Google unternimmt erneut etwas gegen die Fragmentierung

Die Debatte über die Fragmentierung von Android ist nach Meinung der meisten Handcomputerveteranen eine reine Zeitungsente . Da sie sich gut hält, muss Google nun reagieren. Doch halt – was ist das eigentlich?Wenn sich eine Smartphoneplattform optimal verbreiten will, so muss sie alle “Einsatzbereiche” abdecken. Das bedeutet, dass der Benutzer eine möglichst große Auswahl an verschiedenen Formfaktoren und Preisklassen haben muss – wer sich wie Apple auf den High-End-Bereich beschränkt, verliert viele Kunden.

Schon zu Zeiten des mittlerweile legendären Palm OS gab es eine Vielzahl verschiedener Geräte. Die Abbildung unten zeigt einen kleinen Schnappschuss aus der Sammlung des Autors:

Je nach Gerät ist andere Hardware verbaut (Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.)

Es ist nur logisch, dass die verschiedenen Geräte über verschiedene Fähigkeiten – und damit auch über verschiedene Programmierschnittstellen – verfügen. Es wäre z.B. völlig sinnlos, die Speicherkarten-API auf dem in der Mitte gezeigten Palm IIIc zu unterstützen – er hat keinen Slot für externen Speicher.

Für Entwickler ist eine enorme Reichweite natürlich hilfreich, da er eine Vielzahl von Kunden für seine Applikationen bekommt. Allerdings fordert das Anpassen der Anwendungen auch Zeit und Aufwand – manche Unternehmen waren schon zu Palm-Zeiten für ihre gigantischen Stapel von Testgeräten legendär:

Zum Testen von Handy-Apps braucht man schon mal einen kleinen Gerätefuhrpark (Bildquelle: Tamoggemon Holding k.s.)

Google kämpft neben der enormen Breite im Hardwarebereich auch mit einem zweiten Problem: sowohl Amazon und der chinesische Webgigant Alibaba als auch das russische Militär haben Android mittlerweile “geforkt”. Das bedeutet, dass sie eigene Versionen des Betriebssystems anbieten, die zusätzliche Funktionen mitbringen. Mit dem neuen SDK führt Google in Passage 3.4 eine neue Lizenzbedingung ein, die sich übersetzt so liest:

Sie verplfichten sich, keine Aktivitäten zu setzen, die die Fragmentation von Android begünstigen. Spezifisch bezieht sich diese Passage auf das Ausliefern einer modifizierten Version des SDKs, das Entwickeln oder die Bewerbung eines eigenen SDKs, das von diesem SDK abgeleitet ist.

Sofort begann auf diversen Webseiten die Spekulation darüber, dass das das Ende von Produkten wie dem Kindle sei – ab sofort würde es nur mehr das eine, von Google vorgegebene Android-SDK geben.

Angemerkt sei, dass diese naive Analyse totaler Blödsinn ist. Die Hardwarehersteller sind dem Anbieter des Betriebssystems traditonell immer einen oder sogar zwei Schritte voraus – die Entwicklung eigener APIs zum Ansprechen der neuen Module erspart dem Hersteller des Systems Zeit und Aufwand. Google wäre mehr als dumm, diesen Zopf abzuschneiden.

Aus meiner persönlichen Sicht handelt es sich hierbei um eine reine Aktion zur Beruhigung von Presse und Analysten – die Mehrheit der (erfahrenen) Entwickler sieht in der Fragmentierung kein allzu großes Problem.

Fraglich ist nur, ob das sinnvoll ist. Jede Aktion zum Thema Fragmentierung lenkt unnötige Aufmerksamkeit auf einen Bereich, der an sich keinerlei Medienaufmerksamkeit verdient.

Smartphoneerfahrene Entwickler gähnen bei jeder Erwähnung von Fragmentierung laut auf – wie seht ihr es?

Quelle: androidnext.de