Der fortschreitende Kulturverfall der westlichen Zivilisation hat eine neue Dimension erreicht: Das Wort des Jahres 2015, so die Jury von Oxford Dictionaries, ist erstmals ein Emoji. Das „Tränen vor Lachen“-Emoji hat sich unter anderem gegen starke Konkurrenten wie „Brexit“ oder „Dark Web“ durchgesetzt.
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Das „Tränen vor Lachen“-Emoji, unter Umständen auch unter einem anderen Namen bekannt, wurde laut Oxford Dictionaries deshalb ausgewählt, weil es weltweit am meisten genutzt werde: In Großbritannien wurde das lachende Bildchen dieses Jahr beispielsweise in 20 Prozent aller Textnachrichten verwendet, in den USA waren es immerhin noch 17 Prozent. Die Datenbasis selbst stammt vom Tastatur-Drittanbieter SwiftKey, mit dem Oxford Dictionaries eine Kooperation eingegangen ist, um verlässliche Zahlen zu erhalten.
Außerdem würden Emojis sprachliche Barrieren überwinden, was der Jury zufolge ein weiterer Grund sei, weshalb erstmals in der Geschichte ein Emoji zum Wort des Jahres gewählt wurde. „Emojis sind zu einer wichtigen Form der Kommunikation geworden, die sprachliche Grenzen überwinden kann“, sagte dazu Caspar Grathwohl, Chef von Oxford Dictionaries. Darüber hinaus werden die Emojis nicht nur von Teenagern verwendet, sondern finden ihren Weg auch immer mehr in den Mainstream. Selbst Hillary Clinton greift auf sie zurück: Im August wollte die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten auf Twitter wissen, wie die Nutzer zu den gigantischen Studienkrediten ständen, die US-amerikanische Studenten mittlerweile zu zahlen haben? Antworten sollten ihrer Follower in „drei Emojis oder weniger.“
In der Tat erfreuen sich die Emojis, die vom Japaner Shigetaka vor mehr als 15 Jahren aus dem Netz adaptiert und damit ins Leben gerufen wurden, ungebrochener Beliebtheit. Die Frage darf aber dennoch erlaubt sein, ob so eine altehrwürdige Institution wie die Oxford Dictionaries auf diesen Zug aufspringen muss? Emojis sind nicht besonders kreativ, erlauben keine komplexe Informationsübermittlung und sie sind vor allem eines: keine Wörter. Da wären die anderen Kandidaten für die Auszeichnung, etwa „Brexit“ für den möglichen Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union, die englische Bezeichnung für Flüchtlinge („refugee“) oder „sharing economy“ für ein Wirtschaftssystem, das aufs Teilen statt aufs Kaufen ausgerichtet ist, doch aktueller und daher passender gewesen.
Was haltet ihr von der Wahl des „Tränen vor Lachen“-Emojis zum Wort des Jahres 2015?
Quelle: Oxford Dictionaries (via SpOn)