Am Freitag hat Apple bereits stolz über Rekordverkäufe berichtet. Konkrete Zahlen nannte das Unternehmen hingegen nicht. Was sollen wir davon halten?
Und wieder einmal: Bereits nach wenigen Stunden war das iPhone 6 Plus ausverkauft. Die neuen Wartezeiten: 3 bis 4 Wochen bis zur Auslieferung. Wer also jetzt ein 6 Plus bestellt, bekommt es irgendwann im Oktober. In der Nacht auf Freitag wären so viele Bestellungen eingegangen, dass man nun eben so lange warten müsse, so das Unternehmen aus Cupertino.
Apple hatte dies Strategie der künstlichen Verknappung nicht erfunden, aber perfekt umgesetzt – bei alle iPhones bisher. Dann wurde noch von den langen Schlangen vor den Apple-Stores berichtet – und jeder von uns wusste: Das muss ein Wunderding sein, anders sind der Run und die Wartezeiten nicht zu erklären.
Also wundert es uns nicht, dass das iPhone 6 auch diesmal alle Rekord bricht. Es wundert uns höchstens, dass Apple das nicht geahnt hat und nicht mehr produzieren ließ. Oder sollten wir uns darüber wundern, dass Apple immer noch auf die Verknappungsmethode setzt? Wir wissen jetzt schon, dass sich dieses iPhone besser vekaufen wird, als alle Versionen davor. Genauso wie wir wissen, dass es das beste iPhone sein wird, nicht das beste aller Zeiten, aber das beste bislang.
Nicht dass ich etwas gegen Apple hätte. Nein, diese Strategie hat inzwischen ja auch Samsung perfekt kopiert und auch hier gilt: Immer neue Rekorde, auch was den Aktienkurs betrifft.
Wir glauben es ja, aber irgendwann einmal kommt der Punkt, an dem es nicht mehr möglich ist, alles zu toppen, weder die Verkaufszahlen noch den Aktienkurs. Aber wie würde sich ein Unternehmen in der Größe von Apple oder Samsung in so einem Fall verhalten? Würde Sie uns zähneknirschend wissen lassen, dass die Verkaufszahlen rückgängig sind? Wohl kaum.
Statistik ist die mathematische Form der Lüge. Und man kann schon mal ein paar Zahlen datumsmäßig vorziehen in der Hoffnung, dass sie später mal eintreffen. Dumm nur, wenn das nicht der Fall ist, dann geht es ganz schnell nach unten, wie wir in der Dot-Com-Blase um die Jahrtausendwende und in der Immobilienblase 2008 gesehen haben.
Wir wünschen allen großen Unternehmen, dass sie immer mehr verkaufen mögen als im Vorjahr. Nur wir wissen auch, dass dieses Wunsch nicht in Erfüllung gehen kann. Setzen wir zum Beispiel ein ewiges Wirtschaftswachstum von 3 Prozent voraus, dann hätte sich die Wirtschaftsleistung nach 100 Jahren verneunzehnfacht und nach 1.000 Jahren wäre sie um den Faktor 6 Billionen höher. Wenn also Apple heute nur ein einziges iPhone verkäufen würde, müsste das Unternehmen in 1.000 Jahren rund 6 Billionen verkaufen, nur um ein ewiges Wirtschaftswachstum von 3 Prozent zu realisieren.
Aber was hat das uns zu interessieren? Wir leben ja gar nicht so lange. Richtig! Das denken auch alle Verantwortlichen in den börsennotierten Unternehmen? Was geht es uns an, wenn nach uns das nicht mehr zutrifft? Heute müssen wir wachsen, um jeden Preis. Und das tun sie denn auch.
Quelle: CNBC