20 Jahre Mobilfunk: Eine Zeitreise

20 Jahre Mobilfunk, das sind zwei Jahrzehnte atemberaubender technischer Entwicklung, innovativer Ideen, aber auch menschlicher Schicksale – man denke nur an Steve Jobs oder Rudy Krolopp, den Erfinder des ersten Mobiltelefons. Als Abschluss unserer Wochenserie zum 20-jährigen Jubiläum des Mobilfunks beleuchten wir die Geschichte des Mobilfunks und des Handys, vom Dynatec 8000x bis zum Samsung Galaxy S3.

Graue Vorzeit

Unsere Reise beginnt vor rund 40 Jahren. Bis zum Start D-Netzes im Jahre 1992 und in weiterer Folge des heute bekannten Mobilfunks mit GSM- und UMTS-Netzen war man noch auf die sogenannte analogen C- bzw. B-Netze angewiesen. Vor allem das C-Netz ermöglichte eine geringere Sendeleistung der Telefone und damit kleinere Geräte, die für heutigen Standard natürlich immer noch unglaublich groß und unhandlich waren. Man verwendete sogenannte “Kofferhandys”, kleine Kistchen mit Tragegriff und einem angeschlossenen Telefonhörer sowie einer längeren Antenne. Motorola stellte außerdem 1983 das Dynatac 8000x vor, das erste kommerzielle Handy. Das Gerät wog satte 800 Gramm und war rund 33 cm lang. Es kostete 3995,- US-Dollar und bot eine Gesprächszeit von einer Stunde.  Die Akkuprobleme von aktuellen Smartphones sind damit nicht zu vergleichen. Erfunden wurde es von Rudy Krolopp.

Kofferhandys waren vor zig Jahren der letzte Schrei, obwohl die Geräte oft über zwei Kilogramm wogen. (Bild: Deutsche Telekom)

Technischer Start

Im Mai 1992 startete der nächste Schritt des modernen Mobilfunks in Deutschland offiziell, mit der Einführung des D-Netzes. Was viele nicht wissen: Der technische Startschuss viel schon ein Jahr vorher, mit einem Anruf von Köln in die Telekom-Zentrale in Stuttgart. Neben der Telefonie wurde kurze Zeit später, im Juni 1992,  ein nach wie vor beliebtes Feature eingeführt: Das Short-Message-Service, kurz SMS. In Deutschland wurden im Jahr 2011 durchschnittlich 116 Millionen SMS täglich (!) versendet. Außerdem brachte Motorola in diesem Jahr das erste kommerzielle GSM-Handy auf den Markt, das Motorola 3200 International. Der “Knochen” – so der Spitzname des Gerätes, war aber immer noch von stattlicher Größe (334 mm × 43 mm × 67 mm) und wog ein halbes Kilo. Mit einem Preis von rund 3.000 – 8.0000 DM (ca. 1500 bis 4000 Euro), konnten sich nur vor allem große Firmen und die Oberschicht das damalige Technikwunder leisten.

Das Motorola International 3200 wog 520 Gramm und kostete bei der Markteinführung zwischen 3000,- und 8000,- DM – je nach Vertrag. (Bild: Deutsche Telekom)

Prepaid-Karten

Fünf Jahre lang tat sich nichts nennenswertes in der Mobilfunk-Szene, dann sorgte eine innovative Neuerung für Aufsehen: Die PrePaid-Karte. Damit ermöglichten die Telefonanbieter erstmals einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Mobilfunkdienste. Oft wurden diese Karten in Verbindung mit – nun bereits handlichen – Handys angeboten. Die Vorteile waren die gleichen wie heute: Man hatte keine Grundgebühr zu bezahlen und stets die absolute Kontrolle über die Kosten. Weltweit waren im Juli 2006 von den etwa 2,3 Milliarden Mobilfunkverträgen 1,5 Milliarden Prepaidverträge. Dabei sind vor allem Afrika mit mehr als 90 % und Südamerika sowie Osteuropa mit je ca. 80 % führend. In Deutschland haben 37,7 % der Handybesitzer eine Prepaid-Karte.

Viele der Modelle um die Jahrtausendwende wurden mit Prepaid-Karten verkauft, so hatte man die Kosten immer im Blick. (Bild: Deutsche Telekom)

World Wide Web

Im Jahr 1999 folgte der nächste große Schritt: Das Internet wurde mobil. Mit Hilfe der WAP-Technologie wurde der Content des Internets für Handys angepasst, wenn auch nicht in einer derartigen Form, wie das heute möglich ist. Das große Problem damals war die Downloadgeschwindigkeit, erst mit GRPS und in weiterer Folge mit UMTS, HSDPA und HSPA+ erfolgte ein größerer Geschwindigkeitszuwachs. Gerade die Erweiterung auf HSDPA brachte großen Erfolg, können die Endkunden doch so mit maximal 7,2 Mbit/s Download und maximal 1,45 Mbit/s Upload im Internet surfen. Mit dem noch nicht überall verfügbaren HSPA+ sind sogar Downloadraten von 28 Mbit/s möglich, im Uplink rund 11 Mbit/s. Eine Studie aus dem Jahr 2009 prognostiziert, dass 2013 mehr Menschen über mobile Geräte das Internet nutzen werden, als am heimischen PC.

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GRPS & E-Mails

Greifen wir aber nicht zu weit vor, auch im Jahre 2001 passierte viel Interessantes, schließlich wurde im Jahr nach der Jahrtausendwende GRPS flächendeckend eingeführt. Mit dem General Packet Radio Service wurde der Funkraum besser genützt, und erstmals konnten virtuelle Datenpakete mit einer Geschwindigkeit von 55,6 kbit/s übertragen werden. Im Zuge dieser Umstellung war es nun auch möglich, E-Mails mit dem Handy zu empfangen. Die ersten Geräte, die dies ermöglichten, waren BlackBerrys. Der Hersteller RIM kämpft mittlerweile leider mit stark sinkenden Geschäftszahlen. Schon ein Jahr vorher konnte man mit den Nokia 9110 Communicator-Modellen E-Mails abrufen, allerdings manuell – die Blackberrys boten schon eine Push-Mail-Funktion. 2002 war das Standing des RIM-Gerätes daher noch ein anderes: Da es schnelles und verschlüsseltes E-Mailen ermöglichte, etablierte es sich schnell zum Statussymbol, vor allem unter Geschäftsleuten.

Blackberrys waren dank der E-Mail-Funktion ein beliebtes Arbeitsgerät von vielen Geschäftsleuten. (Bild: Deutsche Telekom)

TV am Handy & UMTS

2003 gingen die ersten Fernsehsender auch auf mobilen Geräten online. Damit der Content ruckelfrei und ohne ständiges Puffern empfangen werden konnte, musste die Technologie zur Übertragung von Datenmengen verbessert werden: 2004 schlug die Geburtsstunde des UMTS-Standards. Der Standard wird am Smartphonedisplay mit 3G (für dritte Generation) gekennzeichnet. HSDPA und HSPA+ bauen auf UMTS auf, im Optimalfall sind damit Datenübertragungsraten von bis zu 21 MB in der Sekunde möglich. Das Fernsehen auf dem Handy ist heutzutage auch dank verschiedener Apps problemlos möglich.

Dank UMTS war es ab 2003 auch möglich, mit dem Handy verschiedene TV-Kanäle zu empfangen. (Bild: Deutsche Telekom)

iPhone & Apps

Obwohl wir eigentlich Android-Jünger sind, müssen auch wir den Wert des ersten iPhones für die technologische Weiterentwicklung neidlos anerkennen. Steve Jobs setzte mit dem ersten richtig erfolgreichen Smartphone neue Maßstäbe: Die “Erfindung des Jahres 2007” (laut dem Nachrichtenmagazin Time) wurde bisher 244 Millionen Mal verkauft, freilich in allen fünf bisherigen Gerätegenerationen. Mit dem ersten iPhone und den Nachfolgern, dem iPhone 3G und 3GS, schuf Apple einen regelrechten Hype, der Style, das Design und nicht zuletzt die innovativen Funktionen versetzten die Welt in Staunen. Völlig neu war auch die Möglichkeit, verschiedene Applikationen teils kostenlos auf das Gerät zu laden. Durch die App-Stores wurden die Geräte zu mobilen Alleskönnern, sie ermöglichen die Nutzung von unzähligen lustigen, praktischen und unterhaltsamen Apps. 2011 hatten 15 Mio. Deutsche im Schnitt 17 Apps auf ihren Handys. Heute sind auch schon die iPhone-Modelle 4 und 4S verfügbar, aktuell wird auf die insgesamt sechste Generation gewartet. Das Gerät wird nach dem iPhone 4S erst das zweite Apple-Smartphone sein, das nicht von Steve Jobs präsentiert wird. Der Visionär und Gründer von Apple starb am 05. Oktober 2011 nach langem Kampf gegen den Krebs. Apple ist mit dem Betriebssystem iOS der mit Abstand größte Konkurrent von Android.

Apples iPhone wurde, nicht zuletzt dank Steve Jobs, zu einem der erfolgreichsten Smartphones aller Zeiten. (Bild: Deutsche Telekom)

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Android

Nun endlich zu einem Thema, das uns wirklich liegt: Android. Seit dem 21. Februar 2008 ist unser geliebtes Betriebssystem offiziell verfügbar, und seither wurde Android zu einer wahren Erfolgsgeschichte. Das erste Gerät, das hierzulande verfügbar war, war das HTC Dream, auch bekannt als T-Mobile G1. Das Gerät bekam Android bis zur Version 1.6, “Donut”. Generell tragen alle Haupt-Versionen neben der Versionsnummer jeweils den Namen einer Süßspeise, dessen Anfangsbuchstaben jeweils im Alphabet aufsteigend ist. Aktuell sind wir, aber das wisst ihr sicherlich, bei Android 4.1.1 Jelly Bean. Mit der Zeit und den neuen Versionen wurde eine Vielzahl an Features hinzugefügt, bei Android 1.0 gab es beispielsweise noch nicht einmal eine virtuelle Bildschirmtastatur. Auch Videos konnten weder aufgenommen noch abgespielt werden. Die einzigen Applikationen, die von Anfang an dabei sind, sind Google Maps, Gmail, Youtube und natürlich der Play Store, früher bekannt unter Android Market. Die meisten Geräte laufen aktuell auf Android 2.3 Gingerbread, Google arbeitet aber an einer Verbesserung der etwas leidigen Update-Politik. Das aktuell wahrscheinlich beste Android-Smartphone am Markt ist das Galaxy S3 von Samsung, der koreanische Hersteller dominiert neben HTC, LG und Sony den Markt.

Das HTC Dream oder T-Mobile G1 war das erste hierzulande erhältliche Smartphone mit Android als Betriebssystem. (Bild: Deutsche Telekom)

LTE, Joyn und beeindruckende Zahlen

Mit Android sind wir noch nicht ganz am Ziel unserer Reise angekommen, neben der stetigen Weiterentwicklung des Betriebssystems haben auch einige andere Innovationen außerhalb des androiden Universums Einzug gehalten. Zu erwähnen ist hier auf alle Fälle LTE, das am 30. August 2010 von der Telekom in Betrieb genommen wurde. LTE ist die vierte Generation der Datenübertragung, damit sind Downloadraten von bis zu 1 GB/s möglich. Ein durchschnittliches Youtube-Video mit 10 MB wäre damit in 0,08 (!) Sekunden vollständig geladen. Heuer kamen und kommen die ersten Geräte, die LTE nutzen können, auf den Markt. 2011 besaß jeder Deutsche statistisch gesehen 1,4 Handys und telefonierte damit jährlich rund 42 Stunden. In den Mobilfunknetzen wurden 100 Millionen Gigabyte an Daten übertragen – das entspricht ca. 2 Milliarden Musikalben. Außerdem neigt sich die Zeit der SMS langsam dem Ende zu, 2012 wird der SMS- und MMS-Nachfolger Joyn gestartet. Zwar werden die alten Nachrichtendienste weiterhin bestehen bleiben, Joyn wird diese vermutlich trotzdem irgendwann ablösen. Mit 1. Oktober diesen Jahres soll der neue Dienst starten, mit dem der Nutzer Nachrichten senden, einen Chat zu führen oder sogar Dateien schicken kann. Erste Preise sind mittlerweile schon verfügbar.

Jeder Deutsche besitzt durchschnittlich 1,4 Handys und telefoniert damit 42,5 Stunden jährlich. (Bild: Deutsche Telekom)

Zukunft?

Wir haben in den letzten Minuten gesehen, dass die technologische Entwicklung wahnsinnig schnell voranschreitet. Was genau kommen wird, ist noch nicht hundertprozentig vorhersehbar, man darf aber auf alle Fälle gespannt sein. Schreitet die Entwicklung weiterhin so rasant voran, werden wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch viele spannende neue Geräte und Errungenschaften bestaunen und verwenden können. Damit ihr euch ein ungefähres Bild einer etwaigen Zukunft machen könnt, haben wir einen Vorschauartikel für euch verfasst, hier: Mobilfunk: Das erwartet uns in Zukunft.

LTE wird der Datenübertragungstandard der Zukunft, mit der Technologie sind Downloadraten von bis zu 1 GB/s möglich. (Bild: Deutsche Telekom)

 Hier noch ein Überblick über alle Teile unserer Serie:

Quellen: Deutsche Telekom, Wikipedia