Citymapper Routenplaner Berlin

„Wie man sich in einer Stadt bewegt, ist ein wichtiger Teil ihrer Kultur“, findet Azmat Yusuf, CEO des Londoner Start-Ups Citymapper. Deren viel beachtete Navigations-App ist nun auch für Berlin verfügbar. (kostenlos)

Die Entwicklung von Citymapper hat zuletzt ganz schön Schwung aufgenommen. Nach dem Start in London 2012 folgten August letzten Jahres New York, Anfang 2014 Paris und nun auch die Metropole an der Spree. CEO Azmat Yusuf schätzt unbescheiden, dass die App auf der Hälfte der iPhones in London installiert sei. Zahlen für die etwas später erschienene Android-App gibt es nicht, wir dürfen aber auch hier von einer stark steigenden Verbreitung ausgehen.

Was an Citymapper zuallererst gefällt, ist die aufgeräumte Benutzeroberfläche. Ein Home-Screen als Herz der Anwendung konzentriert sich auf das Wesentliche: „Bring mich Wohin“ für die freie Zieleingabe, den Weg vom aktuellen Standort nach Hause und den Weg zur Arbeit. Darunter lassen sich noch andere häufig anvisierte Orte speichern und auch die zuletzt gewählten Destinationen werden angezeigt.

Intuitive Bedienung

Ein Schwachpunkt bei manchen ÖPNV-Navigationsprogrammen wie z.B. „Öffi“ ist die Adresseingabe: Auf die Eingabe folgen Drop-Down-Listen, aus denen ausgewählt werden muss, und Adressen müssen nach bestimmten Mustern eingegeben werden, um übernommen zu werden. Hier schlägt sich Citymapper ähnlich gut wie Google Maps: Die Zielwahl ist sehr tolerant und kann auch mit Eingaben wie „Hotel Kempinski“,  „Englischer Garten“ oder „Starbucks Friedrichstraße“ etwas anfangen. Citymapper greift hier auch z.B. auf Daten von Foursquare zurück. Bei der Eingabe von konkreten Adressen teilt sich Citymapper aber auch eine nachteilige Besonderheit mit Google Maps: Die Hausnummer muss vor dem Straßennamen eingegeben werden, damit die automatische Vorschlagfunktion ihre Stärken ausspielt, und der Straßenname nicht voll getippt werden muss. Sie sollten also „85 Dorotheenstraße“ zu tippen beginnen, nicht „Dorotheenstraße 85“, um zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu kommen. Hier wurde wohl vergessen, die App an lokale Usancen anzupassen. Sehr unkompliziert funktioniert dafür die Auswahl von Start und Ziel über einen Tap auf die Karte, hier könnten Google Maps und Co. sich noch ein Scheibchen abschneiden.

Die Benutzeroberfläche ist aufgeräumt und konzentriert sich auf die am häufigsten gebrauchten Routen.

Alternative Routen

Ist das Ziel ausgewählt und bestätigt, schlägt Citymapper gleich mehrere alternative Routen auf  einer Seite vor, jeweils mit der geschätzten Wegzeit und einigen Zusatzinfos. Pädagogisch wertvoll stehen ganz oben Fußweg und Fahrrad neben dem zu erwartenden Kalorienverbrauch für den Läufer oder Strampler. Der Weg per Taxi enthält auch eine ungefähre Preisangabe.  Die Wege per U-Bahn, Bus und Straßenbahn beziehen Echtzeitdaten der Berliner Verkehrsbetriebe ein, reagieren also bei der Routenplanung auf aktuelle Verspätungen und Behinderungen im Netz. Fantastisch ist auch die Präsentation der alternativen Routen zum Vergleich: Kartendarstellung, Zeit- und Streckenangaben können einfach durchgewischt werden, was den Vergleich und die Wahl des Verkehrsmittels sehr erleichtert. Etwas unnötig erscheint dagegen die Wetterangabe für den Zielort: In großen Städten mögen mikroklimatische Unterschiede zwischen Start und Ziel herrschen – die Wahl zwischen Bus oder Tram wird davon wohl aber nicht abhängen.

Seit langem hat Citymapper auch einen Running Gag in die App eingeplant: Neben den konventionellen Vorschlägen für den Weg von A nach B unterbreitet der Routenplaner auch Humoristisches, so etwa eine Route per Teleporter oder die Flugzeit mit einem Jet-Pack.

Haltestellen

Wer seine Route schon kennt oder lieber selber plant, kann auch kurzerhand auf die Abfahrtszeiten zurückgreifen, die Citymapper zu den Haltestellen in der näheren Umgebung anzeigt. Diese sind nach Verkehrsmittel getrennt und nach Entfernung sortiert. Auch der Fußweg zur betreffenden Haltestelle wird angezeigt und Sie können Haltestellen-Favoriten definieren, um in Zukunft schnelleren Zugriff zu erhalten.

Die Routeninformationen enthalten auch Angaben zu Kalorienverbrauch und Kosten.

Offene Daten

Was Citymapper bei seiner Entwicklung sehr zupass kommt, und wohl auch die Ausweitung des Dienstes auf weitere Städte in der Zukunft erleichtern wird, ist der Trend hin zu Open Data bei den Fahrplaninformationen der öffentlichen Verkehrsnetze. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) etwa hat seine Fahrpläne im April letzten Jahres unter einer Creative-Commons-Lizenz freigegeben und damit deren Nutzung für jedermann freigestellt. Schon ein paar Monate später wurde dies mit dem ÖPNV-Navigationsfeature in Google Maps belohnt. Im Fall von München war es ähnlich. In Wien dagegen entschied man sich zwischenzeitlich für einen anderen Weg und drehte den Datenhahn nach der Fußball-Europameisterschaft 2008 kurzerhand wieder zu. Erst die Revision der Entscheidung Jahre später schuf wieder die Möglichkeit für anwenderfreundliche Navigations-Apps aus dritter Hand.

Fazit

Citymapper mausert sich zu einem ernsthaften Konkurrenten für Google Maps und die offiziellen Apps der Verkehrsbetriebe. Vor allem die durchdachte Bedienung und die übersichtliche Präsentation der Ergebnisse sind beeindruckend. Schade nur, dass sich die Verfügbarkeit bisher auf so wenige Großstädte beschränkt. Doch getreu dem Motto „Kommt Zeit, kommt Stadt“ harren wir der Dinge.

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