Das Huawei P20 Pro kostet satte 899 Euro, besitzt drei Kameras, einen rundum starken Unterbau und sieht (fast) aus wie das iPhone X. Reicht das, um mit der Galaxy S9-Reihe mithalten zu können?
Am 27. März lud Huawei zur Pressekonferenz nach Paris. Spätestens mit der Ankunft beim „Grand Palais“, in dem die P20-Serie erstmals öffentlich gezeigt wurde, war klar, das Huawei Großes vorhat. Mehr als 1.000 Journalisten aus aller Welt waren geladen, um das P20 und das P20 Pro zu Gesicht zu bekommen. Zumindest das P20 Pro konnten wir bereits testen.
Sonderlich spektakulär war der Show-Abschnitt über die inneren Bestandteile des P20 Pro nicht. Warum? Die Konfiguration ist zu großen Teilen vom Mate10 Pro bekannt. Huawei hat die meisten Bestandteile übernommen, was aber nicht weiter verwundert – immerhin ist das Mate-Phone auch noch nicht allzu alt. Natürlich hat Huawei aber an einigen Stellschrauben gedreht und beispielsweise EMUI 8.1 überarbeitet und perfekt mit Android 8.1 abgestimmt.
6 GB RAM sind vom Mate10 Pro bekannt, 128 GB Festspeicher und der Kirin 970 als Rechenzentrale mit KI-Unterstützung ebenfalls. Insofern war abzusehen, in welchem Bereich sich das P20 Pro in unserer Rangliste ansiedeln wird. Das Mate 10 Pro liegt in Sachen Leistung in den Top 10, das P20 Pro ebenso – und erreicht sogar marginal bessere Ergebnisse. Die Konkurrenz von Samsung oder Sony hat die Nase allerdings vorne – deutlicher, als Huawei lieb sein dürfte. In diesem Preis- und Performancebereich laufen aber ohnehin sämtliche Aktionen reibungslos, unsere Kritik ist auf sehr hohem Niveau.
Das Display wiederum gibt gar keinen Anlass zur Klage. Sämtliche Inhalte sind nicht nur perfekt unter freiem Himmel zu erkennen, dank der OLED-Technologie sind die Farben auch kräftig und kontrastreich. Zumindest gewöhnungsbedürftig dürfte für den einen oder anderen Nutzer der „Notch“ sein, also die Auslassung am oberen Rahmen, in der Kamera und Sensoren untergebracht sind. Wer mag, kann softwareseitig aber auch einen herkömmlichen Rahmen wählen, dann wird oben virtuell ein schwarzer Balken eingezogen. Das sorgt zwar für einen geraden Abschluss, hat aber Einbußen in der Display-Diagonale zur Folge.
Das Hauptaugenmerk der Präsentation lag aber ganz klar auf der Kamera. Die verdient tatsächlich ausführlichere Berichterstattung, immerhin hat Huawei in Kooperation mit Leica drei Linsen mit insgesamt 68 MP verbaut. Diese stechen auf der Rückseite sofort ins Auge, weil der Hersteller den Fingerprintsensor an die Vorderseite verfrachtet hat – auf Nachfrage, um eine optische Abgrenzung zur Mate-Serie zu schaffen.
In unserem Labortest waren die Ergebnisse der Kamera hervorragend, im alltäglichen Einsatz ließen die Knipsen vor allem bei schwierigen Verhältnissen ihre Muskeln spielen. Dank des 8 MP-Telesensors gelingen Fotos auch bei höheren Zoomstufen, während der 40 MP-RGB-Sensor in Kombination mit dem 20 MP-Monochrom-Sensor kontrastreiche Aufnahmen garantiert. Vor allem in der Nacht konnten wir ausgezeichnete Ergebnisse erzielen, was auch dem ISO-Wert von 102.400 geschuldet ist. An der Vorderseite ist eine 24 MP-Knipse verbaut, die ebenfalls überzeugt. Die Frontlinse spielt auch eine große Rolle für die Gesichtsentsperrung, die in unserem Test akkurat funktionierte und das P20 Pro nahtlos in den aktiven Zustand versetzt.
Softwareseitig wurde die KI abermals verstärkt, damit die Kamera stets in der Lage ist, die Einstellungen perfekt zu optimieren. Das merkt der Fotograf auch im Betrieb, abhängig von Motiv und Umgebung legt die Kamera sämtliche Parameter autonom fest. Wer mag, kann im Pro-Modus aber natürlich eingreifen. Zusammengefasst: In allen Bereichen top und auf jeden Fall mit die beste Knipse auf dem Markt. Verpackt ist das alles in einem Gehäuse aus Glas, das nach IP 67 wasserdicht ist.
Die drei Kameras auf der Rückseite sind natürlich ein Alleinstellungsmerkmal. Aber auch insgesamt hat Huawei versucht, innovative Hard- und Software einzusetzen. Das P20 Pro ist damit schon jetzt eines der spannendsten Smartphones des Jahres – ist allerdings mit fast 900 Euro nicht gerade billig. Auch das P20 selbst kostet immerhin noch 649 Euro. Da das P20 als Einzelstück nicht gerade günstig ist, lohnt sich eine Datenflatrate mit Monatsraten.