Für einige ist das Smartphone wie ein Glückskeks: Sie schauen hinein und freuen sich über das, was sie dort lesen, aber wenn sie es fallen lassen, zerbröselt das filigrane Ding.
Wir ziehen für uns eine deftigere Bildsprache vor: Chinesische Smartphones, um die es hier geht, schmecken gut und kosten nicht viel. Ganz so, wie die meisten von uns das all you can eat-Buffet beim Asiaten um die Ecke sehen. Leicht bekömmlich sind sie jedoch nicht, wobei wir bekömmlich auf die Anschaffung beziehen: Man bekommt sie nicht über Amazon oder im Handy-Shop.
Wir haben deshalb zusammengetragen, was es über den Bezug, die Benutzung und die Technik der China-Phones zu wissen gilt, und Für und Wider einander gegenübergestellt. Entscheiden Sie also selbst, ob ihr nächstes Handy direkt aus dem Reich der Mitte kommt (viele Geräte, die bei uns ganz offiziell verkauft werden, kommen natürlich auch aus chinesischen Fabriken) oder doch vom heimischen Händler oder Mobilfunkanbieter.
Da Marken, die noch vor kurzer Zeit nicht in Europa vertreten waren, nun doch den Sprung zu uns gewagt haben, ist die Zahl der Geheimtipps zurückgegangen. Wir stellen Ihnen dennoch auf zwei Extraseiten vier Köstlichkeiten vor, die in China bereits Megaseller sind, bei uns aber noch ein Schattendasein fristen.
Mahlzeit!
(+) Starke Performance
Kaum einer bestellt sich ein Einsteiger-Smartphone aus China, eher ein High Tech-Gerät – hier lohnt sich der Aufwand, da die Kostenersparnis im Vergleich zu den üblichen Spitzenmodellen gewaltig sein kann. Viele dieser starken Telefone können aber nicht nur mithalten, sondern sind echte Kraftmeier und deshalb für Technik-Freaks und Gamer interessant.
(+) Kleiner Preis
Ersparnisse können im Vergleich ähnlich ausgestatteter Modelle durchaus bei 50% liegen. Wenn ein „Markengerät“ bei uns also 800 Euro kostet, sind für ein China-Phone eventuell nur 400 Euro fällig. Abstriche muss man dabei in der Regel bei der Software (und damit bei der Bedienung) machen, nicht aber bei Technik und Verarbeitungsqualität. Beide sind weit fortgeschritten.
(+) Exklusivität
Nicht zuletzt spielt vielleicht das Alleinstellungsmerkmal für einen China-Käufer eine Rolle. Mit der Anschaffung verschafft er sich Zutritt zu einem – zumindest auf unserer Seite der Weltkugel – sehr erlauchten Zirkel. Die Wahrscheinlichkeit auf einen anderen Smartphone-User mit dem gleichen Modell zu treffen, ist äußerst gering.
(–) Einfuhr: Zeit und Zoll
Wer das Smartphone direkt aus China bestellt, muss länger warten als wenn es um die Ecke lagert. Bei Expressbestellung (diese Mehrkosten sollte man auf sich nehmen) jedoch vergeht selten mehr als eine Woche. Zum eigentlichen Kaufpreis kommt außerdem noch die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 %. Echter Zoll fällt hingegen bei dieser Art von Ware nicht an.
(–) Reduzierte Software
Ein chinesisches (Android-)Smartphone ist nicht automatisch so ausgestattet wie ein Telefon, dass man bei uns im Laden kaufen kann. Auch wenn Android das Betriebssystem ist, können wichtige Google-Apps wie der Play Store fehlen. Dann sollte man sich mit dem manuellen Installieren von Apps auskennen. Außerdem gibt es, anders als in Europa, oft keine Updates.
(–) Fehlende LTE-Bänder
LTE, also die aktuell schnellste Mobilfunkübertragungstechnik, nutzt verschiedene Frequenzbänder. Diese unterscheiden sich aber zwischen Europa, den USA und eben China. Für uns und gerade in ländlichen Regionen wichtig ist das Frequenzband 20 mit 800 MHz. Manche Geräte aus dem Osten unterstützen dieses nicht. Bitte unbedingt vor dem Kauf prüfen!
(–) Sprache: Kein Deutsch
Es gibt Geräte, die gar nicht oder nur schlecht auf die Nutzung durch deutschsprachige Käufer ausgelegt sind. Das heißt, dass man bei der Bedienoberfläche komplett auf Englisch zurückgreifen muss oder mit einer deutschen Version umzugehen hat, die viele Fehler bzw. Unklarheiten aufweist. Das ist vielleicht ein marginales Problem, kann aber stören.
(–) Support: Große Hürden
Wenn man sich die Margen für Zwischenhändler einspart, verliert man leider auch die Vorteile dieser Händlerstruktur vor Ort. Fällt also etwas einmal nicht zur eigenen Zufriedenheit aus, kann man nicht einfach irgendwo anrufen und sich beschweren. Vor allem ohne zwischengeschalteten Importeur wird es ganz schwer, Hilfe des Herstellers zu erhalten.
(–) Gewährleistung: jein
Wer bei einem Importeur bestellt, genießt eine einjährige Gewährleistung. Die Nachbesserung nimmt aber der Hersteller vor, das Gerät muss also nach China. Alles in allem können schnell zwei Monate vergehen, bis das Handy wieder heil zurück ist. Steht man alleine da, können auch schnell Kosten für Reparatur verlangt werden. Dann ist er aus, der Traum vom Schnäppchen!
Rein zahlenmäßig scheint alles gegen die Bestellung eines China-Smartphones zu sprechen – sechs Kontra- stehen nur drei Pro-Argumenten gegenüber. Ganz so arithmetisch darf man das aber nicht betrachten.
Die zwei größten Probleme sind eine Software ohne Update-Versorgung und natürlich der Worst Case, nämlich ein kaputtes Gerät, für das man aber mehrere hundert Euro bezahlt hat. Wer aber über einen Importeur geht, genießt hier zumindest einen gewissen Schutz und hat einen Ansprechpartner vor Ort. So oder so sollte aber über den „Kauf über Umwege“ nur derjenige ernsthaft nachdenken, der glaubt, damit umgehen zu können, dass nicht auf Anhieb alles reibungsfrei funktioniert wie bei einem neuem Samsung-Gerät.
Sie müssen niemanden in China kennen, um an ein „Rotes Telefon“ zu gelangen. Shops im Internet übernehmen die Einfuhr.
Um den passenden Händler für den Kauf eines China-Smartphones zu finden, sollte man unbedingt auf Bewertungen der Shops schauen und darf dabei grundsätzlich eher skeptisch als wohlwollend an die Sache herangehen. Dann gilt es zu klären, welche Versandkosten erhoben werden und wie die Abwicklung funktioniert. Zu dieser Zwischensumme kann aber noch ein erheblicher Posten dazukommen, nämlich die Einfuhrumsatzsteuer für Waren, die nicht aus dem EU-Raum stammen. Sie beläuft sich auf 19 %. Diese ist aber nur dann fällig, wenn das Lager oder der Händler, von dem aus verschickt wird, sich auch tatsächlich nicht auf EU-Gebiet befindet. Ist das Telefon schon „hier“, dann fallen die 19% nicht an.
Es gibt Shops wie tradingshenzhen.com (mit deutscher Webseite), gearbest.com und honorbuy.com, die sich bewährt haben und bereits länger operieren. Auch sie können Lager in Europa betreiben, was fiskalische Berechnungen erspart.
Es gibt aber auch chinesische Hersteller wie OnePlus, die anfangs mit Zuteilungen gearbeitet haben – nicht jeder bekam also ein Gerät -, mittlerweile aber an alle liefern, die bezahlen. In diesem Fall ist auch der Direktmarketing-Weg des Herstellers eine Option. Die Prozesse laufen dort seriös ab – die ersten Geräte haben uns immer erreicht.
Wer sich die Preise der rechts vorgestellten Smartphones anschaut, erwartet mit europäischer Kauferfahrung Geräte der – maximal gehobenen – Mittelklasse. Wenn es bei 350 Euro anfängt und spätestens in der Mitte zwischen 400 und 500 Euro wieder aufhört, dann kann es sich doch um keine Supersportler der Mobiltelefonwelt handeln, oder?
Doch, das geht. Wofür man bei arrivierten Marken gerne ab 700 Euro oder je nach Speichergröße sogar gut und gerne über 1.000 Euro auf den Tisch legt, wird bei den in China gekauften Produkten gerade einmal die Hälfte fällig. Wie auf den vorigen Seiten beschrieben, kann es sein, dass man zunächst Abstriche bei Bedienkomfort und Nutzerfreundlichkeit machen muss. Diese Probleme lassen sich aber beseitigen. Doch die Chinesen machen nicht nur nach, sondern lancieren auch Innovationen: mehr RAM, mehr Kerne, mehr Power. Wir haben die attraktivsten roten Raketen zusammengestellt.
Das Mi5 von Xiaomi hat fast alles an Bord, was man sich wünscht: Fingerprint-Sensor, verdrehsicheres USB-C, schnelles WLAN ac, NFC, LTE, Platz für zwei SIM-Karten und sogar einen Infrarot-Port. Außerdem ist in der Pro-Version der Arbeitsspeicher mit 4 GB sehr groß und die Prozessorkerne sind höher getaktet. Die Performance des Geräts ist nachweislich stark. Geliefert wird es allerdings ohne die Play Store-App, was einige Modifikationen nötig macht. Die Verarbeitung ist auf absolutem Top-Niveau. Xiaomi muss sich nicht hinter Samsung verstecken. (Preis: ab EUR 337,-)
Zehn Prozessor-Kerne in einem Smartphone-Hirn – das ist eine sensationelle Zahl. Was die bewirken, können wir noch nicht beurteilen, allerdings haben Mediatek-Chips nicht den besten Ruf. Mit 4 GB ist der RAM nur auf gutem Standardniveau dieser illustren Zusammenstellung, es gibt bereits mehr. Dafür bietet die Kamera die höchste Auflösung, was aber natürlich nicht automatisch zum besten Bild führt. Mit 160 Gramm ist das Meizu recht schwer, unerwarteterweise ist dabei der Akku der kleinste der hier vorgestellten Smartphones. (Preis: EUR 437,-)
ZUK gehört zum Lenovo-Konzern, unter dessen Fittichen auch die ehemalige Motorola-Smartphone-Sparte weiter existieren darf. Mit dem jüngst vorgestellten Z2 Pro will Lenovo offensichtlich zeigen, dass man ganz vorne mitmischen kann, wenn es um Performance geht, mehr noch: sogar das Feld dominieren kann. Auch hier ist weitgehend Vollausstattung geboten, es gibt eine Schnellladefunktion (wenngleich der Akku ausreichend bemessen wurde), eine weite Kamerablende (f/1,8) und in der Spitzenversion gar sagenhafte 6 GB Arbeitsspeicher. (Preis: EUR 417,-)
Über die dritte Auflage des „Smartphone-Killers“ ist nun alles hieb- und stichfest bekannt. Beim Arbeitsspeicher gab es einen gewaltigen Sprung auf 6 GB, der Flash-Speicher ist mit 64 GB (nur eine Größe erhältlich) ausreichend dimensioniert. Über die Kamera können wir noch nicht mehr sagen als dass sie mit 16 MP auflöst. Von der letzten waren wir nicht besonders angetan. Eine Freude dürfte die Schnellladefunktion genannt Dash Charge sein. One Plus verspricht 63% in 30 Minuten. Das hört sich gut an! Der Strom fließt über einen USB-C-Stecker. (Preis: EUR 399,-)