Vorbei sind die Zeiten, wo sich die Lüftung eines Fahrzeuges, die Lichtanlage und die Lautstärke der Medienwiedergabe mit physischen Schaltern und Knöpfen bedienen ließen. Heutzutage wird dies zur Gänze auf großen Touchelementen, zumeist oberhalb der Mittelkonsole erledigt. Waren bislang die unterschiedlichsten Bedienelemente links und rechts vom Lenkrad, in der Mittelkonsole oder sogar in der Fahrertüre untergebracht, so gehen immer mehr Automobilhersteller einen anderen Weg. Nämlich den, sämtliche Einstellungen an einem zentralen Ort zu bündeln.
Diesen fassen die Autobauer zumeist in einem großen Display, dem sogenannten Infotainmentsystem, zusammen. Der Bildschirm hat oftmals eine Größe von zehn Zoll und mehr, ist Steuerzentrale für Navigationssystem, Medienwiedergabe und die Klimaanlage. Doch dieses System kann noch weitaus mehr. Heutzutage lassen sich damit unzählige Einstellungen am Fahrzeug vornehmen. So können Sie etwa die Lichtzeichenanlage genauer einstellen, die Stellung der Spiegel anpassen, die Position des Lenkrades optimieren oder die Fenster sperren. Immer mehr Fahrzeuge bieten allerdings auch die Möglichkeit, die Art und Weise, wie stark die Lenkung reagiert oder das Fahrwerk ausgeglichen wird, zu verändern. Feinheiten zur Wagenverriegelung, der Serviceintervall oder ein simples Software-Update für den Bordcomputer sind ebenfalls darin zu finden.
Uns ist bewusst, dass jeder Autohersteller einen anderen Zugang wählt, um das möglichst optimale Nutzungserlebnis für seine Kunden zu generieren. Stellvertretend haben wir uns für diesen Artikel einen Tesla Model 3 als Grundlage genommen, um Ihnen auf den nächsten Seiten detailliert näherzubringen, was alles im Jahr 2021 schon mit einem modernen Infotainmentsystem zentral von einem Display aus erledigt werden kann. Autonomes Fahren, eine mitdenkende Wagen-KI oder eine Verbrauchsrechnung für den verbauten Akku gehören bereits zum Gesamtbild hinzu und lassen sich im System einsehen und bedienen.
Betritt der Fahrer den Wagen, so begrüßt das Infotainmentsystem mit dem hier abgebildeten Startscreen. In der Zeile am oberen Bildschirmrand sind neben der Uhrzeit und der Außentemperatur auch das Profil, die Empfangsqualität der im Wagen integrierten SIM-Karte sowie eine aktive Bluetooth-Verbindung angezeigt. Außerdem sehen Sie in der rechten Ecke den Namen des mit dem Tesla verbundenen Smartphones, in unserem Fall ein Redmi Note 9 Pro. Groß angezeigt werden außerdem die Termine des Tages, da der Bordcomputer auch Zugriff auf den Kalender hat. Zur Linken sehen Sie außerdem das Fahrzeug abgebildet, können bei Bedarf beide Kofferräume öffnen und auch die Zentralverriegelung bedienen. Falls Sie sich über die zwei roten Symbole links unten wundern: Der Tesla erkannte mich und meinen Kollegen beim Bedienen bzw. Fotografieren des Bordcomputers und monierte, wir seien nicht angeschnallt. Im Stand war das allerdings nicht nötig. An der Unterseite lassen sich zahlreiche Kategorien wie Musik, Kameras, Scheibenwischer, die Lüftung oder Heck- und Frontscheibenheizung aufrufen.
Im Einstellungsmenü für den Akku können Sie nicht nur sehen, wie viele (kumulierte) Kilometer Sie noch mit der vorhandenen Menge an Strom zurücklegen können. Dort lässt sich auch ein genaues Limit festlegen, bis zu welcher Marke die Batterie beim nächsten Ladevorgang gefüllt werden soll. Bekanntermaßen soll der Stromspeicher nämlich nicht jedes Mal auf 100 Prozent druckbetankt werden, dann sollten die Haltbarkeit und Langlebigkeit merklich besser sein. Haben Sie ein Supercharger-Guthaben, wird es auch in dieser Anzeige abgebildet. Außerdem können Sie einen genauen Zeitplan festlegen, damit der Wagen exakt zur nächsten Abfahrtszeit vollgeladen ist.
Drücken Sie links unten auf das Fahrzeug-Symbol, öffnen sich die Einstellungen des Systems. Darin können Sie unterschiedlichste Untermenüs öffnen, etwa für Schnellzugriff, Beleuchtung, Verriegelungen, Display, Fahren, Autopilot, Navigation, Sicherheit, Service und Software. Es öffnet sich pro Kategorie eine eigene Unterseite, wo diverse Einstellungen vorgenommen werden können. Drücken Sie das „X“ ganz oben, gelangen Sie wieder zum Ausgangsbildschirm, den Sie auf dieser Seite oben finden, zurück. Die Unterpunkte Autopilot und Sicherheit haben wir gleich rechts nebenan separat aufgelistet, da darin nicht unwesentliche Details, was den Alltagseinsatz betrifft, zu finden sind.
Sicher wissen Sie bereits, dass sich das Model 3 von Tesla theoretisch vollständig autonom im Straßenverkehr bewegen kann. Dies klappte im Feldversuch großteils sehr gut, gerade im zähfließenden Verkehr oder bei klar erkennbaren Bodenmarkierungen manövriert sich der Tesla souverän durch die Peripherie. Auch wenn Sie den Autopiloten durch einen Hebel hinter dem Lenkrad aktivieren können, so kann dieser im Menü noch genauer eingestellt werden. Im Autopilot-Menü lässt sich etwa der Lenkassistenten eigens aktivieren, außerdem ein Geschwindigkeitslimit und eine Warnung für etwaige Überschreitung einstellen sowie die Spurhaltekorrektur und die Auffahrwarnung präzisieren.
Ja, in der Tat hat der Tesla einen sogenannten „Wächter-Modus“. Diese Einstellung startet die Video-Aufzeichnung der verbauten Kameras, sobald der Lenker das Fahrzeug verlassen und versperrt hat. Der große Vorteil liegt sicher darin, dass etwaige Beschädigungen wie beispielsweise Vandalismus oder Parkschäden in der Regel auf den Aufnahmen zu sehen sind, nachteilig wirkt sich der Wächter-Modus allerdings auf die Akkulaufzeit aus. Wichtig: Sie können der Wächter-Funktion oft besuchte Orte wie etwa die Heimadresse oder den Parkplatz am Arbeitsplatz nennen, damit sie dort nicht aufzeichnet und nach stundenlangem Parkvorgang keine unliebsame Überraschung in Form eines deutlich dezimierten Akkus wartet.
Das Navigationssystem des Wagens lässt sich wie ein herkömmliches Navi bedienen. Sie können das gewünschte Ziel eingeben, aus mehreren Routen wählen und auch aussuchen, ob Sie Maut-, sprich Autobahnstraßen meiden wollen. Allerdings wartet es auch mit einer Besonderheit auf. Der Tesla schätzt nämlich nicht nur ab, wie viel Akkuladung bis zum Ziel benötigt wird, sondern plant auch einen Zwischenhalt ein, falls der vorhandene Strom nicht ausreichend sein soll. Dazu kennt er alle vorhandenen Supercharger und sucht den aus, der am passendsten an der Route liegt. Zudem informiert er sogar darüber, wie lange die Ladedauer sein wird.
Um Musik zu hören, müssen Sie nicht zwingend mit dem Smartphone verbunden sein. Viel mehr ist es im Infotainmentsystem selbst möglich, dieses mit seinem Spotify-Konto zu verknüpfen. So können Playlisten abgerufen, Lieder gestreamt und nach neuen Künstlern gesucht werden. Die Musik-Wiedergabe ist in die sonstige Menüführung und Systemstruktur integriert. Egal ob beim Navigieren oder beim Bedienen der Klimaanlage – dank Overlay können Sie zu jeder Zeit den laufenden Titel skippen oder zum Anfang zurückkehren. Aktuell funktioniert nur die Koppelung mit Spotify, andere Streamingdienste stehen allerdings schon in der Pipeline, was findige Tüftler in den Tiefen des Systems bereits herausgelesen haben wollen.
Bekannterweise ist der Wagen mit etlichen Kameras ausgestattet, die nicht nur für einen Rundumblick sorgen sollen, sondern auch für das autonome Fahren oder den Abstandshalter benötigt werden. Durch Antippen des Kameralinse-Symbols in der unteren Bedienzeile, öffnet sich eine Übersicht, in welcher drei dieser Kameras angezeigt werden. Konkret handelt es sich dabei um die zwei Linsen, die in den A-Säulen untergebracht sind, sowie die Kamera im Heck des Wagens. Diese Ansicht kann, trotz aller Assistenzsysteme, vor allem dann hilfreich sein, wenn der Wagen an einer unübersichtlichen Stelle oder in einer kleinen Parklücke hineinmanövriert werden soll.
Der Tesla ist nicht nur in der Lage, vollständig autonom sich im Straßenverkehr zu bewegen, er erkennt auch Hindernisse, die im Umfeld des Wagens auftauchen und bildet diese zudem im Informationsbildschirm des Infotainmentsystems ab. Ist die Selbstfahren-Funktion aktiv, müssen Sie im Prinzip nicht mehr viel Arbeit am Steuer verrichten. Einzig von Zeit zu Zeit muss das Lenkrad bewegt werden, damit der Wagen weiß, dass sie ihm noch genügend Aufmerksamkeit schenken. Bremst jemand vor Ihnen, so tut das der Tesla auch. Kommt der Wagen vor Ihnen zum Stillstand, bleibt auch das Model 3 stehen. Außerdem erkennt die Software Verkehrszeichen, die am Straßenrand stehen, und richtet sich danach.
Auf der Unterseite des Startbildschirmes finden Sie einen nach oben zeigenden Pfeil, mit welchem Sie ein Untermenü öffnen können. Darin finden Sie den Punkt Energie, der interessante Statistiken zu Tage fördert. Der Wagen zeigt nämlich detailliert an, wie Sie mit Ihrer Fahrweise auf den zuletzt zurückgelegten Kilometern dazu beigetragen haben, wie viel Restreichweite der Energiespender noch bietet und wann bzw. wie häufig dieser Energie gezogen und im Optimalfall durch Rekuperation sogar zurückbekommen hat. Sie können den Verbrauch entweder der letzten zehn, 25 oder 50 Kilometer anzeigen lassen, sowohl im Durchschnitt, als auch als Momentverbrauch.
Zum Abschluss eine sehr charmante Funktion des Tesla-Infotainmentsystems. Bei der Klimaanlagensteuerung können Sie rechts auf den Menüpunkt „Hund“ tippen, dann bleibt die Klimaanlage auch eingeschaltet, wenn Sie sich vom Wagen wegbewegen und ein im Wagen verbleibender Vierbeiner bekommt keine Probleme mit eventueller Stauungshitze. Dem nicht genug, steht die rechts abgebildete Meldung gut lesbar im Display, die auch von außen sichtbar ist.