Ein Roboter aus Muskelgewebe? Was sich im ersten Moment nach Science Fiction anhört, ist US-Wissenschaftlern tatsächlich gelungen. Die biologischen Maschinen sollen eines Tages in der Medizin zum Einsatz kommen.
Terminator, Matrix oder Battlestar Galactica: Wenn es um die Forschung an Robotern geht, sind dystopische Zukuntfsvorstellungen nicht weit. Berufs-Pessimisten, die in jedem Fortschritt in der Roboter-Forschung aber gleich die Vernichtung oder Versklavung der Menschheit sehen, dürfen hier aufatmen: Der Biobot, der aus Muskelfasern geschaffene Roboter, ist nur wenige Millimeter groß und sollte niemandem Angst einflößen.
Von der Form ähnelt der Biobot einem flachen U, hat also etwas Ähnlichkeit mit einem Telefonhörer. Der Aktor des im wahrsten Sinne des Wortes Mini-Roboters besteht aus Muskelfasern, die mit elektrischem Strom angesteuert werden. Durch die Stromimpulse werden die Muskeln zur Kontraktion gebracht: Das U biegt und entspannt sich – der Biobot macht einen Schritt vorwärts. Der Biobot selbst besteht aus einem elastischen Hydrogel, das mit Hilfe eines 3D-Druckers aufgebaut wurde. Ein Streifen aus Muskelfasern sitzt zwischen den beiden Beinen und dient als Antrieb. Ein Usain Bolt wird aus dem kleinen Bio-Roboter aber wohl nicht mehr: Pro Minute schafft er nur anderthalb Körperlängen, wie die Forscher um Rashid Bashier in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences schreiben. Umgerechnet entspreche das eine Geschwindigkeit von 156 Mikrometern pro Sekunde.
Bereits 2012 haben Forscher von der Universität von Illinois in Urbana-Champaign einen Roboter aus Zellen gebaut. Dieser bestand jedoch aus Herzzellen, die aufgrund der ständigen Kontraktion schwerer zu steuern sind. Für den Biobot wurden Fasern von Skelettmuskeln genommen, die etwa Arme und Beine bewegen und sich durch Signale von außen besser ansteuern lassen.
Mit dem jetzigen Biobot ist die Forschung aber längst nicht abgeschlossen: Im nächsten Schritt wollen die Forscher den Roboter dazu bringen, sich nicht mehr nur geradeaus zu bewegen, sondern auch die Richtung zu ändern. Dazu sollen Nervenzellen in den Aktor integriert werden, die etwa auf Licht oder einen bestimmten chemischen Stoff reagieren. Ziel sei, so Bashir, der Bau von biologischen Maschinen, die beispielsweise in der Medizin Anwendung finden könnten: “Biologie ist immens leistungsfähig, und wenn wir irgendwie lernen, ihre Vorteile auf praktische Anwendungen zu übertragen, können eine Menge großartige Dinge entstehen.”
Was sagt ihr zum Biobot? Und würdet ihr euch irgendwann, wenn die Technik ausgereift ist, den kleinen Kerl zur Behandlung einer Krankheit in euren Körper transplantieren lassen?
Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences (via Golem.de)