Autos werden zunehmend intelligenter. Das sorgt allerdings nicht nur für mehr Sicherheit auf den Straßen, sondern bringt auch zusätzliche Risiken mit sich.
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Nicht nur Mobiltelefone, Fernseher, Brillen und Armbanduhren werden immer smarter, sondern auch Autos: Derzeit sind zwar erst ungefähr 25 Millionen vernetzte Autos auf den Straßen unterwegs. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert jedoch, dass bis zum Jahr 2020 bereits etwa 250 Millionen derartige Autos in Betrieb sein werden.
Öffentlichkeitswirksame Meilensteine bei der Entwicklung von intelligenten Autos gibt es einige: Im Januar dieses Jahres beispielsweise hat der Fahrzeughersteller Audi ein Konzeptauto die knapp 900 Kilometer von der Westküste Kaliforniens bis zur Consumer Electronics Show in Las Vegas weitgehend automatisch fahren lassen. Bei vielen serienreifen Autos ist es bereits möglich, mit dem Smartphone Informationen wie Tankfüllung und Reifendruck abzufragen oder Funktionen wie die Heizung des Fahrzeugs zu steuern.
Interessant ist auch die Erweiterte-Realität-Brille, die von der BMW-Tochter Mini entwickelt wurde. Diese Brille kann wichtige Informationen in das Sichtfeld des Fahrers einblenden, ohne dabei andere Verkehrsteilnehmer zu verdecken. Zu den eingeblendeten Informationen gehören Navigationshinweise, Geschwindigkeitsbeschränkungen, freie Parkplätze und Live-Bilder einer seitlichen Kamera, die das Einparken erleichtert.
Mit dem Grad der Vernetzung steigt allerdings auch die Anzahl der Risiken: Laut einem aktuellen Bericht von Eco (dem Verband der deutschen Internetwirtschaft) sind knapp ein Drittel (31 Prozent) der befragten IT-Experten davon überzeugt, dass das vernetzte Auto in Zukunft für weniger Sicherheit auf deutschen Straßen sorgen wird. Lediglich 14 Prozent gehen von einem Mehr an Sicherheit aus. „Können die Sicherheitslösungen mit dem technischen Fortschritt bei vernetzten Autos zukünftig nicht mithalten, so wird die Zunahme der Reisekrankheit für die Automobilindustrie nur das kleinere Übel sein“, betont Oliver Dehning, Leiter der Eco-Kompetenzgruppe Sicherheit.
Eine Studie von Kaspersky Lab und IAB aus dem vergangenen Jahr hat Sicherheitslücken bei vernetzten Fahrzeugen von 15 verschiedenen Herstellern untersucht. „Vernetzte Fahrzeuge können die Türen zu jenen Cybergefahren öffnen, die schon lange von PCs und Smartphones bekannt sind“, erläutert Vicente Diaz, Principal Senior Researcher bei Kaspersky Lab. „Wird etwa einem Besitzer das Zugangspasswort zum Assistenzsystem gestohlen, kann damit der Standort des Fahrzeugs ermittelt werden, und auch die Türen lassen sich ferngesteuert öffnen. Ein sorgsamer Umgang mit diesen Daten ist also entscheidend, und Besitzer vernetzter Fahrzeuge sollten sich darüber im Klaren sein, dass neue Risiken auf sie warten.“
Der ADAC hat im Januar dieses Jahres auf eine Sicherheitslücke bei Fahrzeugen der Marken BMW, Mini und Rolls Royce hingewiesen, die es erlaubte, dass sich die Autos über Mobilfunk von unbefugten Menschen aufschließen ließen. Nach Angaben des Herstellers BMW wurde dieses Problem inzwischen durch Einschalten einer Verschlüsselung der Kommunikation mit dem Fahrzeug beseitigt.
Der Eco-Sicherheitsexperte Oliver Dehning rät zu mehr Datenschutz, zukunftsfähigen Sicherheitskonzepten und einheitlichen Sicherheitsstandards: „Dementsprechend sollten sicherheitsrelevante Fahrzeugelemente, wie Motorsteuerung, Bremse, ABS und Airbags, weitgehend getrennt bleiben von IT-Systemen, wie Navigation, Telefon und Smartphone-Anbindung – so dass keine Smartphone-App beispielsweise den Motor ausschalten kann.“ Zudem plädiert Dehning dafür, dass Informationen aus vernetzten Fahrzeugen nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Nutzers übermittelt werden dürfen.
Quellen: Eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V., Gartner, ADAC, Kaspersky Lab, BMW, Audi