Kamera-Verlgeichstest: So gut ist die Kamera des LG G3, Galaxy S5, HTC One (M8) und Co. wirklich

Wie gut ist die kleine Kamera, die wir täglich mit uns herumtragen, eigentlich wirklich? Wir haben fünf Topgeräte mit  ganz normalen, aber fordernden Situationen des Fotoalltags konfrontiert. Und mit dem iPhone 6. Man darf gespannt sein.

Die ersten Kameras in Mobiltelefonen hatten die Existenzberechtigung eines Spielzeugs, fotografisch arbeiten konnte man mit ihnen nicht. Mit besseren Linsen und höher auflösenden Sensoren kam Ordnung in den Pixelbrei, doch noch immer ist die Enttäuschung groß, wenn man heute einen Schnappschuss, der auf dem Smartphone-Display doch so gut aussah, dann bei Lichte betrachtet, also auf dem Laptop oder gar (wenn auch selten) in gedruckter Form: Trotz fabelhafter Pixelzahlen meinen wir doch noch einzelne Bildpunkte zu sehen, darüber hinaus sind die Farben blass und milchig. Wenn sich dann das Licht noch von der sparsamen Seite zeigt, entsteht schnell der Eindruck von einem Mal- und Wischfilter, den wir eigentlich gar nicht haben wollten. Hier ist also noch viel Raum für Verbesserungen.

Da die Handykamera die kompakte Cam weitestgehend verdrängt hat (sie ist halt immer dabei), sind natürlich die Ansprüche an diesen einzigen Fotoapparat gestiegen. Die Kunden wissen mittlerweile, dass ein numerisches Aufrüsten bei den Bildpunkten kein Allheilmittel für die Probleme des Schnappschuss-Alltags ist. Das haben auch die Hersteller bemerkt und fahren nun neue Marketing-Geschütze auf. Weil man in der Regel nicht im Fotostudio knipst, braucht es also Wunderwaffen, die auch bei schummrigem Licht funktionieren (entgegen jahrelanger Werbebotschaften hilft sogar ein Pixel-Downsizing). Außerdem sind ein schneller Fokus und eine geringe Auslöseverzögerung die probaten Features, wenn es darum geht, den richtigen Augenblick einzufangen. Und genau darum geht es doch: tolle Bilder – überall und zu jeder Zeit.

Kamera-Vergleichstest: Die Kontrahenten im Überblick

Sony Xperia Z3

Mit einer Auflösung von 5248 x 3936 Pixeln können manche Spiegelreflexgeräte nicht aufwarten. Es ist aber kein Geheimnis, dass die Pixelzahl nicht alles bedeutet und ein Zusammenpferchen von vielen Bildpunkten auf kleiner Fläche die Rauschanfälligkeit erhöht. Die Auflösung muss also immer auch im Verhältnis zur Sensorgröße gesehen werden. Die  beträgt beim Z3 immerhin 29 mm2 und ist damit auf Kompaktkamera-Niveau.

HTC One (M8)

Ein bisschen mutet es an wie ein Griff ins Redaktionsarchiv: eine Kamera mit 2688 xх1520 Bildpunkten. Die jüngst abgelöste First Lady von HTC hat wenige Pixel, gewährt diesen aber viel Raum. Die sogenannten Ultrapixel sind mit 2 µm enorm groß, was neben der großen Blende (f/2,0) auch bei wenig Licht für rauscharme Bilder sorgen soll. Obendrein gibt es eine zweite Kamera, die 3D-Effekte in der Nachbearbeitung möglich machen kann.

Samsung Galaxy S5

In puncto Auflösung rangiert Samsungs frisch abgelöstes Flaggschiff S5 deutlich hinter dem Pixelkrösus Sony Z3, verfügt aber über vier Mal(!) so viele Bildpunkte wie das M8, das mit Magersensor gute Ergebnisse erzielen will. Auf der Habenseite steht auch ein Autofokus, der mit schneller Phasenvergleich-Methode arbeitet. Nicht an Bord ist eine optische Bildstabilisierung. Das S5 verfügt mit 31 mm über die größte Brennweite im Test.

LG G3

4160 x 3120 Pixel sind in Relation betrachtet nur knapp über 60% der Bildpunkte, mit denen das Z3 von Sony ins Rennen geht. Absolut gesehen ist das dennoch nicht wenig, die Bildpunkte drängen sich allerdings auf einem kleineren Fotochip mit nur 17 mm2 Fläche. Abseits vom Sensor glänzt das G3 mit gehobener Ausstattung: einem lasergestütztem Autofokus, optischer Bildstabilisierung und doppeltem LED-Blitz.

 

Motorola Moto G (2014)

In puncto Auflösung rangiert Samsungs frisch abgelöstes Flaggschiff S5 deutlich hinter dem Pixelkrösus Sony Z3, verfügt aber über vier Mal(!) so viele Bildpunkte wie das M8, das mit Magersensor gute Ergebnisse erzielen will. Auf der Habenseite steht auch ein Autofokus, der mit schneller Phasenvergleich-Methode arbeitet. Nicht an Bord ist eine optische Bildstabilisierung. Das S5 verfügt mit 31 mm über die größte Brennweite im Test.

 

Apple iPhone 6

In puncto Auflösung rangiert Samsungs frisch abgelöstes Flaggschiff S5 deutlich hinter dem Pixelkrösus Sony Z3, verfügt aber über vier Mal(!) so viele Bildpunkte wie das M8, das mit Magersensor gute Ergebnisse erzielen will. Auf der Habenseite steht auch ein Autofokus, der mit schneller Phasenvergleich-Methode arbeitet. Nicht an Bord ist eine optische Bildstabilisierung. Das S5 verfügt mit 31 mm über die größte Brennweite im Test.

Kamera-Vergleichstest: Szenario 1: Nahaufnahme

Unser erstes Testszenario (nennen wir es einmal „Modelleisenbahn“) zeichnet sich durch folgende Parameter aus:

Fotografiert haben wir stets im Automatikmodus, den Schärfepunkt haben wir manuell auf die Bildmitte dirigiert, sodass der in den vergrößerten Ausschnitten sichtbare Kopf im Fokus der Abbildung liegt.

Kamera-Vergleichstest: Szenario 2: Panorama

Der zweite Prüfdurchgang heißt bei uns „Touri-Test“ – nur dass man in der Praxis vielleicht keine Einkaufsmalls und Parkplätze fotografiert, sondern Parks, Statuen oder den Times Square. Im Prinzip aber das Gleiche:

Kamera-Vergleichstest: Szenario 3: Schlechtes Licht

Unserer Meinung nach ist der Blitz beim Smartphone nur da, um der Taschenlampen-App ein Werkzeug zu geben. Wer Fotos bei widrigen Lichtverhältnissen machen und dabei die Stimmung nicht empfindlich stören möchte, sollte auf ihn verzichten. Was ist dann noch möglich? Unser Dunkelkammer-Test bringt mit Bedingungen (Mischlicht in geringer Dosis), schlechter als bei den meisten Late Night-Partys, die Kameras an ihre Grenzen – teilweise auch darüber hinaus.

Kamera-Vergleichstest: Fazit

Wäre die Qualität einer Fotografie zu berechnen anhand der Komponenten der Kamera, mit der sie angefertigt wurde – man bräuchte keine Tests mehr wie diesen durchzuführen, die Veröffentlichung eines Datenblattes würde ausreichen. Zum Glück ist dem nicht so! Wir waren selbst sehr gespannt auf die Ergebnisse unseres Tests und ebenso verblüfft über den klaren Sieger: das G3 von LG. Geht man von der mehr oder weniger greifbaren technischen Ausstattung (Linse, Fotochip, AF-Technik) aus, hätte das Ergebnis anders aussehen müssen. Es wurde deutlich, wie schwer der im doppelten Sinne weiche Faktor Software ins Gewicht fällt. Ein kameraoptisch vergleichsweise spärlich ausgestattetes iPhone 6 belässt die gesammelten Bildinformationen weitgehend jungfräulich – und kann damit punkten.

Der Pixelprotz Sony Xperia Z3 verfügt dagegen neben extrem hoher Auflösung über einen optischen Bildstabilisator und ein Objektiv mit der kleinsten Blendenzahl. Dennoch sind damit geschossenen Bilder eher willkürliche Interpretationen einer Realität, die man so nicht gesehen hat und schon gar nicht so abbilden wollte. Natürlich ist aufgrund der extrem vielen Bildpunkte bei ausreichend Licht hier das meiste Ausgangsmaterial da, um in ein Bild hineinzuzoomen und einen Ausschnitt zu verwenden, aber die blaustichige Blutgrätsche des internen Bildbearbeitungsprogramms ist irreversibel und macht die meisten Schüsse nur eingeschränkt brauchbar. Als Fotograf starrt man ohnmächtig und kopfschüttelnd auf das Gerät.

Sie ist sehr viel Mehr als nur das Zünglein an der Waage: Die Software.

Definitiv nicht mehr als ein Spielzeug ist die Kamera im Moto G (2014) von Motorola. Hier ist die Kamera schon schwach, ihr zur Seite stellt sich zu allem übel eine übereifrige Software. Man fragt sich, ob diese hilft oder alles noch verschlimmert.

Ein akzeptables Ergebnis bietet die mit wenigen, aber dafür großen Pixeln ausgestatte Kamera im alten One (M8) von HTC. Solange man nicht weit ins Bild zoomt, sind die Bilder tauglich, auch bei wenig Licht.

Seine Aufgabe ganz gut löst das Knipskästchen im Samsung. Das Galaxy S5 punktete in allen Prüfungen konstant und lieferte Bildresultate, die mit denen des iPhones gleichauf liegen. Auch, weil sich die Software einigermaßen zurückhält.

Der Spitzenreiter, das G3 von LG, hat gezeigt, dass Megapixel nicht alles sind. Und hätte eigentlich noch weiter vorne liegen können – wäre da nicht der brutale Kunstfilterübergriff der Software bei der Prüfung in unserem Dark Room, der uns schockiert hat. Trost verspricht das Upgrade auf Android Lollipop, mit dem Bilder im RAW-Format möglich sein werden. Dann kann das volle Potenzial der Minikameras in jeder (auch noch so düsteren) Lebenslage ausgereizt werden. Sorry, Kompakt-Cam: Adieu!