Schlachten wir zur Abwechslung mal eine heilige Kuh: Smartphones haben nicht nur Vorteile, sondern auch (wenig überraschend) einige Nachteile. Ein besonderes Problem wurde in einer Studie nun in Zahlen einzementiert: Diese Dinger sind absolute Beziehungskiller.
Da sitze ich nun mit einer guten alten Bekannten im Restaurant und freue mich, dass ich mich nach Jahren wieder mal mit ihr unterhalten kann. Aber Pustekuchen, neben ihr liegt das Smartphone und der Vibrationsalarm (immerhin hat sie das Ding auf lautlos gestellt) rülpst in betäubender Regelmäßigkeit vor sich hin. Sofort greift sie zu dem Teil – egal, ob ich gerade etwas erzähle – muss eine furchtbar wichtige Nachricht tippen, dann fällt ihr ein, dass sie Tina noch gar nicht gesagt hat, wie toll der neue Lippenstift ist, muss auch diesen Fauxpas unverzüglich ausbügeln (also noch eine Nachricht, die eine weitere endlose Chat-Diskussion nach sich zieht), ein wirkliches Gespräch ist also kaum zu realisieren. Irgendwann beginne ich damit, absichtlich dummes Zeug zu erzählen, berichte, dass ich noch am Morgen in meiner Waschmaschine zum Einkaufen gefahren war, bekomme als Antwort die geistesabwesende Frage, was ich denn Schönes eingekauft habe. Der Zeitpunkt naht, an dem ich überlege, den freundlichen Koch zu fragen, ob er mir nicht mal ein Nudelholz leihen könnte, um diesem Ding den Garaus zu machen.
In Ordnung, das war jetzt überspitzt dargestellt, es sind übrigens nicht nur Frauen, die in Gegenwart eines Smartphones die klassische Kommunikation über Bord werfen. Das kann umgedreht genauso sein. Wie sich diese Geräte auf unser alltägliches Verhalten auswirken, hat nun eine Studie, die im Fachblatt “Psychology of Popular Media Culture” veröffentlicht wurde, untersucht.
Frappierend dabei ist auch, dass das Handy gar nicht in Benutzung sein muss, um sich störend auszuwirken. Alleine die Tatsache, dass das Ding in Sichtweite ist, reicht aus, um für nachhaltige Irritationen zu sorgen. So gehen rein objektiv beobachtet Gesprächspartner weit weniger konzentriert aufeinander ein, wenn solch ein Smartphone mit auf dem Tisch liegt.
Wie sehr diese Geräte unseren Alltag mitbestimmen, belegen auch andere Zahlen: Bereits Kinder haben Handys inzwischen zum Lebensmittelpunkt erklärt. 54% von ihnen äußern sich dahingehend, dass sie der Meinung sind, dass ihre Eltern zu oft die Inhalte überprüfen. 32% von ihnen ist es ziemlich egal, wenn Eltern ungehalten über die allgegenwärtige Präsenz dieser Dinger reagieren.
Die Forscher haben bereits einen kausalen Zusammenhang zwischen der Verbreitung und Nutzung von Smartphones einerseits und zunehmender Unzufriedenheit in Beziehungen und sozialen Kontakten andererseits ausgemacht. Es ist auch gar nicht so leicht, gute Vorsätze umzusetzen. Wer verspricht, die Nutzungshäufigkeit einzuschränken, wird diesen Vorsatz ziemlich schnell wieder über den Haufen werfen: Zu einstudiert und zu instinktiv erfolgt bereits der Griff in die Tasche, wenn das Handy ein Lebenszeichen von sich gibt.
Niemand möchte die schöne neue Technikwelt verdammen. Doch die Wissenschaftler warnen: Der Umgang mit Mobilgeräten erfordert ein weitaus höheres Maß an Vorsicht. Wir möchten uns doch nicht alle zu Beziehungs-Zombies entwickeln, oder? Also ruhig mal in die Augen seines Gegenübers blicken und nicht nur aufs Display.
Quelle: Chicago Tribune