Seit mehr als vier Jahren ist Matias Duarte schon Android-Chefdesigner und arbeitet seither kontinuierlich daran, Android den letzten Feinschliff zu geben. In einem seiner seltenen Interviews sprach Duarte jetzt über seine Design-Philosophie und gab Einblicke in die Zukunft von Android.
Es gab mal eine Zeit, lange ist es her, da galt Android als die kleine hässliche Schwester von iOS. Dann aber stieß Matias Duarte vor vier Jahren zu Google und verpasste Android eine optische Rundumerneuerung, die das mobile Betriebssystem in Sachen Design auf Augenhöhe mit der schicken Konkurrenz von iOS und Windows Phone brachte. Im Zuge der Accel Designkonferenz hatte nun Joshua Topolsky, Chefredakteur der Kollegen von The Verge, die Gelegenheit, den Android-Chefdesigner hinsichtlich der Design-Zukunft von Android zu befragen und förderte dabei so manch erstaunliche Antwort zutage.
So sei Design für Duarte, dessen totsicheres Gespür für Geschmack anscheinend bei seiner Hemdenwahl endet, ein kontinuierlicher Prozess und niemals abgeschlossen. Die Zukunft sieht der geborene Chilener nicht in der Softwareentwicklung für bestimmte Geräteklassen, etwa Smartphones oder klassischen Computern, sondern in der eigenständigen Anpassbarkeit der Software, ganz gleich um welches Endgerät es sich handelt. In der Gestaltung von Webseiten wird dieser Ansatz unter dem Schlagwort “Responsive Webdesign” zusammengefasst, sprich: der Fähigkeit von Webseiten, sich in ihrem Aussehen und Aufbau unterschiedlichen Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder Desktop-Computer anzupassen.
Laut Duarte wird sich die Entwicklung also nicht mehr vorrangig an bestimmten Geräten orientieren, sondern soll den Komfort des Nutzer im Fokus haben. Das ist auch als kleiner Stich Richtung Apple zu verstehen, denn ausnahmslos alle Apps auf iOS sind in ihrer User Experience an die ursprünglich angedachte Hardware gekoppelt: eine App fürs iPhone läuft zwar auch auf dem iPad, doch wird die Anwendung nur vergrößert dargestellt und skaliert nicht ihre Benutzeroberfläche wie es etwa Android-Apps seit jeher machen.
Aber nicht nur über die Design-Zukunft von Android wurde an diesem Abend gesprochen: Zur Verblüffung aller Anwesenden trug Duarte nämlich eine bisher unbekannte Smartwatch an seinem Handgelenk. Topplsky, ganz investigativ, versuchte dann mehrmals, Duarte ein paar Informationen zur Smartwatch aus der Nase zu locken, scheiterte jedoch kläglich. Weder auf die Nachfrage zur Akkulaufzeit der Smartwach noch auf den Versuch, das Wearable mit dem Hotwort “OK, Google” zu aktivieren, ging der Design-Guru ein und sprach einfach stur weiter über die Design-Philosophie von Android.
Bei Android Wear sei Googles Ziel etwa, die Interaktion mit der digitalen Welt zu erleichtern, umso das soziale Miteinander zwischen Menschen wieder zu verbessern. Statt bei jeder Benachrichtigung also geistesabewesend aufs Smartphone zu starren, genüge einfach der schnelle Blick aufs Handgelenk und schön könne man sich wieder den geliebten Menschen widmen. Bei Google hat man also nicht vor, den Menschen ausgewachsene Smartphones ans Handgelenk zu binden. Das passt auch zu älteren Meldungen, wonach der Fokus bei Android Wear auf Benachrichtigungen liegt.
Zum alten Streit Flat Design vs. Skeuomorphismus hatte Duarte ein paar mäßigende Worte parat und versprach, im Android-Design weder ausschließlich auf den schlanken Minimalismus des Flat Design zu setzen, noch das eigene Herz ans archaische Skeuomorphismus zu verlieren, das im Software-Design Merkmale und Texturen bekannter Gegenstände nachbildet. Bestes Beispiel ist hier vielleicht die Nachahmung eines Bücherregals aus Holz, um die E-Book-Sammlung darzustellen. Stattdessen will man bei Android, so Duarte, die goldene Mitte suchen und das Design verwenden, was am besten zur Zielsetzung passt. Die vor kurzem aufgetauchten Moonshine-Icons sind vielleicht schon der erste Vorbote dieser Herangehensweise.
Fireside Chat: Android Design from Accel Partners on Vimeo.
Quelle: The Verge (via Android Next)