Bereits das im letzten Jahr erschienene Aquaris 5X Plus vom spanischen Tech-Unternehmen BQ zeigte die Qualitäten eines sogenannten Hidden Champion: Gute Leistung, aber keine große Bekanntheit. Jetzt gibt es einen neuen Spitzenreiter in den iberischen Reihen. Ebenfalls ein Champion?
Diese Namenszusätze kennen wir zur Genüge: „Plus“ wie Mehr, „Max“ wie Maximum und „Pro“ wie Professional. Gemeint ist damit immer dasselbe: Noch ein bisschen größer, noch ein bisschen besser. Im Falle dieses spanischen Smartphones sind wir aber gespannt, ob das Versprechen eingelöst werden kann – schließlich ist das Aquaris X Pro kein zeitgleich erschienenes „Big Brother“-Gerät zu einem Flaggschiff-Phone (wie z.B. bei Samsung), sondern eigentlich der Nachfolger zum letztjährigen Top-Handy von BQ. (Eigentlich deshalb, weil das 2016er Modell noch immer direkt über die Hersteller-Webseite zu beziehen ist.) Jenes Aquaris 5X Plus hat uns damals überrascht und sehr gute Noten erhalten. Seitdem hat sich aber einiges getan und die Ansprüche sind gewachsen. Eine Frage lautet also: Ist das Aquaris X Pro auch im Vergleich mit der aktuellen Konkurrenz noch ein bisschen besser geworden? Eine andere: Kann es sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis verteidigen? Unterziehen wir es einem professionellen Test…
Gegenüber dem 5X Plus ist das X Pro knapp 3 mm breiter und 1,5 mm länger. Sein Display konnte dadurch um 0,2 auf 5,2 Zoll anwachsen. Die Auflösung blieb unverändert bei Full HD, das Verhältnis von Front- zu Schirmfläche verbesserte sich geringfügig: Jetzt leuchten glatte 70 % der Vorderseite. Was dabei auffällt, ist das Farbspektrum. Im Vergleich mit anderen Displays ist doch ein klarer Rot-Blau-Stich erkennbar. Im Alltag stört das wahrscheinlich wenig, aber es ist evident. Die Helligkeit rangiert im guten Durchschnitt.
Von der Metallhaptik des 5X Plus konnte sich nur ein kleiner Rest zumX Pro hinüber retten. Der Rahmen ist noch aus Aluminium, die Rückseite ist wie auch der gewölbte Display-Schutz vorne aus Glas (Dinorex) gefertigt. Das sorgt für eine moderne Optik (v.a. in der Farbe Weiß), allerdings auch schnell für ein schmieriges Gefühl, denn die Oberfläche ist sehr glatt – so glatt sogar, dass einem das Telefon schnell aus der Hand rutscht.
Im Inneren sieht es nach einem numerischen Downgrade aus, denn statt eines Snapdragon 652 (X5 Plus) arbeitet hier ein Snapdragon 626. Der ist allerdings brandneu, taktet höher (2,2 GHz) und soll weniger Energie verbrauchen. Unterstützt wird er von einem 4 GB großen RAM. Die Testergebnisse sind deshalb mehr als zufriedenstellend, ein Ruckeln oder eine Überforderung beim Multitasking muss man so bald nicht befürchten.
Dass die Hardware mit dem minimal kleineren Akku als im X5 Plus (3.100 statt 3.200 mAh) haushalten kann, belegen unsere Laufzeitmessungen bei „halber Display-Flamme“: Video streamen und 3D-Rendering zwingen das Gerät nur äußerst langsam in die Knie. Dank des mitgelieferten Quick Charge 3.0-Ladegeräts ist der Energietank auch fix wieder angefüllt. 39 Minuten von Null-Level auf 50% bei eingeschaltetem Gerät und aktiven WLAN sind ein vorzeigbarer Wert.
Besonderen Wert legt man bei BQ auf die Bewerbung der neuen Kamera. Die wurde bei der reinen Pixelzahl beschnitten (12 statt 16 MP) und bekam eine größere Blende (f/1,8 statt f/2,0). Die Ergebnisse überzeugten bei miserablem Licht mit wenig Rauschen und vielen Details. Bei Gegenlicht und im Panorama-Modus hingegen litten genau diese Details. Der Fokus arbeitet aber schnell, denn angeblich stellen nun alle 12 Millionen Pixel auf dem Samsung-Sensor einzeln scharf.
Hervorzuheben sind auch die Möglichkeiten der Kamera-App. Dem Social Media-Bedarf angepasst, kann man über die „Motions“-Funktion Bewegung in verschiedenen Geschwindigkeiten loopen, im Zeitraffer oder in Zeitlupe aufnehmen. Schade: Wäre die Kamera so gut wie die Kamera-App und das Display „weißer“, würde die Benotung besser ausfallen als beim 5X Plus vor einem Jahr.