Android ade? Angeblich arbeitet HTC an einem eigenen mobilen Betriebssystem, das speziell auf die Bedürfnisse chinesischer Nutzer angepasst sein soll.
Nicht nur die Wirtschaft brummt in China, auch die Zahl der Handynutzer wächst und wächst und wächst. Das Reich der Mitte hat die USA längst überholt und ist zum größten Mobilfunkmarkt der Welt aufgestiegen. Die Mehrheit der 1,3 Milliarden Chinesen telefoniert aber immer noch mit einfachen Handys – ihr Umstieg auf Smartphones steht also noch bevor und wird für viele Unternehmen ein lukratives Geschäft werden. Wenig verwunderlich also, dass auch HTC ein Stück von diesem Kuchen abhaben will: Angeblich arbeitet das taiwanische Unternehmen an einem speziell für den chinesischen Markt angepassten mobilen Betriebssystem.
So berichtet es zumindest das Wallstreet Journal, die sich auf Insider berufen, die mit dem Projekt angeblich vertraut sind. Ihren Informationen zufolge, soll das neue System auf die Bedürfnisse der chinesischen Mobilfunknutzer angepasst sein und als Alleinstellungsmerkmal eine tiefe Integration von landeseigenen Webdiensten wie z.B. Weibo, der chinesischen Antwort auf Twitter, bieten.
Das geheime Projekt, was von der Mitgründerin und Aufsichtsratsvorsitzenden Cher Wang überwacht wird, ist laut WSJ schon sehr weit fortgeschritten: erste Prototypen, die mit einer frühen Version des neuen Betriebssystems ausgestattet sind, sollen chinesischen Offiziellen zum Testen übergeben worden sein. Die chinesische Regierung soll auch eine aktive Rolle bei der Entwicklung des neuen Systems spielen, was auch zur Strategie der kommunistischen Machthaber passen würde, sich nicht mehr so abhängig von ausländischen Betriebssystemen zu machen. Doch wieso man mit HTC ausgerechnet auf ein Unternehmen aus Taiwan setzt und nicht auf die eigenen Hersteller des Landes wie Huawei oder ZTE, ist noch nicht bekannt.
Unklar ist zudem, ob das neue mobile OS eine komplette Neuentwicklung ist oder als Basis doch auf Android setzt? Ein sog. Fork, also die Abspaltung und eigene Weiterentwicklung von Android, wäre mit Sicherheit die einfachste Variante. Mit Amazon hat man außerdem ein sehr erfolgreiches Beispiel für dieses Vorgehen, denn auf den Kindle Fire-Tablets des weltweit größten Onlinehändlers läuft so eine eigene Variante von Android. Andererseits ist HTC auch Mitglied in der Open Handset Alliance (OSHA) und hat sich dazu verpflichtet, die “Integrität von Android zu erhalten” und Forks zu unterlassen. In Anbetracht der Tatsache, dass der ohnehin nur mäßige Erfolg von HTC komplett an Android hängt, wäre man wahnsinnig, würde man die guten Beziehungen zu Google wegen eines Forks riskieren.
Am Ende läuft es wohl entweder auf eine komplette Neuentwicklung oder auf eine leicht angepasste Variante von Android heraus. Für die Neuentwicklung fehlen dem strauchelnden Unternehmen aber die Ressourcen und so bleibt nur ein leicht verändertes Android. Wenn HTC die Kernfunktionen von Android nicht allzu sehr ändert, sondern nur eine tiefe Integration von chinesischen Webdiensten liefert, dürfte Google wohl ein Auge zudrücken. Ohnehin ist der Erfolg Googles in China sehr überschaubar. Da der Internetgigant immer noch mehr als 90 Prozent seines Umsatzes mit Werbung macht, die durch Suchanfragen generiert werden, würde man auch nicht viel verlieren.
Was haltet ihr von dieser Entwicklung, auch ein Beispiel für Deutschland oder andere Staaten in Europa?
Quelle: Wallstreet Journal (via Android Authority)