Microsoft als Wahrsager: Bereits 1999 hat der Software-Riese erstaunlich treffsicher unsere vernetzte Zukunft vorhergesagt, inklusive Barcode-Scanner, Sprachassistenten und GPS-Tracker. Doch warum wurden aus Microsofts Visionen niemals marktreife Produkte?
Intelligentes Haus, vernetztes Wohnen oder Smart Home – die Buzzwörter haben sich zwar im Laufe der Zeit geändert, vom Versprechen der Industrie, unser Wohnen genauso intelligent wie unsere Computer oder Smartphones zu gestalten, sind wir aber noch ein Stück weit entfernt. An fehlenden Zukunftsvisionen kann es allerdings nicht gelegen haben, wie etwa Microsofts Vorstellung vom Haus der Zukunft zeigt und bereits 1999 einen erstaunlich treffsichere Prognose der heutigen Gegenwart gegeben hat.
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Im Video kann man beispielsweise sehen, wie eine Ehefrau ihren Mann via GPS lokalisiert und ihn dann per Spracheingabe anruft. Vor allem die Spracheingabe erinnert sehr an heutige Sprachassistenten à la Google Now oder Siri. Ein neuartiges Interface am heimischen Fernseher zeigt Content von TV-Anbietern als auch Streaming-Diensten an, hier lassen Netflix, Watchever und Co. grüßen. Fast schon unheimlich präzise: Mit einem kleinen Barcode-Scanner fügt die Ehefrau im Video leere Lebensmittel einem virtuellen Einkaufswagen hinzu – genau so ein Gadget wurde erst kürzlich mit Amazon Dash vorgestellt. Natürlich wirken einige dieser Visionen heut recht lächerlich, etwa der absurd große Pocket PC (Bild), den die Tochter der Familie bei sich trägt. Dennoch bewiesen hier die Entwickler aus Redmond einen sehr guten Riecher für die Zukunft.
Wieso aber, fragt sich wohl jeder unweigerlich beim Anschauen des Videos, hat es Microsoft nie geschafft, die eigenen zukunftsweisenden Prognosen auch in marktreife Produkte umzusetzen? Die Antwort hängt wohl mit der Struktur des Unternehmens zusammen: Als weltweit größter Softwarehersteller, mit aktuell mehr als 120.000 Mitarbeitern, hatte der Windows-Entwickler mit enormer interner Bürokratie zu kämpfen, die so manches mal die ein oder oder andere innovative Pflanze erstickt hat. Ein Schema, mit dem alle Großkonzerne zu kämpfen haben. Auch dürfte die ideologische Ausrichtung hin zu Windows und Office, vor allem betrieben durch den Ex-CEO Steve Ballmer, Mitschuld an der Misere sein. Denn alles, was nicht direkt den beiden Goldeseln von nutzen war, wurde vom Microsoft-Management als nebensächlich betrachtet.
Es dürfte interessant sein, ob Microsoft mit dem neuen CEO Satya Nadella noch einmal das Ruder herumreißen kann. Insbesondere, da ja Apple und Google die Hausautomatisierung als nächstes großes Schlachtfeld der IT ersonnen haben und Microsoft, trotz richtiger Prognosen, einmal mehr das Nachsehen haben könnte.
Ziemlich treffsicher, die Kollegen aus Redmond: Was sagt ihr zu den Prognosen von Microsoft?
Quelle: The Verge