So wird das Internet der Dinge deinen Alltag umkrempeln

Über das Internet der Dinge liest man in letzter Zeit immer häufiger, doch was ist das eigentlich genau? Und ist es eine gute Entwicklung oder birgt es auch Gefahren?

Das Internet wie wir es heute kennen, ist das Internet of People, also das Internet der Menschen. Aktuell besitzen über 3 Milliarden Menschen auf dem Planeten Zugang zum Internet, wo sie Informationen finden, Nachrichten und Entertainment-Angebote konsumieren und auf verschiedensten Wegen miteinander kommunizieren. Doch das Internet wie wir es kennen, wird es so nicht mehr lange geben – es ist momentan dabei, sich gewaltig zu verändern und zwar in das Internet of Things (IoT) also das Internet der Dinge. Doch was für Dinge sind da gemeint, was haben die im Internet zu suchen und wird mich das betreffen?

Die Antwort auf letztere Frage lautet definitiv, ja! Doch der Reihe nach: Das Internet der Dinge bedeutet, dass der Computer als solches immer mehr aus unseren Leben verschwindet und durch smarte Gegenstände, oder Dinge, ersetzt wird. Googles ehemaliger CEO, Eric Schmidt, erklärte daher auch nicht ganz zu Unrecht, dass das Internet unsichtbar wird. Es wird uns künftig in vielen kleinen eingebetteten Computern umgeben, ohne uns abzulenken oder überhaupt aufzufallen. All diese „Dinge“ werden also dank neuer Sensoren und Funkmodule plötzlich smart und mit dem Internet verbunden, damit die erhobenen Daten auch weitergegeben und -verarbeitet werden können. Jedes „Ding“ wird dann also nicht nur eine physische Repräsentation, sondern auch eine virtuelle besitzen.

Alles um uns herum wird plötzlich smart

Das klingt erst mal nach einer weit entfernten Zukunftsvision, doch das Internet of Things ist längst Realität und umgibt uns bereits – schon 2013 waren schätzungsweise 9 Milliarden Maschinen oder Geräte mit dem Internet verbunden. Wenngleich es sich auch noch in einem sehr frühen Stadium befindet, ist dies doch eine aus mehreren Gründen wichtige Phase des IoT, in der es viele Fragen und Probleme zu klären gilt.

Smart Everything

Smartphone, Smartwatch, Smart Home, Smart Car, Smart Grid, Smart City – es scheint nicht nur so, alles um uns herum wird tatsächlich smart. Das ist aber nicht mit Intelligenz gleichzusetzen – wir werden uns so schnell leider (oder eher zum Glück) nicht mit unseren Alltagsgegenständen unterhalten können oder müssen.

Smart werden Gegenstände durch allerlei Sensoren verschiedenster Art und Zusammensetzung, sowie kleine Prozessoren, die nicht über die Rechenleistung unserer Laptops oder Smartphones verfügen, aber genug Leistung für wenige, spezielle Aufgaben besitzen. Diese Entwicklung geht nun plötzlich deswegen so schnell vonstatten, weil dank Moore‘s Law sich nicht nur die Rechenleistung in den letzten paar Jahren massiv erhöht hat, sondern die physische Größe von Sensoren und Funkmodulen auch immer mehr geschrumpft ist. Außerdem sind die Preise für Chipsätze aller Art, Funkmodule und Sensoren niedriger denn je zuvor. Diese kleinen günstigen Sensoren kann man also in allerhand Alltagsgegenstände integrieren und somit interessante und wichtige Daten erfassen. Diese Daten, richtig ausgewertet, sollen unser Leben deutlich vereinfachen.

Es braucht nicht unbedingt Hacker, um aus dem IoT eine dystopische Vision zu kreieren.

Derzeit versuchen viele Startups allerlei Alltagsgeräte auf den Markt zu bringen, die als smart bezeichnet werden, mal mehr, mal weniger sinnvoll oder nützlich. Darüber, ob man einen smarten Toaster, Rauchmelder oder eine smarte Zahnbürste braucht, lässt sich streiten, aber ändern wird diese Diskussion nicht viel daran, dass alle nur erdenklichen Gegenstände in unserem Zuhause bald Informationen über sich an uns übermitteln. Das IoT beschränkt sich dabei aber nicht nur auf unser Zuhause, wo unser Alltag erleichtert wird – es bezeichnet auch Wearable Devices wie Fitness Tracker und andere Geräte, die Daten über unsere Gesundheit erfassen und somit Krankheiten und Gesundheitsrisiken früh erkennen sollen, was das Gesundheitswesen ziemlich auf den Kopf stellen dürfte.

Ebenso sind in dem Begriff auch Autos, beinhaltet, die den Straßenverkehr sicherer machen und unser Stadtbild stark verändern. Oder das Stromnetz, das durch Smart meter, intelligente Stromzähler, deutlich effizienter mit Ressourcen umgehen können soll. Aber auch in der Industrie werden immer mehr Geräte mit Sensoren ausgestattet, um Arbeitsabläufe zu optimieren und Produktionsketten effizienter zu gestalten.

IoT in allen Lebensbereichen

Das Internet der Dinge wird viele Bereiche unserer Gesellschaft stark beeinflussen. Viele Entwicklungen,­ etwa bei Abläufen in der Industrie, werden allerdings nur einen indirekten Einfluss auf unser Leben haben – andere Bereiche, wie etwa Verkehr oder Haushalt, haben hingegen einen viel direkteren, unmittelbaren Einfluss auf unseren Alltag.

Verkehr

Autos werden immer stärker vernetzt und uns in naher Zukunft sogar vollkommen autonom ans Ziel bringen, ohne dass wir das Steuer selber in die Hand nehmen müssen.

Haushalt

Das Smart Home wird zunächst aus vielen einzelnen smarten Haushaltsgeräten wie Thermostat oder Beleuchtung bestehen, bevor sich komplett integrierte Lösungen durchsetzen.

Wearables

Smartwatches, Fitness Tracker und Smart Glasses gibt es heute schon zu Hauf zu kaufen, doch in Zukunft werden die Sensoren und Prozessoren direkt in die Kleidungsstücke integriert.

Industrie

Neben vielen Produktions­abläufen, die Smart Devices in der Industrie optimieren, wird uns vor allem das Smart Grid, das kluge Stromnetz, im Alltag beeinflussen.

Gesundheit

Ärzte können in Zukunft dank Zugriff auf Daten von vielen verbundenen Gegenständen wie Glucose-messenden Kontaktlinsen, deutlich genauere und schnellere Diagnosen stellen.

Big Data

All diese Daten, die die vielen Sensoren um uns herum erfassen sind für sich genommen aber nutzlos. Es reicht nicht, die Daten einfach zu sammeln, sie müssen auch entsprechend ausgewertet werden. Dafür kommen einerseits natürlich unsere Smartphones mit der stetig steigenden Rechenleistung in Frage, allerdings stoßen sie auch schnell an ihre Grenzen. Aus diesem Grund werden viele Daten in die Cloud übertragen, wo sie mit der Rechenpower der großen Server-Farmen von schlauen Algorithmen ausgewertet und verarbeitet werden. Hier werden auch Daten von allerhand anderer Dinge gesammelt und mit den eigenen Daten in Verbindung gesetzt, um bestimmte Abläufe zu automatisieren und ein umfassenderes Bild zu erlangen.

Was soll das?

Die Gründe für diese Entwicklung sind recht einfach erklärt. Es geht hauptsächlich darum, unsere Leben zu vereinfachen, sicherer zu machen und Abläufe wie den Straßenverkehr, unser Stromnetz und vieles mehr effizienter zu gestalten. Dadurch verspricht man sich nicht nur einen schonenderen Umgang mit wichtigen Rohstoffen, sondern natürlich auch einen finanziellen Nutzen durch sinkende Kosten, die durch Effizienzsteigerung bedingt werden­. Damit die Kosten gesenkt werden können, muss aber zunächst Geld in die Technologien gesteckt werden – man muss also Geld ausgeben um Geld zu sparen. Doch wird unser Leben sicherlich nicht bedeutend besser, nur weil unsere Jalousien oder unser Thermostat zuhause smart sind und aus der Ferne über unser Smartphone gesteuert werden können. Erst wenn diese Geräte zusammenarbeiten und untereinander kommunizieren, können sich große Vorteile für den Nutzer und im größeren Kontext für die Gesellschaft ergeben.

Ein Stück Science Fiction wird Realität – Eine zentrale Rechen­einheit, wie etwa ein Tablet, wird zur Kommando­zentrale und zum Bordcomputer des ­eigenen Zuhauses, und steuert alle wichtigen Funktionen.

Die Zukunft ist offen?

Geräte können derzeit nicht ohne weiteres miteinander kommunizieren, egal, wie smart sie sind. Da die verschiedenen Hersteller versuchen, ihre eigene Plattform zu etablieren, sprechen die meisten smarten Gegenstände ihre eigenen Sprachen. Hier wird eines der großen Probleme mit dem derzeitigen Status des Internets der Dinge deutlich. Viele Unternehmen drängen mit aller Macht auf den Markt und nahezu alle nutzen für ihre smarten Gerätschaften proprietäre Standards und Protokolle, die untereinander nicht kompatibel sind. Statt zu warten, bis die Marktdynamik in Gang kommt und sich ein Standard durchsetzt. Doch bis dahin wird es zum Glückspiel, ob die Glühbirnen sich mit den Jalousien und dem Heimkino verstehen, um zusammen zu arbeiten, wenn man z.B. einen Film gucken will. Es ist also dringend nötig, dass hier alle Hersteller auf offene Standards und Protokolle setzen, da uns sonst eine fragmentierte Zukunft bevorsteht, die unsere Leben nicht einfacher macht, wie es eigentlich der Fall sein sollte, sondern deutlich schwerer. Manche Player bemühen sich zwar, diese offene Zukunft zu bauen – etwa IBM, ARM und andere mit dem HyperCat-Standard oder Samsung und Intel mit dem Internet-der-Dinge-Konsortium. Auf der anderen Seite stehen aber u.a. Google und Apple mit ihren eigenen Lösungen, von denen zumindest letztere nicht gerade für ihr gutes Verhältnis zu offenen Standards bekannt ist.

Das Stromnetz gehört künftig auch zum Internet der Dinge. Sämtliche Haushaltsgeräte sind dann über das Internet mit dem Stromnetz verbunden und können die gewünschte Energie gezielt und effizient nutzen.

 

Sicherheit ist sicher?

Ein weiteres großes Problem, das es für das Internet der Dinge noch zu lösen gilt, ist das der Sicherheit. Wenn diverse Sensoren persönliche und teils sensitive Daten über uns sammeln, etwa über unseren Gesundheitszustand, oder unser Alltagsverhalten, lassen sich leicht höchst detaillierte Benutzerprofile erstellen. Diese Daten müssen also gut abgeschirmt sein. Doch dies könnte ein gewaltiges Problem werden, denn alles (!) kann gehackt werden.

Im Falle eines Toasters oder einer Zahnbürste ist dies vielleicht etwas lästig, aber nicht wirklich gefährlich, doch wenn uns plötzlich die Kontrolle über unser Auto entzogen wird, weil eine Sicherheitslücke ausgenutzt wird, oder medizinische Geräte wie Herzschrittmacher oder Insulinpumpen einem Hackerangriff zum Opfer fallen, sind schnell Menschenleben in Gefahr. Und der Bereich Sicherheit ist ohne Frage eines der größten Problemfelder, das es für das IoT zu lösen gilt. Bereits heute werden immer häufiger große Unternehmen Opfer von Hackerangriffen und auch die Zahl und Schwere der Sicherheitslücken wächst stetig. Wenn Unternehmen heute schon nicht in der Lage sind, unsere Daten entsprechend zu sichern, wie soll es denn erst aussehen, wenn das Internet der Dinge die prognostizierte Menge von bis zu 50 Milliarden verbundenen Geräten bis 2020 erreicht? Dieses Wachstum macht das Internet um einen unvorstellbaren Faktor komplexer, als es ohnehin schon ist. Aber nicht nur die Unternehmen und deren Server sind eine mögliche Gefahrenquelle für unsere Daten, auch die Geräte selber können gehackt werden, und solange die Hersteller nicht regelmäßige Updates ausliefern um bekannte Sicherheitslücken zu schließen – was heutzutage bei Smartphones oder Laptops schon nicht der Fall ist – erschaffen wir ein Paradies für Hacker. Und dann ist da ja noch der Nutzer selber, der es ebenfalls in den meisten Fällen nicht schafft, die nötigsten Sicherheitsvorkehrungen zu treffen – wer erstellt denn schon sichere Passwörter? Und wer hat bei wichtigen Netzwerkgeräten wie z.B. dem heimischen Router das Passwort (und ich meine nicht das WLAN-Passwort) geändert? Wer jetzt beide Fragen mit „ich“ beantwortet, hat zwar ein Lob verdient, gehört aber leider einer Minderheit an.

Wearable Devices sind bereits ein wachsender Markt, der sich aber in Zukunft nochmals massiv wandeln wird. Gadgets wie Fitness Tracker werden dann durch allerlei, direkt in die Kleidungsstücke eingebettete Sensoren ersetzt.

 

Das Ende der Privatsphäre?

Es braucht nicht unbedingt eine Gruppe von Hackern um aus dem eigentlich positiven Bild des IoT mit all seinen Möglichkeiten eine dystopische Vision zu kreieren – die Tatsache alleine, dass große Unternehmen wie Google, Apple, Facebook oder Amazon Daten in rauen Mengen über uns besitzen und sämtliche Geräte über uns und unser Verhalten Bescheid wissen und darüber mit anderen Geräten kommunizieren, wirft durchaus die Frage auf, was dies für unsere Privatsphäre bedeutet. Es wird sicher nicht einfacher, uns vor maßgeschneiderten Werbeanzeigen und Kaufangeboten zu schützen, geschweige denn ein bisschen Privatsphäre zu behalten, wenn jeder Gegenstand im Haus weiß, wann ich mich in welchem Raum aufhalte, das Auto weiß, wann ich wohin gefahren bin und unsere Fitness Tracker jede noch so kleine Bewegung dokumentieren? Ob es überhaupt möglich sein wird, sich vor der Überwachung der Unternehmen zu schützen, ist sehr schwer einzuschätzen – da es aber im derzeitigen Internet schon kaum möglich ist, sieht die Zukunft auch nicht gerade rosig aus. Die Überwachung durch die Geheimdienste öffnet noch mal ein ganz neues Kapitel in der dystopischen Zukunftsvision. Mit dem Internet der Dinge und all den Daten unserer Smart Devices vereinfachen wir NSA, BND und GCHQ die Arbeit noch viel mehr, als wir es mit Laptops, Tablets und vor allem Smartphones ohnehin schon tun. Die einzige Möglichkeit, den Nutzer zu schützen ist, wie auch bei Kommunikation per E-Mail oder Instant Messenger sowie jeglicher Übertragung von Daten an Server, eine sichere Verschlüsselung, deren Schlüssel im Idealfall der Nutzer selber besitzt.

Das Auto der nahen Zukunft wird nicht nur Informationen über die Verkehrs- oder Wetterlage aus dem Internet beziehen, sondern auch mit anderen Fahrzeugen und Sensoren auf der Straße kommunizieren.

Utopia oder Dystopia?

In den Anfangstagen des Internet herrschte das Gefühl, man hätte ein Paradies erschaffen. Je größer es jedoch wurde, desto spannender und lukrativer wurde es auch für Unternehmen, was dem Idealismus der Anfangstage zumindest einen Dämpfer verpasst hat. Derzeit sieht es mit dem Internet der Dinge ähnlich aus. Wenn man sich die Möglichkeiten ansieht, die durch die smarten Geräte um uns herum entstehen können – und noch all die Innovationen hinzurechnet, die heute noch gar nicht vorstellbar sind-, fällt es sehr schwer, nicht in Euphorie zu verfallen und die Kreditkarte zu zücken. Zur Anfangszeit des Internet hat noch niemand an Sicherheitslücken gedacht, oder an Trojaner und Phishing-E-Mails oder sonstige Betrugsmaschen und sicher auch nicht an die Geheimdienste, deren Überwachung durch das Internet eine ganz neue Dimension erhielt. Wir haben diese Entwicklung mit all ihren Fehlern und negativen Aspekten nun aber gut beobachtet und können diese Probleme auf die Entwicklung des IoT übertragen – und haben somit eine gute Ausgangsposition, das Schlimmste zu verhindern.

Selbstvermessung

Die Idee des Quantified Self nimmt eigentlich erst mit den Sensoren der Smart Devices so richtig Fahrt auf. Die so gewonnenen Daten sollen Erkenntnisse über unseren sportlichen und gesundheitlichen Zustand liefern.

 

1. Smart Glasses

Mit Datenbrillen wie Google Glass können die Informationen und Daten beim Workout jederzeit abgelesen werden, ohne auf das Smartphone zu blicken.

2. Tech-Shirt

Auch T-Shirts werden ­künftig mit Sensoren ausgestattet um etwa die Körpertemperatur oder die Schweißmenge zu messen.

3. Fitness-Tracker

Die Geräte, die man üblicherweise am Handgelenk trägt, und die neben Schritte zählen auch den Schlaf messen, werden künftig noch genauer und komplexer.

4. In-Ear-Kopfhörer

Kopfhörer der Zukunft geben nicht nur Musik wieder, sondern dienen auch als Pulsmesser und übernehmen noch viele weitere Funktionen.

5. Smartwatch

Das Smartphone werden ­Smart­watches wohl nie ganz ersetzen, aber als Informationszentrale reduzieren sie zumindest die Ablenkung davon.

1. NFC-Ring

Ein Ring am Finger mit ­NFC-Chip reicht aus, um den Träger an seinem Smartphone oder im Fitness­-Studio zu identifizieren.