Am 5. November 2007 gab Google die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems für Mobiltelefone bekannt. Seit 21. Oktober 2008 ist Android offiziell verfügbar. Heute, neun Jahre später, werden damit über 80 Prozent aller Geräte weltweit betrieben. Mit der Neuvorstellung von damals hat das heutige Android allerdings nicht mehr viel zu tun. Ständig kommen Funktionen hinzu, Jahr für Jahr eine neue Version, stets mit dem Namen einer Süßspeise. Dabei hat sich auch in punkto Sicherheit einiges getan. Allein letztes Jahr hat Google 550.000 Dollar an Sicherheitsforscher bezahlt, die Lücken im System aufgedeckt haben.
Der technische Fortschritt bei den Smartphones treibt die Entwicklung zusätzlich an, umgekehrt verlangen neue Betriebssystemfunktionen oft auch neue Technologien bei der Hardware.
Wir haben uns die wichtigsten Neuerungen angesehen, die unser mobiles Leben mit Android künftig verändern werden.
Mit Android Pay stieg Google im September 2015 in das Geschäft mit Zahlungssystemen ein. Damit ist es möglich, Zahlungen entweder in Apps oder kontaktlos an der Ladenkasse durchzuführen.
Für die Nutzung des Systems muss der Anwender einmalig Kreditkartendaten hinterlegen. Die Daten werden sicher bei Google gespeichert und nie an Zahlungsempfänger weitergegeben. In Ladengeschäften stellt die Schnittstelle „Tap and Pay“ mittels NFC eine Verbindung zum Kassenterminal des Händlers her. Dabei genügt es, wenn das entsperrte Smartphone in dessen unmittelbare Nähe gehalten und dann die Zahlung bestätigt wird. Das Aufrufen einer App ist nicht erforderlich. Diverse Unternehmen, wie beispielsweise Groupon oder Uber, erlauben bereits auch die Zahlung per Android Pay in ihren Apps. Dazu befindet sich in diesen ein entsprechender Button.
Gestartet wurde in den USA, mittlerweile steht der Dienst auch in Singapur, Großbritannien und Australien zur Verfügung. Wann er zu uns kommt, ist noch nicht bekannt, aber sicherlich nur eine Frage der Zeit.
Viele von uns unterhalten umfangreiche Foto-, Video- und Musikbibliotheken auf ihren Smartphones. Mit Google Cast soll das Übertragen auf Fernseher oder Lautsprecher in Zukunft noch einfacher werden.
Inhalte von Mobilgeräten drahtlos auf dem heimischen TV oder der Musikanlage wiederzugeben, ist oft schwer, wenn nicht gar unmöglich, da es diverse Systeme gibt, die nur selten zueinander kompatibel sind. Google Cast ist eine universelle Streaming-Lösung, die mit Android-Geräten, iPhones, iPads und verschiedenen Laptops zusammenarbeitet.
Die Video-Version ist ein Stick, der im HDMI-Port des Fernsehgerätes steckt. Die später erschienene Audio-Variante wird mittels Kabel an den Eingang eines Audiogerätes angeschlossen. Mit Google Home hat das Unternehmen außerdem einen Lautsprecher angekündigt, der Cast direkt unterstützt und eine Sprachsteuerung mit Google Now integriert. Musik- und Videowiedergabe lassen sich damit per Stimme steuern, und bei Multiroom-Systemen kann die Wiedergabe sogar separat in einzelnen Räumen gestartet werden.
Mit Android Nougat kommt eine neue Grafikschnittstelle auf Smartphones und Tablets. Sie soll ein Spielgefühl wie auf der Konsole bringen.
Vulkan ersetzt die bisherige Schnittstelle OpenGL ES und soll bei grafisch aufwändigen Apps einen enormen Leistungsschub bringen. Auf Vergleichsdemos bei identischer Hardware waren auf jeden Fall feinere Details und bessere Lichteffekte zu sehen. Laut Google verteilt das System die Rechenleistung zudem gezielter auf mehrere Prozessorkerne, wodurch sich das Gerät weniger erhitzt.
Nur aktuelle Smartphones mit entsprechender Technik können von den erweiterten Möglichkeiten Gebrauch machen. Außerdem sind noch nicht viele Spiele für die neue Schnittstelle programmiert. Doch wenn Android Nougat da ist, wird sich das sicherlich ändern.
Smartphones mit Tango-Technik sollen durch spezielle Sensoren ihre Umgebung ähnlich wahrnehmen, wie wir Menschen es tun.
Die Geräte sind in der Lage, sich im Raum zu orientieren, ihre Umgebung kennenzulernen und dreidimensionale Objekte zu vermessen. Durch eine Technik namens „Area Learning“ merken sie sich ihr Umfeld, um sich später wieder darin zurechtzufinden.
Für die Orientierung sorgen unter anderem zwei Extrakameras, eine für die Bewegungs- und eine für die Tiefenerkennung. Damit sind viele Anwendungen möglich. So hat der amerikanische Handelsriese Lowe’s eine App für Kunden herausgebracht. Mit dieser können sie sich live und in 3D ansehen, wie Möbel und andere Einrichtungsgegenstände bei ihnen zu Hause aussehen können.
Instant Apps ermöglichen die Nutzung von Inhalten, ohne dass die dafür erforderliche App installiert ist. Deren für die Wiedergabe notwendigen Bestandteile werden künftig einfach aus der Cloud gestreamt.
Viele Apps ruhen die meiste Zeit und belegen unnötig Speicherplatz auf dem Smartphone. Manchmal ist eine Installation auch lediglich für die einmalige Nutzung erforderlich. Das ist besonders ärgerlich, wenn es zu Lasten des mobilen Datenvolumens geht. Mit Googles Instant Apps gehört das der Vergangenheit an. Hier werden nur die Teile der App, welche für die aktuelle Verwendung notwendig sind, übertragen. Bei Gefallen kann der Nutzer sie im Nachhinein immer noch installieren. In einer Demonstration auf der hauseigenen Entwicklermesse Google I/O 2016 wurde ein Buzzfeed-Link an jemanden verschickt, auf dessen Gerät die App fehlte. Die Wiedergabe der Inhalte war dennoch möglich.
Wann die Funktion verfügbar sein wird, ist bislang nicht bekannt. Fest steht, dass für die Nutzung weder das neueste Betriebssystem noch die neueste Technik erforderlich ist. Das System wird auch auf Smartphones und Tablets mit dem mittlerweile in die Jahre gekommenen Android 4.1 Jelly Bean funktionieren.
Mit Daydream steigt Google tiefer in den Virtual-Reality-Markt ein. Es handelt sich dabei um ein Gesamtkonzept aus VR-Plattform für Android und VR-Brille mit zugehörigem Controller.
Daydream wird fest in das kommende Android Nougat eingebunden sein. Benötigt wird ein Smartphone mit speziellen Sensoren, welches wie bei Cardboard in die Brille eingelegt wird. Natürlich werden die Nexus-Geräte darauf ausgerichtet sein. Der Nutzer wird dann in einer VR-Umgebung begrüßt und kann seine Inhalte auswählen. Der auf Googles hauseigener Entwicklerkonferenz, der I/O 2016, vorgestellte Prototyp des Controllers erinnert an den der Oculus Rift, hat aber zusätzlich einen Gyrosensor, der auf Bewegung reagiert.
Das Unternehmen will viele der eigenen Apps, darunter Youtube, Play Movies und Streetview, für die Nutzung mit Daydream anpassen und mit entsprechenden Inhalten versehen. Außerdem arbeiten diverse externe Entwickler bereits an Anwendungen.
Im Herbst dieses Jahres soll das Set zur
Verfügung stehen.
Integrierte Infotainmentsysteme in Autos, die Funktionen wie Navigation, Musikanlage, Freisprecheinrichtung und Internetzugang miteinander verbinden, verlieren mit Android Auto an Bedeutung.
Jedes aktuellere Smartphone hat heute mehr zu bieten als die meisten teuren Festeinbauten der Hersteller. Diese haben außerdem den Nachteil, dass sie im Laufe des Fahrzeuglebens technisch veralten und im Gegensatz zu Mobilgeräten nicht jederzeit durch neue Modelle ersetzt werden können.
Für Android Auto genügen einfachere Systeme, die auch nachrüstbar sind. Hier übernimmt das Handy die Arbeit, und der Touchscreen des Bordgeräts wird für die Bedienung und Ausgabe der Bildschirminhalte genutzt. Den Ton gibt die Autostereoanlage aus. Für die Zukunft plant Google sogar eine eigenständige App, mit der Android Auto komplett auf dem Smartphone läuft. Ein Festeinbau entfällt dann.
Google möchte, dass unsere Smartphones uns als tägliche Begleiter immer besser bei der Bewältigung unseres Alltags unterstützen. Ein großes Thema ist dabei das maschinelle Lernen.
Ein Beispiel ist die klassische Suche nach einem Lokal oder einem Ladengeschäft im Internet. Dazu könnten wir nicht nur erfahren, wie wir von A nach B kommen, sondern auch, wie die Öffnungszeiten sind und wann die beste Zeit ist, um hinzufahren. Darüber hinaus wird uns gleich mitgeteilt, was es dort in der Umgebung sonst noch Interessantes gibt. Dabei ist ein selbstlernendes System in der Lage, die Arbeitszeiten und üblichen Gewohnheiten des Nutzers mit einzubeziehen, weil die täglich anfallenden Informationen aus verschiedenen Apps miteinander verknüpft werden.Das ist allerdings nur der Anfang, denn früher oder später soll Android selbst erkennen, wenn wir in einer Situation Unterstützung brauchen könnten, und entsprechende Vorschläge machen. Dabei will Google jederzeit den Schutz unserer privaten Daten wahren.