Noch ein mobiles Betriebssystem: Das finnische Start-up Jolla hat das erste Smartphone mit Salifish OS auf den Markt gebracht. Das junge OS basiert auf MeeGo und kommt mit einem entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Nischen-Systemen.
Android, iOS, Windows Phone, Blackberry 10, Tizen – die Auswahl an mobilen Betriebssystemen ist aktuell größer denn je. Braucht es in diesem überfüllten Markt also noch einen weiteren Bewerber, der um die Gunst potentieller Smartphone-Käufer buhlt? Zumindest Jollla ist dieser Meinung. Das finnische Start-up hat jetzt sein erstes Smartphone mit Salifish OS auf den Markt gebracht.
Rückblende: Bevor Nokia 2011 komplett auf Windows Phone umgestiegen ist, suchte der Traditionshersteller verzweifelt nach einem Weg, der davonziehenden Konkurrenz von Android und iOS Einhalt zu gebieten. Der rettende Strohhalm sollte MeeGo sein. Das in Zusammenarbeit mit Intel entwickelte OS sollte Nokias betagtes Symbian ablösen und die Finnen in eine glorreiche Zukunft führen.
Bekanntermaßen kam jedoch alles anders, als der ehemalige Nokia-CEO Stephen Elop den Hersteller in eine Ehe auf Gedeih und Verderb mit Microsoft geführt hat: Nokia hatte kein Interesse mehr an der Weiterentwicklung von MeeGo und hat große Teile des Entwicklerteams entlassen. Unter den Gekündigten befanden sich auch Jussi Hurmola und Marc Dillon, die 2011 dann Jolla Mobile gründeten und seitdem auf Basis von MeeGo Salifish OS entwickeln.
Henri Hütten, ein 18 jähriger Schüler, war der Glückliche, der das erste Jolla-Smartphone sein Eigen nennen durfte. Insgesamt 450 erste Vorbesteller waren vor Ort, als Jolla und der finnische Mobilfunkanbieter DNA zur Release-Feier nach Helsiniki geladen haben. Für recht happige 399 Euro bekommen die Jolla-Enthusiasten ein Smartphone mit einem 1,4 Ghz. starken Prozessor von Qualcomm, einem Gigabyte Arbeitsspeicher und 16 GB internem Speicher. Das IPS-Display bietet eine Größe von 4,5 Zoll, löst mit 960 x 540 Pixeln auf und wird von Gorilla Glass 2 geschützt. Auf der Rückseite ist eine 8 Megapixel Kamera verbaut, an der Front soll eine 2 Megapixel Kamera für gute Aufnahmen bei Videotelefonie und Co. sorgen.
Auch im Paket enthalten sind eine handgeschriebene Danksagung, ein Ladegerät und ein weiteres Rückseiten-Cover. “The Other Half”, so nennen die Jolla-Mitarbeiter das spezielle Cover. Es soll weitere Profile und Designs herunterladen können.
Neben Anwendungen mit Qt5 und QML können auf Smartphones mit Salifish OS auch Android Apps installiert werden. Damit eröffnen sich dem jungen Betriebssystem Möglichkeiten, von denen die Konkurrenz nur träumen kann. Potentielle Heimat für Hunderttausende Android-Apps zu sein, könnte sich als vielleicht größter Vorteil von Salifish OS gegenüber ebenfalls noch im Nischen-Status befindlichen Systemen wie beispielsweise Tizen erweisen.
Freilich können die Jolla-Smartphones aber nicht auf den Play Store zugreifen, sondern müssen bisher mit dem App-Store des russischen Suchmaschinen-Primus Yandex vorliebnehmen. Mehrere Nutzer berichteten zudem von Problemen bei der Anmeldung im Store.
Ob und wann Jolla seine Smartphones auch nach Deutschland bringt, ist bisher noch nicht bekannt.
Ist eurer Meinung noch Platz für ein weiteres mobiles Betriebssystem?
Quelle: Heise, der Standard