Wie Technologie den Trend zu Sportwetten verstärkt hat

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Auf den eigenen Club setzen hat bei Fußballfans eine lange Tradition. Seit mehr als 70 Jahren ist in der Bundesrepublik Fußballtoto eine geliebte Einrichtung. Von der 13er-Ergebniswette bis zur Auswahlwette 6 aus 45 wird landauf, landab getippt, was das Zeug hält. Weil ein Teil der Einnahmen aus dem staatlichen Lotto und Toto wiederum in öffentliche Einrichtungen, aber auch Soziales und Kultur fließt, haben etliche Clubs und Fußballplätze ihr Bestehen unter anderem den Tippern zu verdanken.

Dabei machen mittlerweile Wetten in echten Annahmestellen aus Stein nur noch einen winzigen Teil der in Deutschland platzierten Sporttipps aus. Rund 8,8 Milliarden Euro betrug der Umsatz im Sportwettenbereich im Jahr 2018 – fast doppelt so viel wie noch 2014. Mehr als 7,3 Millionen davon gingen online über den Tisch.

Möglich gemacht haben das Innovationen in der Technologie. Das immer schneller werdende Internet und hochauflösende Bildschirme, die gestochen scharfe Grafiken erlauben, machen die Webseiten der Wettbüros überschaubarer und damit attraktiver. Stabile Verbindungen erlauben es den Zockern, sich Quoten und Tipps gründlich anzugucken, ohne die Seiten immer wieder auffrischen oder neu hochladen zu müssen.

Vor allem aber sind Online-Wetten von überall aus und rund um die Uhr mit dem Handy oder Tablet zu erreichen. Tipper sind damit längst nicht mehr darauf angewiesen, noch schnell vor Ladenschluss die herkömmliche Annahmestelle zu erreichen, sondern können ihre Fußball Wetten in der Mittagspause, beim Pendeln, vom heimischen Sofa aus oder sogar vom Stammtisch aus abgeben.

Kluge Wetter setzen außer auf Bauchgefühl und Loyalität zum eigenen Verein auf Information, um ihre Entscheidungen zu treffen. Selbst die verlockendste Quote verdient es, dass vorher erwägt wird, ob es überhaupt eine realistische Chance gibt, die Wette zu gewinnen. Wenn ein Spitzenverein gegen einen Club antritt, der in der gesamten Saison noch keinen Treffer erzielt hat, ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Niederlage des Favoriten gleich Null. Aber so gut wie jeder Verein hat eine Achillesferse, ob es nun um einen unersetzbaren Spieler oder einen Angstgegner geht. Sogar Rekordmeister FC Bayern München hat einen Kontrahenten, gegen den der Club von der Isar stärker schwächelt als gegen alle anderen Mannschaften. In diesem Fall ist das Borussia Mönchengladbach.

Dank Technologie muss man nicht einmal ein echter Experte sein, um Chancen abwägen zu können. Auf dem Handy lassen sich jederzeit Statistiken der vergangenen Spiele abrufen, um zu sehen, wie die derzeitige Form der Clubs ist und wie sie in der Vergangenheit gegeneinander gespielt haben. Kaderaufstellungen und Verletzungen im Fußball sind ebenfalls vor dem Abschließen der Wette einen Blick wert.

Weil im Gegensatz zum deutschen Toto die Online-Wettbüros zumeist jede Menge Sportarten auf nationaler und internationaler Ebene im Angebot haben, bietet eine kurze Handyrecherche genügend Hintergrundinformationen, um zum Beispiel überlegt zu entscheiden, ob sich Wetten in der Premier League oder La Liga, im Tennis oder im Motorsport lohnen. Etliche Tipper konzentrieren sich von vornherein auf in Deutschland weniger bekannte Sportarten wie Rugby, um anhand der besten Quoten auf Mannschaften zu setzen, die sie nur online kennen.

Dass der Trend zum Tippen im Internet in Zukunft in Deutschland weiter steigen wird, ist durch das neue Glücksspielgesetz sehr wahrscheinlich. Mit dem am 1. Juli 2021 in Kraft tretenden Länderstaatsvertrag werden nicht nur erstmals die bisher nur in Schleswig-Holstein erlaubten Online-Casinos legal, auch im Bereich der bisher nur beschränkt erlaubten Sportwetten gibt es Erweiterungen. Obwohl die Lizenzen für Online-Casinos erst im Sommer erteilt werden, gilt zurzeit eine Duldungsregelung. Etliche seriöse Wettanbieter, die bereits jetzt die künftig geltenden Bedingungen erfüllen, verfügen schon über Lizenzen aus Deutschland. Damit fällt für die Tipper die Rechtsunsicherheit weg, ob sie beim Wetten womöglich gegen das Gesetz verstoßen. Die Bundesrepublik schließt mit dem neuen Staatsvertrag zum Großteil eine Lücke, die noch zwischen dem deutschen Recht und dem in der europäischen Union geltenden Recht klafft. Hinzu kommt, dass klare Richtlinien kreiert werden.

Um sicherzustellen, dass die in Deutschland agierenden Anbieter sich an die Regeln aus dem Staatsvertrag halten, wird eine eigene Aufsichtsbehörde geschaffen Schwerpunkt ist außer dem Jugendschutz, bei dem bei der Kontoeinrichtung Identität und Alter hinlänglich bewiesen werden muss, auch das Thema Suchtgefahr. Zocker, die nicht nur gelegentlich setzen, sondern auffällig viel oder mit auffällig hohen Einsätzen online aktiv sind, werden in eine Sperrdatei eingetragen, die bundesweit gilt. Die freiwillige Eintragung ist ebenfalls möglich.

Hinzu kommt ein Höchstlimit für jegliches Online-Glücksspiel, das im Monat bei 1000 Euro pro Person liegt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob auf diversen Seiten gezockt wird oder das Geld genauso für Lotto und Slotmaschinen wie für Pferderennen und Fußballwetten eingesetzt wird.

Ganz aus der Pflicht sind Tipper allerdings nicht. Seriöse Anbieter, die in der EU, beziehungsweise jetzt auch in Deutschland zugelassen sind und regelmäßig kontrolliert werden, bieten leicht auffindbar sämtliche Informationen zu den allgemeinen Geschäftsbedingungen, dem registrierten Firmensitz und dem Lizenzgeber an. Fehlen diese Informationen, so heißt es von vornherein, Finger weg. Wie in allen Geschäftsbereichen sind auch im Online-Glücksspiel Betrüger unterwegs. Darauf hereinzufallen wäre ein gefährliches Eigentor, das mit minimalem Aufwand verhindert werden kann. Schließlich geht es beim Wetten genauso wie beim Zuschauen im Sport um den Spaß.