HERE: Deutsche Autokonzerne übernehmen Nokia-Kartendienst

Es formiert sich Widerstand gegen Google: Audi, BMW und Daimler haben sich verbunden und gemeinsam die Navigationsanwendung Here von Nokia übernommen. Das Ziel ist klar: Die Autohersteller wollen nicht von Google Maps abhängig sein.

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Spekuliert wurde über den Deal schon länger, schlussendlich ist jetzt aber alles ganz schnell gegangen: Wie die drei Autohersteller bekanntgaben, gehört das Offline-Navi Here ab sofort zu gleichen Teilen den drei Parteien. Nokia, bisheriger Besitzer der Anwendung, darf sich über insgesamt 2,8 Milliarden Euro freuen, der endgültige Abschluss des Geschäfts wird für das erste Quartal 2016 erwartet. Allzu viel dürfte sich ohnehin nicht ändern: Keiner der drei Partner strebe eine Art Alleinherrschaft an, weshalb das Management von Here auch weiterhin unabhängig arbeiten soll.

Zu unterschätzen ist der Deal dennoch nicht: BMW, Daimler und Audi bringen sich damit in Position und bieten quasi Google die Stirn. Geht es nach den Herrschaften rund um Larry Page, sollen neben PCs, Smartphones, Kameras, Tablets und Wearables künftig auch Autos mit Android gesteuert werden. Ein Szenario, dass den PKW-Herstellern weniger passt – verständlicherweise: Nicht nur, dass Google bekanntermaßen selbst an autonom fahrenden Autos schraubt und damit die etablierten Hersteller in Bedrängnis bringt, auch die Sammelwut der Datenkrake trifft auf wenig Gegenliebe: Die Hersteller wollen Google nicht auch noch mit kritischen Fahrzeugdaten, Reiserouten etc. füttern.

Mit der Übernahme von Here setzt man künftig also auf eine eigene, interne Lösung – die dennoch alle Stücke spielt: Neben Google Maps, TomTom und OpenStreetMap gehört Here zu den vier größten Kartensammlungen weltweit, die deutschen Autokonzerne dürfen sich also über jede Menge Material freuen. Dass Here auch in Autos funktionieren kann, beweisen bereits Unternehmen wie Toyota, General Motors oder Fiat Chrysler. Daneben setzen aber auch Amazon, Yahoo oder Fedex und UPS auf die Geodaten von Here.

Quelle: Tagesschau