Mit Samsung und LG kommen gleich zwei der Top 3 Smartphone-Hersteller aus Südkorea. Zu viel für die Diktatur im Norden der geteilten Halbinsel: Nordkorea hat jetzt sein eigenes Smartphone vorgestellt. Das “Arirang” genannte Gerät basiert auf Android.
Made in North Korea – werden wir dieses Siegel bald auf unseren Smartphones bestaunen dürfen? Wohl kaum. Dennoch ist es erstaunlich, dass die abgeschottete Diktatur jetzt unter die Smartphone-Hersteller gegangen ist. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Korean Central News Agency (KCNA) auf ihrer Webseite mitteilt, hört das erste in Nordkorea hergestellte Smartphone auf den Namen “Arirang” und läuft auf Android.
In der “Fabrik des 11. Mai”, so der absurd anmutende Name der Produktionsstätte, ließ sich Kim-Jong-un den neuen technischen Stolz seiner Nation vorführen. Unter den Augen seiner Generäle begutachtete der etwas pummelige Diktator dann das “Arirang” und unterstrich nochmal die Wichtigkeit des Baus von Smartphones für sein verarmtes Land.
Von den technischen Spezifikationen des Smartphones ist bisher noch wenig bekannt. Anhand der Fotos können lediglich ein Touchscreen und eine rückwärtige Kamera bestätigt werden, zudem scheint auf dem “Arirang” mindestens Android 4.0 Ice Cream Sandwich oder höher zu laufen, wie man am Homescreen erkennen kann. Äußerlich ähnelt es ansatzweise dem Samsung Galaxy S2, zumindest beim Design scheint man also in der (koreanischen) Familie zu bleiben.
In Anbetracht der Tatsache, dass es erst seit 2008 überhaupt Mobilfunk im kommunistischen Land gibt, schreitet die Entwicklung also schnell voran. Dennoch stellt sich die Frage, welches praktische Ziel die Führung in Pjöngjang mit dem Bau von Smartphones wohl verfolgen mag? Einen echten Markt für Smartphones gibt es in Nordkorea nämlich nicht: die gut eine Million Handynutzer können nur innerhalb der Landesgrenzen telefonieren und Zugang zum mobilen Internet haben sie natürlich auch nicht.
Vielleicht hofft man aber auch darauf, das “Arirang” zu exportieren und so der am Boden liegenden Wirtschaft helfen zu können? Wobei es fraglich sein dürfte, ob man auf irgendeinem ausländischen Markt eine realistische Chance gegen die ohnehin schon günstigen und höchstwahrscheinlich auch technisch überlegenen anderen Hersteller Asiens hat.
Am Ende hat das “Arirang” seine Existenz wohl nur dem Minderwertigkeitskomplex zu verdanken, den die nordkoreanische Führung seit Jahrzehnten gegenüber Südkorea hat: “Schaut her, was die im Süden können, können wir auch!”
Doch wenigstens beim Namen hat man Geschmack bewiesen, denn “Arirang” ist der Name des beliebtesten koreanischen Volksliedes und wurde bei internationalen Sportveranstaltungen für gesamtkoreanische Mannschaften schon als Ersatz für die Nationalhymne verwendet. Nach dem Säbelrasseln Anfang des Jahres ein kleines Zeichen der Einigkeit für die geteilte Halbinsel.
Und, wer von euch plant schon mit dem Verkauf seines S4 oder HTC One, um das “Arirang” zu importieren? 😉
Quelle: KCNA (via Der Standard)