Mit den „Instant Articles“ will Facebook die Nachrichtenbranche revolutionären. Ab sofort können Publisher komplette Artikel auf dem sozialen Netzwerk posten. Einige große Medienhäuser wie Spiegel Online oder Bild.de machen bereits mit. Das neue Feature gibt es zunächst nur in der iOS-App, Android soll sobald wie möglich folgen.
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Vom Regen in die Traufe? Seit Jahr und Tag beschweren sich Medienhäuser über die Marktmacht Googles, die angeblich ihre Existenz bedroht. Dass sich einige von ihnen nun ausgerechnet zu Facebook flüchten, entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie. „Instant Articles“ – so nennt Facebook sein neues Medienformt, dass die Nachrichtenbranche revolutionieren soll. Die Idee dahinter ist simpel: Wieso Facebook verlassen, wenn man komplette Artikel nicht auch direkt auf dem Portal lesen kann? Genau diese Funktion bietet das von Mark Zuckerberg gegründete Unternehmen nun innerhalb der iOS-App an.
Statt lediglich Links zu den eigenen Artikeln zu posten, können Medienhäuser komplette Artikel auf Facebook hochladen, die der interessierte Leser auch dort in vollem Umfang lesen kann. Eine Triebfeder für das neue Feature, so Facebook, sei die Geschwindigkeit. Zwischen dem Klick auf einem verlinkten Artikel und dem öffnen des Browsers vergehen wertvolle Sekunden, die das soziale Netzwerk gerne einsparen möchte. „Need for Speed“, wenn man so will. In den USA machen bereits die New York Times, National Geographic oder Buzfeed mit. In Deutschland sind beispielsweise Bild.de und Spiegel Online dabei. „Für uns ist diese Kooperation mit Facebook zunächst einmal ein Test. Wir hoffen, dabei einiges darüber zu lernen, wie sich unsere Inhalte in sozialen Netzwerken am besten darstellen und verbreiten lassen. Uns ist es wichtig, unsere Leser da zu erreichen, wo sie sind, und da spielt Facebook einfach eine wichtige Rolle. Unsere Berichterstattung über Facebook wird all das selbstverständlich nicht beeinflussen, sie bleibt unabhängig und kritisch.“, meint etwa Florian Harms, Chefredakteur von Spiegel Online.
Den Medienhäusern stehen bei der Erstellung der „Instant Article“ eine breite Palette an praktischen Tools zur Verfügung, um ihre Inhalte für den Nutzer ansprechend zu gestalten: Komplette Artikel können nicht nur auf Facebook gepostet, sondern auch mit einem eigenen Logo versehen werden. Zudem ist auch die Integration des bekannten „Folgen“-Buttons in die Artikel möglich und die individuellen Seiten der Autoren können ebenfalls eingebunden werden. Der Artikel selbst kann nicht nur Text enthalten, sondern auch Bilder, Bildergalerien und Videos. Auch Tweets und andere interaktive Inhalte sind durch ein Web-View möglich.
Interessant wird es bei der Aufteilung der Werbeeinnahmen. Vermarkten die beteiligten Medienhäuser die Werbung selbst, können sie 100 Prozent der Einnahmen behalten. Wird die Werbung hingegen durch Facebook vermarktet, bleiben ihnen noch 70 Prozent. Die anderen 30 Prozent der Werbeeinnahmen kassiert das soziale Netzwerk selbst. Die „Instant Articles“ stoßen allerdings nicht nur auf Gegenliebe. Kritiker geben zu bedenken, dass Medienhäuser damit die Kontrolle über ihre Inhalte vollends an Facebook übergeben und sich damit selbst entmachten. Ein durchaus valider Einwand, wenngleich man erst einmal abwarten sollte, wie sich das neue Format überhaupt entwickelt.
Bis dato gibt es die „Instant Articles“ lediglich innerhalb der iOS-Version der Facebook-App. Laut TechCrunch soll allerdings bald die Android-Version folgen.
Was glaubt ihr: Sind die „Instant Articles“ das Nachrichtenformat der Zukunft?