„Ich bin süchtig nach…“ – diesen Satz hört man ständig, auch dann, wenn eigentlich nur der Wunsch nach etwas besteht. Laut verschiedenen Definitionen besteht eine Sucht, wenn ein Mensch ein so starkes Verlangen nach einer Handlung oder einem Konsumgegenstand hat, dass er die Selbstkontrolle verliert und der Erfüllung seines Verlangens alles unterordnet. Häufig wird auch der Begriff „Abhängigkeit“ verwendet. Bekannt sich natürlich die Drogen- und die Alkoholsucht, gefolgt von der Spielsucht u. a. Aber in der heutigen Zeit sind zahlreiche andere Abhängigkeiten hinzugekommen, die teilweise noch nicht einmal klassifiziert wurden.
Angefangen von Handysucht, über Internetsucht bis hin zu allgemeiner Mediensucht. Natürlich lassen sich diese Süchte nicht pauschal in einen Topf werfen, aber allen ist gleich, dass der Betroffene sein Leben nur noch danach ausrichtet, seine Sucht zu befriedigen. Aber kann eigentlich jeder Mensch süchtig werden? Zur Beantwortung dieser Frage dienen zwei Ansätze. Mediziner gehen davon aus, dass eine genetische Prädisposition besteht, sodass ein bestimmter Prozentsatz von Menschen eher süchtig wird als andere. Sozialwissenschaftler wiederum sind der Ansicht, dass die Gefahr bei allen Menschen gleich ist, aber von der Umwelt bestimmt wird – je höher das Angebot, desto größer die Gefahr.
Ein sehr aktuelles Beispiel für ein modernes Medium, dem Suchtpotenzial zugesprochen wird: der Online-Shooter Fortnite. Dieses Spiel, das keine zwei Jahre alt ist, zieht zahlreiche Jugendliche so in seinen Bann, dass Eltern, Lehrer und andere Erziehungsberechtigte warnen und darauf hinweisen, dass das Verlangen danach, am PC zu sitzen und zu zocken, der Grund dafür ist, dass Schule bzw. Ausbildung usw. vernachlässigt werden. Ein anderes Problem sind Schönheitsideale, die in den Medien verbreitet werden und zahlreiche junge Mädchen dazu veranlassen, auf vernünftige Mahlzeiten zu verzichten. Und nicht wenige rutschen in eine Magersucht, in der der tägliche Besuch der Waage und die darauf angezeigten Kilos den einzigen Sinn des Lebens bilden. Wie hoch die Gefahr für das Individuum tatsächlich ist, an einer Sucht zu erkranken, lässt sich aber weder vorhersagen, noch kann man vorbeugend eingreifen.
Eine Theorie besagt, dass jede Sucht mit einer Suche beginnt, und viele Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema beschäftigen, sind der Meinung, dass besonders Menschen, die schwierige Situationen durchleben, schneller einer Sucht verfallen. Und da sind die zahlreichen Spieleangebote natürlich eine große Verlockung. Was als Spaß beginnt, entwickelt sich zu einem Verlangen, dem immer öfter nachgegeben wird. Und Glücksspiele bieten neben dem Spielspaß einen weiteren Anreiz – die Chance auf einen großen Gewinn. So vermehren sich auch die Ausreden, die Spielsüchtige erfinden. Nur noch eine Runde – wenn ich den großen Gewinn gemacht habe, höre ich auf usw. Was die Gefahr der modernen Glücksspiele noch erhöht, ist auch die moderne Technik. Einerseits sind Glücksspiele schon lange keine einfachen Automaten mehr, sondern technische Wunder, die mit Videosequenzen sowie tollem Sound und erstklassiger Optik aufwarten.
Andererseits gibt es auch verschiedene Geräte, mit denen man ständig und überall spielen kann. Laptops sind mittlerweile leicht und gleichzeitig schnell und haben erstklassige Bildschirme. Tablets sind aus keinem Haushalt mehr wegzudenken und natürlich dürfen wir auch die Smartphones nicht vergessen. Wahrscheinlich besitzt mittlerweile fast jeder ein solches Gerät, das ein großes Touch-Display, bietet und zusammen mit einem schnellen Prozessor und einem großen Speicher ermöglicht, dass viele Spiele direkt im Browser gespielt werden können, ohne dass Software heruntergeladen werden muss. Aber das ist noch nicht alles. Überall entstehen in den Städten Hotspots, zahlreiche Restaurant- und Modeketten, sogar Supermärkte, bieten kostenfreies WLAN, sodass tatsächlich immer gespielt werden kann. Somit werden Süchtige praktisch immer in die Lage versetzt, dem Glücksspiel zu frönen und auf den großen Gewinn zu hoffen.
Wie bereits beschrieben, besteht die Gefahr süchtig zu werden, für manche Menschen mehr als für andere. Aber es gibt auch zahlreiche Angebote, um sich von einer Sucht zu befreien oder gar nicht erst süchtig zu werden. Jede Krankenkasse, sei es die AOK, die TK oder die Barmer, bieten Programme an, die man auch anonym wahrnehmen kann. Und natürlich sind sich auch die Betreiber von Online-Glücksspiel-Apps für Smartphones ebenso ihrer Verantwortung bewusst wie die Betreiber mobiler Casinos. Sie entscheiden: Prüfen Sie die App bevor Sie spielen. Jeder seriöse Anbieter hat auf seiner Plattformen Links implementiert, die auf die Gefahren von Glücksspiel hinweisen. Aber nicht nur das – natürlich wird akribisch kontrolliert, dass potenzielle Spieler mindestens 18 Jahre oder älter sind. Außerdem werden diverse Möglichkeiten angeboten, um das eigene Spielverhalten zu kontrollieren und zu steuern. Mithilfe der mobilen oder Online-Casinobetreiber können Vorkehrungen getroffen werden, z. B.:
Wenn ein Spielverhalten erkannt wird, das das Normalmaß deutlich überschreitet, kann sogar über Spieler ein Ausschluss verhängt werden.
Sicherlich lässt sich nicht ausschließen, dass man einer Spielsucht verfällt. Wer dafür anfällig ist und vielleicht gerade eine schwere Zeit durchmacht, oder wer von der Optik und Akustik so beeindruckt ist, dass er sich nicht mehr losreißen kann, stoßen alle guten Rat- und Vorschläge auf taube Ohren. Aber das gilt nicht nur für Glücksspiel-Apps auf dem Smartphone. Das gilt genauso für Online-Casinos und andere Online-Spiele wie das bereits genannte Fortnite. Vor vielleicht 10 Jahren war es World of Warcraft, das rund um die Uhr gespielt wurde. Aber das gilt genauso für die Konsumgüter, die schon immer übermäßig genutzt oder missbraucht wurden, also Alkohol, Drogen und – warum nicht auch Süßigkeiten?