Galileo-LawinenFon macht das Smartphone zum Lawinenpiepser

Jedes Jahr kommen in den europäischen Alpen etwa hundert Menschen durch Lawinenabgänge zu Tode – hundert zu viele. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) haben nun eine Smartphone-App entwickelt, die im Zusammenspiel mit einer zusätzlich angeschlossenen Hardware-Einheit den kostspieligen „Lawinenpiepser“ ersetzen und diesen in Funktionsumfang und Genauigkeit sogar übertreffen soll.

Bei einem Lawinenabgang verschüttet zu werden zählt – neben zu schwachem Jagertee auf der Hütte – sicher zu den schlimmsten Albträumen des Skifahrers oder Tourengehers. Schon nach 15 Minuten sinken die statistischen Überlebenschancen unter der schweren Schneelast drastisch. Wer ein LVS-Gerät (vulgo Lawinenpiepser) dabei hat, erleichtert den Rettungskräften oder Mitgliedern seiner Tourengruppe die Suche im Ernstfall beträchtlich. Solche Geräte spielen jedoch zur Mehrzahl in einer Preisklasse nördlich von €250 – trotz des Sicherheitsgewinns für viele ein Grund, von der Anschaffung abzusehen.

Foto: iml.fraunhofer.de

Hier setzt das Galileo-LawinenFon an. Eine u.a. mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie neu entwickelte Smartphone-App übernimmt die Auswertung der Daten einer angeschlossenen Hardware-Einheit – des Galileo SmartLVS. Diese arbeitet nicht nur mit Funkpeilung wie herkömmliche Lawinenpiepser, sondern auch mit den Satellitennavigationssystemen GPS, GLONASS und, wie der Name schon sagt, dem europäischen Satellitendienst Galileo, der ab 2018 im Vollumfang bereitstehen soll. Die App errechnet aus den Daten der verschiedenen Sensoren ein 3D-Modell, das es erlaubt, einen Verschütteten innerhalb von Sekunden zu orten.

Wie ein herkömmliches LVS-Gerät verfügt Galileo-LawinenFon über einen Sende- und Empfangsmodus, kann also sowohl zum Suchen verschütteter Sportsfreunde zum Einsatz kommen, als auch dazu dienen, selbst gefunden zu werden.

Erste Tests und Vorführungen im Berchtesgadenerland verliefen äußerst erfolgreich. Für Konsumenten soll das System in zwei bis drei Jahren verfügbar sein.

Quelle: pressetext.com, lawinenfon.eu, gizmag.com