Smartphones und ständige Erreichbarkeit können krank machen. Völliger Verzicht ist zwar keine Lösung. Wichtig für berufliche Produktivität und gute Gesundheit ist jedoch der richtige Umgang mit Smartphones und ähnlichen Geräten.
Auch interessant: Schlechtes Gewissen wegen der Vermischung von Arbeits- und Privatleben
53 mal am Tag aktivieren wir durchschnittlich unser Smartphone (laut einer Untersuchung der Universität Bonn). Und unterbrechen dadurch alle 18 Minuten unsere gegenwärtige Tätigkeit.
Der TÜV Rheinland weist warnend darauf hin, dass diese ständigen Unterbrechungen dazu führen, dass es vielen Menschen schwer fällt, sich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Dadurch leidet auch die Qualität ihrer Arbeit.
Hinzu kommt: Wenn Mitarbeiter jederzeit für berufliche Anfragen erreichbar sind, fallen dadurch die für die Gesundheit wichtigen Entspannungsphasen weg. Dies kann zu Erschöpfung führen oder aber zum Burnout. Iris Dohmen, Betriebspsychologin beim TÜV Rheinland, erläutert: „Der völlige Verzicht auf digitale Medien ist nicht die Lösung. Im Beruf wie im Privatleben sind sie wertvolle Hilfsmittel: Sie unterstützen beispielsweise bei der Terminverwaltung und stellen den Kontakt zu Kollegen und Kunden, aber auch zu Freunden und Verwandten sicher. Was wir brauchen, ist ein intelligenter Umgang mit dem Smartphone. Das bedeutet, auch bewusst Zeiten der Nichterreichbarkeit einzuhalten. Eine wichtige Grundlage dafür sind klare Vereinbarungen zum Umgang mit den digitalen Medien.“
Der TÜV fordert, dass die Unternehmensleitung ihren Mitarbeitern eindeutig mitteilen soll, welche Erreichbarkeit sie von ihnen erwartet. Und auch mit gutem Beispiel vorangeht. Denn wenn diese Regelungen von den Arbeitnehmern nicht eingehalten werden, wenn sie also beispielsweise auch am Wochenende oder im Urlaub E-Mail bearbeiten, so ist das für die Unternehmen langfristig nicht von Vorteil: Fehlende Regenerationszeiten können vielmehr dazu führen, dass engagierte und leistungsorientierte Mitarbeiter erkranken und langfristig ausfallen.
„Der Produktivitätsverlust ist immens, und die Krankheitswelle wird die Unternehmen teuer zu stehen kommen“, prognostiziert Alexander Markowetz, Juniorprofessor für Informatik an der Universität Bonn.
„Führungskräfte sollten Mitarbeiter ansprechen, die immer wieder durch ständige Verfügbarkeit auffallen, und sie darin bestärken, sich Erholungszeiten zu gönnen“, lautet daher der Ratschlag von Iris Dohmen.
Wichtig für die Gesundheit sei es, dass sich Anspannung und Entspannung langfristig ausgleichen. Wie die Erholungsphasen konkret auf den Arbeitstag verteilt werden, das hängt vom typischen Arbeitsaufkommen ab. Bei internationalen Projekten oder Konzernen könne es beispielsweise durchaus sinnvoll sein, dass Arbeitnehmer spät abends oder morgens früh erreichbar sind. Denn wenn in diesen Zeiten das Bearbeiten von E-Mail im Unternehmen generell untersagt sei, dann werde dies von den Betroffenen als zusätzliche Belastung empfunden, weil es die Zusammenarbeit mit Kollegen in anderen Zeitzonen erschwert.
Auch im Privatleben kann es sinnvoll sein, Spielregeln für die Nutzung von Geräten wie Smartphones festzulegen. Möglich seien Vereinbarungen wie: „Bei gemeinsamen Mahlzeiten bleibt das Smartphone ausgeschaltet.“ Oder: „Ein Tag am Wochenende ist gemeinsamen Unternehmungen ganz ohne digitale Medien vorbehalten.“
Dazu wieder Iris Dohmen vom TÜV Rheinland: „Teilnehmer in unseren Seminaren berichten unter anderem darüber, dass sie sich selbst überlisten, indem sie freitags oder vor dem Urlaub ihr Smartphone im Schreibtisch einschließen. So kommen sie gar nicht erst in Versuchung, in der Freizeit die E-Mails zu checken. Diese zeitweise digitale Abstinenz wird als sehr entspannend empfunden.“
Quellen: TÜV Rheinland, Universität Bonn