Ihr habt die dreistündige Marathon-Keynote der Google I/O 2013 nicht verfolgt oder blickt bei der Flut an neuen Artikeln schlicht nicht mehr durch? Kein Problem, denn wir haben ALLE relevanten Infos des wichtigsten Android-Events des Jahres für euch zusammengefasst.
Googles Android-Chef Sundar Pichai gab zum Einstieg der Keynote beeindruckende Zahlen bekannt: bislang wurden mehr als 900 Millionen Android-Geräte aktiviert, 48 Milliarden Apps heruntergeladen, wobei aktuell monatlich rund 2,5 Milliarden App-Installationen hinzu kommen. Übrigens: Apple feiert aktuell die 50 Milliarden App-Download-Marke – Android dürfte dies mit knappem Abstand in weniger als einem Monat ebenfalls schaffen und dann schneller wachsen als iOS.
Die wohl überraschendste Ankündigung der ganzen Google I/O: Das Samsung Galaxy S4 erscheint als „Nexus Experience“ in einer Version ohne TouchWiz und ohne Extra-Schnickschnack, dafür aber mit unangepassten Vanilla-Android, einem offenen Bootloader und offiziellem Update-Support direkt von Google.
Die Google-Variante des Galaxy S4 verfügt über LTE-Konnektivität sowie 16 GB internen Speicher und wird technisch der offiziellen Samsung-Version voraussichtlich gleichen. Das bedeutet im Klartext: Wir haben es hier de facto mit einem Nexus-Gerät zu tun, das jedoch über keine virtuellen Softkeys verfügt und einen austauschbaren Akku bieten wird. Wenn sich Google seiner Abneigung gegenüber microSD-Slots treu bleibt, ist es aber durchaus möglich, dass das Google Galaxy S4 über keinen entsprechenden Slot verfügt.
Das Smartphone wird direkt via Google Play verkauft und soll ab 26. Juni 2013 für 649 US-Dollar verfügbar sein. Ob und wann es auch außerhalb den USA erhältlich sein wird, ist noch nicht klar.
Wie bereits vermutet, vereint der zuvor unter dem Namen „Babel“ kursierende Messaging-Dienst Hangouts die zersplitterten Kommunikationsdienste Google Talk, Google Voice und Google+ Hangouts unter einem Dach. Die Applikation ist plattformübergreifend und sowohl als Android-App als auch als Chrome-Webapp und iOS-App erhältlich.
Es handelt sich dabei um eine eigenständige App, die in Sachen Funktionsumfang WhatsApp recht ähnlich ist. Hangouts soll sich sowohl für Text als auch für Bilder und Videos eignen und Konversationen mit Einzelpersonen und auch größeren Gruppen ermöglichen. Dabei ist es egal, ob der Gesprächspartner ein Android- oder iOS-Gerät nutzt oder einen Desktop-Rechner oder ein Notebook mit beliebigem Betriebssystem nutzt.
Somit hat Google Hangouts einen entscheidenden Vorteil gegenüber den meisten Mitbewerbern – wie etwa WhatsApp oder KakaoTalk – die nicht auf allen Geräten gleichermaßen funktionieren.
Ihr könnt euch Hangouts über folgenden Link herunterladen:
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Wie erwartet, startet Google in Sachen Musik-Streaming voll durch und erweitert das bereits bestehende Angebot von Google Play Music um den Abo-Service All Access. Dieser kostet nach einer 30-tätigen, kostenlosen Testphase 9,99 US-Dollar monatlich und gleicht in Sachen Funktionsumfang weitgehend Mitbewerbern wie Spotify, Rdio oder Pandora.
All Access soll vor allem durch besonders passende Empfehlungen glänzen, die etwa auch die Geschmäcker von Freunden mit einbezieht. Songs lassen sich aber auch gezielt einzeln suchen und im Nu zu einer Endlos-Radio-Station mit ähnlichen Titeln verwandeln.
Um für das für einen Dienst wie diesen essenzielle Song-Angebot zu sorgen, ist es Google endlich gelungen, sich mit allen drei großen Major Labels, und vielen Indie Labels, einig zu werden und entsprechende Verträge abzuschließen. Wir nehmen an, dass das komplette Angebot von Google Play Music nun auch via Streaming bereit steht. Der nicht unerhebliche Haken an der Sache: All Access ist vorerst nur in den USA verfügbar, zu konkreten Plänen über eine Ausweitung in unsere Breiten wurde auf der Google I/O leider nichts verraten.
In den USA kann man sich bereits anmelden, in Europa werden wir aber noch warten müssen.
Eine der größeren, jedoch im Vorfeld durchgesickerten, Ankündigungen war der Spiele-Dienst Google Play game services. Dieser besteht aus einer Reihe von neuen APIs, mit denen Entwickler für Gaming relevante Features in ihre Apps integrieren können. Die wohl am heißesten erwartete Funktion betrifft Cloud-Savegames. Das bedeutet, dass Spielstände über das Google-Konto online gespeichert und nahtlos zwischen mehreren Geräten snychronisiert werden können.
Neu sind zudem Leaderboards und Achievements, also Ranglisten und virtuelle Trophäen, wie man sie etwa auch von Videospielkonsolen oder natürlich Apples iOS kennt. An sich also nicht wirklich etwas Neues, das Besondere ist aber, dass diese Daten eng mit Google+ verknüpft sind und das soziale Netzwerk somit künftig ein wichtiger Knotenpunkt für Android-Gaming werden wird.
Google will außerdem Online-Multiplayer erleichtern, indem die damit verbundenen technischen Hürden komplett über die hauseigene Infrastruktur abgewickelt werden und Entwickler somit lediglich die entsprechende API implementieren müssen. Das Match-Making läuft wenig überraschend abermals über Google+ ab.
Neben Google+ wurde auch Google Maps einem radikalen Facelifting unterzogen. Die Benutzeroberfläche tritt dabei in den Hintergrund, die Karte selbst in den Vordergrund. Entsprechend dieser Strategie sind die meisten Bedienelemente direkt auf der Karte zu finden, POIs wie Restaurants werden nicht mehr in einem eigenen Fenster, sondern direkt als Overlay auf der Karte angezeigt. Außerdem führt Google erstmals personalisierte Karten ein, sprich Google Maps erkennt, welche Orte für einen wichtig sein könnten und schneidert die Karte entsprechend auf den jeweiliger Nutzer zu. So werden etwa bestimmte Restaurants oder Bars größer angezeigt, weil man als Nutzer bereits öfter dort war.
Ein weiteres Highlight sind sicherlich auch 3D-Gebäude in Google Maps. Bislang kannte man dieses Feature ja nur von Google Earth, nun will Google diese Features aber auch im Browser ermöglichen.
Mit vielen neuen Features macht Google Diensten wie Foursquare Konkurrenz. So gibt es künftig ein verbessertes Bewertungs-System, bei dem Karten ähnlich wie bei Google Now eingeblendet werden. Doch seht am besten selbst:
Mit Google Play for Education will Google einen eigenen Bereich im Play Store starten, der sich speziell an Kinder und Schüler richtet. Damit will Google günstige Android-Tablet als Lerngeräte etablieren und Lehrern ermöglichen, gezielt Lern-Apps auf die Geräte der Kinder zu pushen.
Die Google I/O ist eine Entwickler-Konferenz, entsprechend viel Neues gab es für diese. Um die allgemeine App-Qualität auf Android zu steigern, bietet Google künftig anschaulich aufbereitete Tipps für App-Entwickler an, um vor allem unerfahrenen Teams den Einstieg zu erleichtern. Außerdem wurde ein App-Translator Service vorgestellt, mit dem sich App-Texte direkt via Google kostengünstig in verschiedenste Sprachen übersetzen lassen. Neu ist außerdem umfangreiches Referral Tracking, mit dem man als App-Entwickler schnell und einfach feststellen kann, wie Nutzer auf die eigene App aufmerksam werden. In eine ähnliche Kerbe schlägt der Revenue Graph, mit dem sich Umsätze nach verschiedenen Faktoren filtern und so besonders zielsicher analysieren lassen. Zudem gibt es künftig zentral über den Android Developer-Bereich abgewickelte Alpha- und Beta-Tests sowie Staged Rollouts für neue Features. Dadurch können neue App-Versionen an eng definierte Gruppen via Google+ gesandt und so vorab getestet werden.
Eine größere Neuerung für Entwickler stellt die Ankündigung von Android Studio dar. Dabei handelt es sich um eine integrierte Entwicklungsumgebung für Android-Apps, die das bisher gängige Eclipse ersetzen soll. Ziel ist es laut Google, dass Entwickler in dieser speziell für Android angepassten Umgebung schneller und vor allem produktiver arbeiten können.
Mit dem Dienst Google Cloud Messaging (GCM) können Entwickler diverse Daten vom Server an die Android-Geräte von App-Usern versenden. Neu ist nun, dass GCM nun auch persistente Verbindungen unterstützt und nun auch „upstream messaging“ unterstützt. Dadurch wird ein besonderes cooles Feature ermöglicht, und zwar eine Benachrichtigungs-Synchronisation. Wer also ein Android-Smartphone und –Tablet sein eigen nennt und häufig ein und dieselbe Benachrichtigung auf beiden Geräten entfernt, muss dies künftig nur mehr auf einem dieser Geräte machen.
Obwohl viele Neuheiten der diesjährigen Google I/O schon vorab durchgesickert sind, ist doch eines Überraschend, nämlich dass sich sämtliche Geräte-bezogenen Gerüchte als (noch) nicht relevant entpuppt haben. Mit einem Galaxy S4 in einer Google-Variante haben wohl die Wenigsten gerechnet. Dafür aber mit einem LTE-Version des Nexus 4, einem Qualcomm-Chip Nexus 7 und natürlich auch der Vorstellung von Android 4.3.
Entweder hat es sich bei diesen Gerüchten um handfeste Fakes gehandelt, oder Google hat diese Ankündigungen aus welchen Gründen auch immer noch zurück gehalten. Zumindest ein schon bald kommendes LTE-Upgrade des Nexus 4 halten wir doch für sehr wahrscheinlich.
Übrigens: Die komplette Google I/O 2013 könnt ihr euch hier ansehen:
Quellen: thenextweb.com, androidnext.de, derstandard.at/web, stadt-bremerhaven.de