Es war eine geheime Aktion: Am 24. Mai morgens um fünf Uhr startete eine Razzia, an der eine Hundertschaft an Polizisten und Finanzbeamten beteiligt waren. Wenig später war der Spuk wieder vorbei. Vor den Augen völlig überrumpelter Mitarbeiter transportierten die Beamten Computer und andere Beweisstücke ab. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung in Milliardenhöhe. Und dieser richtet sich gegen keinen Geringeren als Google.
Warum nicht in Deutschland?
Wer in Deutschland auf solche eine spektakuläre Aktion wartet, der kann lange warten. Während der deutsche Fiskus gegen jeden noch so kleinen Steuersünder mit unbarmherziger Härte vorgeht, können die multinationalen Großkonzerne schalten und walten, ohne auch nur einen Cent Steuern zahlen zu müssen.
Dahinter steckt zunächst einmal ein ausgeklügeltes System. Platzhirsche wie Google, Apple und viele andere schieben die eingenommenen Gelder so lange hin und her, bis in Deutschland keine Steuerpflicht mehr anfällt. Zumindest theoretisch. Letztlich läge es in der Hand des Gesetzgebers, diesem Treiben gezielt ein Ende zu setzen. Doch dieser zaudert – aus zunächst nicht nachvollziehbaren Gründen.
Dahinter steckt allerdings Kalkül: Würde die exportstarke Nation Deutschland massiv gegen jene ausländischen Konzerne vorgehen, könnte sich das sehr schnell als Bumerang erweisen. Der Grund liegt darin, dass sämtliche exportierenden Unternehmen ihre Einnahmen lieber in Deutschland versteuern. Würde es allerdings zu einem Kräftemessen der Finanzbehörden einzelner Nationen kommen, könnte es sehr schnell passieren, dass deutsche Firmen ihre Gewinne im Ausland versteuern müssten, wodurch dem Fiskus mehr Geld durch die Lappen ginge, als vielleicht durch eine rigidere Steuerpolitik zusätzlich eingenommen werden würde.
Quelle: Die Welt