Mit StreetView hat Google die Welt vermessen, doch das war nur der Anfang: Gestern Abend hat der Internetkonzern Project Tango vorgestellt – eine Technologie, mit der Smartphones Innenräume scannen und 3D-Modelle von ihnen erstellen können.
Nicht alle Teile von Motorolas gingen nach dem überraschenden Verkauf des Mobilfunk-Oldies an Lenovo: die Advanced Technology and Projects Group, kurz ATAP, blieb in den Händen Googles. Aus der Feder der talentierten ATAP-Entwickler stammt auch Project Tango, mit dem Google derzeit wieder für Furore sorgt. Mit der neuen Technologie soll das Innenleben von Büros, Flughäfen oder Geschäften digitalisiert werden – eine Art Indoor StreetView, wenn man so will.
Als technische Basis für Project Tango dienen mit spezieller Hardware ausgerüstete Smartphones: Der Prototyp ist beispielsweise ein Android-Smartphone mit 5 Zoll Display, auf dessen Rückseite sich drei Kameras befinden, die ihre Umgebung in Echtzeit aufnehmen. Pro Sekunde finden mehr als 250.000 Messungen statt. Aus diesen Daten errechnet ein spezieller Prozessor, der Myriad 1 des irischen Herstellers Movidius, ein dreidimensionales Modell des Raums. Sowohhl der Raum selbst als auch die eigenen Bewegungen werden aufgenommen. Will der Nutzer beispielsweise ein komplettes 3D-Abbild erstellen, muss er das Project Tango-Smartphone lediglich durch den Raum tragen – den Rest erledigt das Gerät.
Zunächst soll die Technik eingesetzt werden, um die Navigation in Räumen zu verbessern – also überall dort, wo GPS-Daten nutzlos bzw. zu ungenau sind. Doch Google denkt natürlich auch über den kommerziellen Einsatz von Project Tango nach: so könnten Kunden z.B. ihr Wohnzimmer scannen und vor der Shopping-Tour testen, welche Möbel ins Zimmer passen. Aber auch neue Möglichkeiten in Augmented-Reality-Games sind denkbar und schließlich birgt die Technologie auch große Chancen für sehbehinderte Menschen – sie könnten mit Project Tango ihre Umgebung abtasten und bei Hindernissen mit akustischen Signalen gewarnt werden.
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Kopf des ATAP-Teams ist niemand geringerer als Johnny Lee, der schon Microsoft bei der Entwicklung der Kinnect geholfen hat. Seit 2011 ist er bei Google angestellt und arbeitet seitdem offenbar an der Entwicklung von Bewegungssensoren. Project Tango scheint hier die logische Fortführung zu sein.
Die Entwicklung der neuen Technologie hat Google jedoch nicht allein geschultert, sondern hatte dabei tatkräftige Unterstützung aus Forschung und Wirtschaft. Unter anderem gehören beispielsweise Bosch, der ETH Zürich und OmniVision zu den Partnern Googles. In den kommenden Monaten will Google 200 Prototypen von Project Tango an Entwickler verschicken, die sich mit der neuen Technik dann auseinandersetzen sollen und hoffentlich auch passende Anwendungen entwickeln.
Was meint ihr zu Project Tango?
Quelle: Google (via SpOn, Android Next)
Mittlerweile gibt es ein erstes Video, das zeigt, wie das 3D-Mapping mit Project Tango in der Praxis funktioniert:
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