Das lange Warten hat sich ausgezahlt: Heute früh wurde Android 4.0 unter enormen Medienandrang in Hongkong präsentiert. Natürlich hängen auch wir uns da an und stellen die neueste Android-OS-Version vor.
Google hat sich bei der Entwicklung des Android 4.0 ICS vermehrt die Wünsche und Bitten der Kunden zu Herzen genommen, aber auch an den Stärken der Konkurrenz hat man sich orientiert. Herausgekommen ist ein Gesamtpaket, das durchaus zu überzeugen weiß. Die Details stellen wir euch im Folgenden vor.
Ziel der neuen Betriebsoberfläche ist es laut Google, „die Power von Android an die Oberfläche zu bringen“. Und tatsächlich wirkt das neue Interface aufgeräumter und moderner. Man habe sich an dem Design von Magazinen orientiert, so Android-Designer Matias Duarte. Das bedeutet größere Überschriften, mehr Weißraum, eine neue Schriftart namens “Roboto” und insgesamt deutlich weniger Interface-Elemente. Neu sind ebenfalls in der Größe veränderbare Widgets für den Homescreen, einfach durch Drag & Drop zu erstellende Ordner für die Apps und eine scrollbare Liste für die zuletzt geöffneten Applikationen. Auch ganz neu ist die Möglichkeit die Einträge zum Schnellstart nach Belieben anzupassen, ebenfalls per Drag&Drop, was die Bedienung extrem erleichtert. Der Lockscreen wurde auch optimiert und erlaubt jetzt mehr Aktionen, ohne den Bildschirm zu entsperren. So kann man, wenn es mal schnell gehen muss, direkt vom Lockscreen die Kamera öffnen, aber auch eingehende Nachrichten aus dem Benachrichtigungsfenster lesen oder die Playlist managen.
Neben dem Öffnen des Benachrichtigungsfensters auch im Lockscreen wurden einige andere Updates gemacht. Bei Ice Cream Sandwich bekommt man nicht mehr nur Benachrichtigungen bei eingehenden SMS oder über Apps, das Benachrichtigungssystem wurde beispielsweise mit Infos aus dem Musikplayer erweitert.
Natürlich wurde auch am Multitasking gearbeitet. Android 4.0 verspricht verbessertes Multitasking durch Thumbnails, mit denen man leicht zwischen laufenden Programmen wechseln kann – mit einem Tipp darauf werden sie geöffnet. Des Weiteren besteht jetzt die Möglichkeit, Programme ganz einfach durch „Herausziehen“ aus der Liste zu entfernen.
Unter neuem Namen präsentiert sich die Kontakt-App. „People“ ist viel stärker mit sozialen Netzwerken vernetzt als die alte Kontaktapplikation. So werden nun zum Beispiel in übersichtlichen digitalen Karteikarten alle Informationen, Sozial-Network-Aktivitäten und Statusupdates gezeigt. Das Foto der Kontaktperson ist großformatig und füllt bei einem Anruf im Idealfall den kompletten Bildschirm aus. Ebenfalls neu ist das „Ich“-Profil, in dem der Nutzer eigene Informationen einfacher sammeln und teilen kann.
Sollte man einmal keine Zeit für einen eingehenden Anruf haben, genügt ein Wisch nach oben, und ICS zeigt eine Reihe von Antwort-SMS, die automatisch an den abgewiesenen Anrufer gesandt werden.
Völlig neu gestaltet hat man die Kamera-Anwendung. Fotos lassen sich, wie oben bereits erwähnt, schneller schießen, der Fokus kann manuell per Touchscreen verändert werden und auch eine Panorama-Funktion ist mit an Bord. Eine Gesichtserkennung mit Auto-Fokus fehlt natürlich ebenfalls nicht. Geschossene Fotos kann man gleich beim ersten Betrachten über kleine Icons online stellen, und die Galerie kommt im frischen „Magazin-Layout“ daher. Auch die Fotobearbeitung wurde verbessert: Bilder lassen sich drehen und beschneiden, und sowohl bei Videos (während der Aufnahme) und Fotos sind diverse Effekte wählbar.
Als besonderes Bonbon bietet Android 4.0 „Face Unlock“. PIN-Codes und Muster werden überflüssig, man hält einfach sein gespeichertes Gesicht in die Frontkamera des Smartphones und schon entsperrt sich das Gerät. In Hongkong funktionierte das allerdings nicht so ganz perfekt, könnte aber auch an den Scheinwerfen gelegen haben. Videos kann man nun in Zeitraffer drehen und die Kamera kann während der Aufnahme nachfokussieren.
Die erwartete Screenshot-Funktion gibt es ebenfalls, hierzu drückt man einfach die Power und Volume Down-Tasten gleichzeitig.
Exakter arbeiten und besser verstehen heißt hier das Motto. So wurde die On-Screen-Tastatur mit einem umfangreicheren Wortschatz ausgestattet und soll somit sinnvollere Verbesserungsvorschläge liefern. Nicht erkannte Worte werden einfach unterstrichen, und mit einem Touch darauf wird eine Liste mit Vorschlägen geöffnet. Wer nicht gerne tippt, kann auf die ebenfalls verbesserte Sprach-zu-Text-Eingabe umsteigen. Das Programm soll sogar mit kurzen Sprechpausen umgehen können und wie die normale Texteingabe viele Korrekturmöglichkeiten bieten.
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Stark verändert präsentiert sich auch der Browser. Anders als bei den Vorgängerversionen ist es nun möglich, gezielt die Desktop-Version einer Webseite anzufordern. Geöffnete Seiten können einfach für die Offline-Nutzung gespeichert werden und auch Tabbed Browsing ist integriert. Außerdem soll ICS mit einem Nexus S beim V8-Benchmark 220 Prozent, beim neuen Nexus Prime sogar fast 550 Prozent schneller sein als das noch aktuelle Android 2.3.
Generell wurde bei Android 4.0 ja fast alles anders gestaltet. So verwundert es nicht, dass sich auch der Kalender und die GMail-App im frischen Look präsentieren. Die App ermöglicht es nun auch im Offline-Modus nach Nachrichten zu suchen.
Um den Überblick über die verbrauchten Datenmengen zu behalten ist im neuen Betriebssystem unter den Einstellungen ein Datenzähler integriert. Hier kann man Sperren und Alarme einstellen, um ein bestimmtes Limit nicht zu überschreiten. Außerdem lässt sich anhand von Charts genau ablesen, welche App wie viel an Datenvolumen verbraucht und so verschwenderische Applikationen sofort identifizieren.
Als letzte Neuigkeit wurde in Hongkong ein NFC-basierter Dienst namens „Beam“ präsentiert. Durch einfaches Aneinanderhalten zweier Smartphones wird ein Daten- und Informationsaustausch ermöglicht. Es lassen sich so Links, Kontakte, Musik und sogar Apps austauschen – beim zweiten Gerät wird automatisch die richtige Seite im Market geöffnet.
Android 4.0 soll laut Google auf allen von Android 2.3 unterstützten Geräten laufen, was aber von der Auslieferung eines Updates der jeweiligen Hersteller abhängt. Wann die Updates für bestehende Android-Handys kommen, ist noch nicht bekannt. Das Nexus Prime, das erste Smartphone mit Android 4.0 ICS, soll schon im November auf den Markt kommen. Hingegen jetzt schon erhältlich ist das Software Development Kit, mit dem Entwickler bereits Zugriff auf die neuen Funktionen des mobilen Betriebssystems haben. Auf der Präsentation nicht erwähnt wurde, dass Android 4.0 mit 2D-Hardware-Beschleunigung kommt, das ist aber auf der Developer-Homepage bestätigt.
Hier findet ihr noch eine Anleitung wie ihr Android 4.0 schon jetzt testen könnt!