Dass auch „Halbgötter in Weiß“ nur Menschen sind, die mitunter auch ein richtig unverschämtes Verhalten an den Tag legen können, musste unlängst ein Patient im US-Bundesstaat Virginia feststellen. Während einer Operation lästerte eine Ärztin über ihren Patienten. Was sie allerdings nicht wusste: Der Patient hatte versehentlich sein Smartphone angelassen und die gesamte Schimpftirade aufgezeichnet.
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Vertrauen ist die Basis eines gesunden Arzt-Patienten-Verhältnisses. Ob Tiffany M. Ingham aber sobald wieder das Vertrauen eines Patienten für sich gewinnen kann, darf bezweifelt werden. Die Anästhesistin leistete sich während einer Darmspiegelung üble Entgleisungen gegenüber ihrem Patienten, als dieser hilflos in Narkose lag. „Während unseres OP-Vorgesprächs wollte ich dir nach fünf Minuten ins Gesicht schlagen und dich ein bisschen aufmischen“, so die 42-jährige. Außerdem riss Ingham Witze über einen Ausschlag des Patienten und meinte zu ihren Kollegen, dass das höchstwahrscheinlich Syphilis sei und sie die Stelle ja nicht berühren sollen. „Es ist wahrscheinlich Tuberkulose am Penis, also wird dir nichts passieren“, fügte sie außerdem an. Später machte sie sich auch noch darüber lustig, dass dem Patienten übel wurde, nachdem sie ihm eine Spritze verpasste. Ihre höhnische Replik: „Na, warum siehst du dann hin, Vollidiot?“
Was der Halbteufel in Weiß jedoch nicht ahnte: ihre wüsten Beschimpfungen wurden aufgenommen! Der Patient schaltete vor der Darmspiegelung sein Smartphone ein, um nach der OP die ärztlichen Anweisungen aufzunehmen. Offenbar befürchtete „DB“, wie er in den Gerichtsdokumenten genannt wird, dass er nach dem Eingriff zu benommen sei, um die Ratschläge der Ärzte zu behalten. Daher schaltete er sein Handy an, um alles zu sichern. Da das Mobilgerät aber in seiner Hosentasche lag und diese während der Darmspiegelung unter dem OP-Tisch deponiert wurde, zeichnete das Mobilgerät die kompletten Entgleisungen auf.
Geschockt über dieses unprofessionelle Verhalten verklagte „DB“ die Anästhesistin – und bekam Recht. Die Jury sprach dem gebeutelten Patienten 500.000 US-Dollar (umgerechnet circa 446.000 Euro) Schadensersatz zu. Der Anwalt des Klagenden hatte eigentlich sogar 1,75 Millionen US-Dollar gefordert, die halbe Millionen sind ein Kompromiss für beide Seiten.
Tiffany M. Ingham kommen ihre Beleidigungen sehr teuer zu stehen. Das sollte der Ärztin hoffentlich eine Lehre sein, ihre Patienten in Zukunft nicht noch einmal so zu verhöhnen.
Quelle: Washington Post (via: mirror.co.uk, Stern.de)