WhatsApp: Jeder hat es, jeder nutzt es und jeder kennt mindestens einen, der gewaltig nervt. Also echt endkrass nervt. So sehr, dass wir am liebsten eine Sprengladung unter unserem Handy anbringen möchten, nur um diesem Spuk ein Ende zu bereiten.
Ich plaudere jetzt ganz einfach mal aus dem Nähkästchen: Entweder ich lebe in dem falschen Teil dieser Welt oder aber ich habe einen speziellen Magneten in mir, der all jene Kandidaten anzieht, die Sie auf der nächsten Seite finden. Wenn Sie sich darin wiederfinden, müssen Sie nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, das Wutteufelchen in mir rät Ihnen aber zumindest mal einen Gang zurückzuschalten.
Es ist kaum zu fassen, wie sehr Leute an den Nerven des Nutzers zerren können. Die repräsentative Auswahl rechts deckt daher auch nur eine Teilmenge ab. Bestimmte WhatsApp-Typen fassen auch gleich mehrere der genannten Eigenschaften in sich zusammen – oft so penetrant, dass sich die Frage stellt, ob WhatsApp im Falle eines gewaltsamen Todes strafmildernd zum Vortrage gebracht werden kann. Die Rechtsprechung schweigt sich hierzu bislang aus.
Zu den sieben neuen biblischen Plagen des digitalen Zeitalters gehören zweifelsohne Plattformen wie TikTok, in denen jeder Honk sein nicht vorhandenes Talent zum Besten geben kann. Als achte Plage gesellt sich unser Berti dazu, der sein virtuelles Umfeld mit diesen zweifelhaften Elaboraten regelmäßig penetriert und heischend nach Anerkennung verzweifelt auf Emojis wartet.
Es gibt augenscheinlich einen ungeschriebenen Artikel im Grundgesetz, der besagt, dass jeder, der WhatsApp nutzt, sein Recht auf Privatleben verwirkt hat. Wird nämlich der eigene Boss der WhatsApp-Nummer habhaft, ist damit endgültig Schluss. Zu jeder Tages- und Nachtzeit – auch am Wochenende – scheppert das Smartphone und es kommen immer neue Anweisungen – häufig mit dem Vermerk „sofort“.
Nahezu jeder Satz beginnt mit „ich“. Überhaupt: Sie ist die Allergrößte, Allerschlauste, Allerhübscheste. Und wieder sind ihr die Typen in Scharen hinterhergelaufen, wieder hat sie was ganz Tolles gemacht, fabriziert, erlebt. Das Problem dabei: Das interessiert niemanden! Genauso wenig wie es sie interessiert, wie es dem Gegenüber geht oder wie dessen Tag war.
Das Sprachvokabular auf WhatsApp ist begrenzt, besteht meist nur aus den Phrasen „Ja“, „Nein“ und „Du mich auch“. Das heißt, falls überhaupt eine Antwort kommt. Selbst die Zombies in „The Walking Dead“ sind da kommunikativer. Chats dieser Art sind meist sehr kurz – etwa: „Morgen wird gegrillt. Kommst du auch?“ – „Ja“. Es bleibt die Hoffnung, dass dieser Typus außerhalb der virtuellen Umgebung gesprächiger ist.
Er schafft es scheinbar, den Roman „Krieg und Frieden“ und dazu noch der „Herr der Ringe“-Trilogie innerhalb von zehn Minuten in sein Handy einzutippen. Die Gegenseite scrollt sich verzweifelt durch den Text und bemüht sich redlich, die epische Wucht dieser äußerst zahlreichen Worte zu erfassen. So sehen Texte aus, die keiner will: Orthographisch zwar korrekt, aber viel zu lange.
Apropos Orthographie: Die ist für Pussies und Zeichensetzung erst recht. Hauptsache tippen, was die Tastatur hergibt, während sich das Gegenüber fragt, in welcher Sprache dieser Text wohl verfasst sei. Rudi hat augenscheinlich noch nicht kapiert, dass er, wenn er auch verstanden werden möchte, verständlich schreiben und sich nicht selbstgefällig über sämtliche Regeln der deutschen Rechtschreibung hinwegsetzen sollte.
Zurück zu den alten Ägyptern: Deren Hieroglyphen erleben seit der Etablierung der Emojis eine wahre Renaissance. Befeuert wird dieses unerwartete Aufblühen durch Typen wie diesen. Statt wohlfeiler Worte, grinsen uns am laufenden Meter diese quietschgelben Lutschbonbon-Visagen an, die bestenfalls ahnen lassen, was der Absender überhaupt will. Der Worte ist wohl genug gewechselt …
Wieso tippen? Es gibt doch die Spracheingabe und der Empfänger bekommt eine bildhübsche Audiodatei. Das ist prima, wenn es mal schnell gehen soll. Nicht so prima ist es, wenn diese Sprachnachrichten erhebliche Überlängen aufweisen, der Sprecher vom Hundertsten ins Tausendste kommt, während wir ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch trommelnd auf die Kernaussage warten.
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