicher ist aber zu langsam, um von Geschwindigkeiten höher als USB 2.0 zu profitieren. USB 3.1 ist im Smartphone-Bereich also ein Thema für die Zukunft, in der sich die schnellere Speichertechnologie UFS weiter verbreitet hat. Derzeit findet diese nur bei Samsung Verwendung – und die Koreaner verzichten beim S7 sowohl auf USB 3.1 als auch auf USB-C.

USB Power Delivery

Ein weiteres Zukunftsthema – zumindest was Smartphones angeht  – ist die unter dem Namen „Power Delivery“ (abgekürzt PD) neu geregelte Stromversorgung per USB. Mit bis zu 20 V und 5 A werden hier maximal 100 Watt Leistung möglich. Offiziell waren es bisher höchstens 1,5 A und 5 V (also 7,5 Watt), wobei auf den USB BC-Modus (Battery Charging)zurückgegriffen wurde. Schnellladeverfahren wie „Quick Charge“ von Qualcomm, die bis zu 15 Watt leisten, bewegen sich außerhalb der USB-Regeln. Mit USB-PD handeln Stromlieferant und Verbraucher die benötigte Leistung über einen eigenen Pin und Chip im Ladekabel aus – Power Delivery ist daher praktisch nur in Verbindung mit dem USB-C-Stecker möglich. Derzeit wird der Standard von Smartphones aber nur eingeschränkt genutzt: Googles Nexus 5X und 6P zum Beispiel laden mit 5 V und bis zu 3 A sehr schnell  – das ist die „Grundeinstellung“ für USB-C, für die USB-PD nicht nötig ist. Eine Power Delivery-Funktion, die die Nexus-Geräte allerdings durchaus mitbringen, ist die Möglichkeit zum Rollentausch von Stromquelle und -verbraucher. Schließt man zwei Nexus per USB-C-Kabel zusammen, lässt sich daher auswählen, welches Gerät lädt und welches geladen wird.

USB Power-Delivery steigert die mögliche Ladeleistung auf 100 W. Mit den bisherigen Standards waren es maximal 15 W.