Nachdem erst kürzlich publik wurde, dass der Android-Gründer und Ex-Entwicklungschef Andy Rubin künftig Googles neu gegründete Robotik-Sparte leiten wird, gibt es jetzt weitere Neuigkeiten zum Thema. So hat sich der IT-Gigant nun Boston Dyanmics einverleibt, eines der führenden Robotik-Unternehmen weltweit, die bereits mit den ebenso eindrucksvollen wie gruseligen Robotern “BigDog” und “Petman” Schlagzeilen machten.
Dass Google langsam aber sicher dem Dasein als Software-Bude entwachsen will, dürfte bereits seit Längerem klar sein. Durch den Kauf von Motorola ist das Unternehmen de facto Hardware-Hersteller, die Datenbrille Google Glass entsteht ebenfalls in eigener Fertigung und der Streaming-Stick Chromecast erscheint unter der Marke Google. Gleichzeitig verfolgt das Unternehmen seit seiner Gründung diverse “Moonshot” Projekte, die Anfangs meist eher belächelt als ernst genommen wurden. Beispiele dafür sind ambitionierte und global angelegte Projekte wie der (mittlerweile zum Maß der Dinge gehörende) Kartendienst Google Maps, das vielseitige Übersetzungs-Tool Google Translator, oder das Vorhaben Google Books, im Zuge dessen alle Bücher digitalisiert werden sollen. Mit dem nicht unumstrittenen Google Street View und den zugehörigen, selbstfahrenden Autos ist Google auch in der ganz realen Welt angekommen.
Boston Dynamics ist kein Unbekannter in der Branche, denn das Unternehmen gehört zu den führenden Playern in Sachen Robotik. Interessant (oder eher bedenklich) ist hierbei, dass die bisherigen Projekte der Firma meist militärischen Kontext hatten, etwa in Form von Auftragsarbeiten für DARPA oder das Pentagon. Zu Internet-Berühmtheiten wurden etwa die vierbeinigen, hundeartigen Roboter AlphaDog und BigDog. Die Modelle zeichnen sich dadurch aus, vor allem in schwierigem Terrain wie Schnee, Schlamm oder auch im Gebirge voran zu kommen. BigDog wurde beispielsweise im Auftrag von DARPA als militärischer “Packesel” entwickelt.
Neben vierbeinigen Robotern arbeitete Boston Dynamics aber auch an menschenähnlichen Modellen, wie etwa Petman. Der Roboter ist dafür konzipiert, militärische Kleidung zu testen. An sich ist das wenig spannend, allerdings besitzt Petman eine sehr realitätsnahe Geh-Bewegung und kann sich selbst nach Stürzen stabilisieren. In eine ähnliche Kerbe schlägt Atlas, ein ebenfalls zweibeiniger Roboter, der sich geschickt über unebenes Terrain bewegen kann.
Die Summe, die Google für Boston Dynamics bezahlt hat, ist nicht bekannt.
In einem aufschlussreichen Interview mit der New York Times erläuterte Rubin bereits Anfang Dezember Googles Pläne. Für das Unternehmen bedeute der Einstieg in die Robotik ein ganz neues Kapitel. Laut Rubin haben die mit dem Projekt verbundenen Investitionen eine Dimension, die es zu weit mehr machen, als einem “netten Wissenschafts-Projekt”. Gleichzeitig stellte Rubin auch klar, dass die im Zuge von Google Robots entwickelten Produkte eher auf Geschäftskunden abzielen, als auf Privatkonsumenten. Denkbar wären somit etwa Roboter für automatisierte Fertigungsstraßen in Hightech-Fabriken oder auch Lager-Roboter.
Quellen: ArsTechnica [1], [2], New York Times, Boston Dynamics auf YouTube