Mit dem 5T wirft OnePlus dieses Jahr das zweite Smartphone auf den Markt. Rechtfertigen die Neuerungen eine Anschaffung oder gar einen Wechsel vom Vorgängermodell? Wir haben die Antworten!
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns eine überraschende Mail: Die ersten Testmuster des OnePlus 5T wären versandbereit, wir könnten also eines bekommen. Vorgestellt wurde das OnePlus 5T am 16. November, wir hatten demnach schon ein paar Tage davor die Chance, das Smartphone auf Herz und Nieren zu prüfen. Klar, dass wir da zustimmten – immerhin kursierten monatelang Gerüchte über das Zwischenmodell, gesicherte Infos waren bis zur Präsentation (beziehungsweise bis uns das Paket erreichte) aber Mangelware. So war beispielsweise komplett unklar, wie weit die Neuerungen beim OnePlus 5T gehen würden. Zur Auffrischung: Vor ziemlich genau einem Jahr zauberte OnePlus das 3T aus dem Hut und überraschte damit Anwender und Presse gleichermaßen. Das OnePlus 3T ähnelte dem ein halbes Jahr davor vorgestellten OnePlus 3 in vielen Punkten, nur der Prozessor (vom Snapdragon 820 auf Snapdragon 821) und die Frontkamera (von 8 auf 16 MP) nebst ein paar Kleinigkeiten wurden einem Update unterzogen. Beim Hersteller war man sich dieser minimalen Änderungen bewusst, weshalb fortan auch nur noch das OnePlus 3T erhältlich war.
Anders als beim letzten Zwischenmodell betrifft die Frischzellenkur beim OnePlus 5T kaum Bauteile unter der Aluminium-Haube, im Gegenteil wurde die Hardware weitestgehend beibehalten. Das war abzusehen, besitzt das OnePlus 5 mit dem Snapdragon 835 doch bereits einen der leistungsstärksten Prozessoren auf dem Markt, gekoppelt mit 6 oder 8 GB RAM, abhängig vom Festspeicher. Mit identischer Ausstattung kommt auch das OnePlus 5T auf den Markt. Die Ergebnisse der Benchmark-Tests sind so gut wie identisch, einzig bei der Multicore-Performance hat das neue Modell leicht die Nase vorne. Das könnte mit der Software zusammenhängen, das OnePlus 5T läuft werkseitig allerdings noch mit Android 7.1, wie gewohnt überzogen mit der Oxygen-Oberfläche. Neu ist lediglich der „Face Unlock“, also die Möglichkeit, das Gerät mit dem Gesicht zu entsperren. Abgesehen davon hat sich kaum etwas verändert, die letzten größeren Neuheiten hielten aber ohnehin erst mit dem 5er-Modell vor wenigen Monaten Einzug. Im Testzeitraum konnten wir keinerlei Verzögerungen, Ruckler oder längere Ladezeiten feststellen, das komplette System bringt den Nutzer äußert zuverlässig durch alle Aktionen und Anfragen. Im Vergleich mit der direkten Konkurrenz von LG, Sony, Huawei oder Samsung muss sich das OnePlus 5T nicht verstecken.
Wo liegen also die Unterschiede zwischen dem OnePlus 5 und dem 5T? Eine Neuerung sticht sofort ins Auge: Das Display ist größer geworden, von 5,5 Zoll auf 6 Zoll in der Diagonale. Logisch, dass da auch die Auflösung besser werden muss. OnePlus setzt aber keineswegs auf WQHD, sondern legt nur punktuell nach. Die Auflösung des Displays beträgt nun 2.160 x 1.080 Pixel, im Fachjargon als Full HD+ bezeichnet. Darauf setzt beispielsweise auch Huawei, weil die geringere Auflösung einerseits für alle Anwendungen (außer VR-Inhalte) ausreicht und andererseits den Akku erheblich schont. Mit freiem Auge sind auch so keine Pixel zu erkennen, im direkten Vergleich mit einem WQHD-Screen lässt sich ebenfalls kein Unterschied feststellen. Der wird erst ersichtlich, wenn man beide Smartphones in eine VR-Brille steckt. Aufgrund der kurzen Entfernung zum Auge und der starken Vergrößerung ist hier die Pixeldichte (respektive die Auflösung) essenziell. Abgesehen von diesem Einsatzszenario reicht das Full HD-Display des OnePlus 5T aber vollends aus.
Die Helligkeitswerte kommen über das Mittelfeld nicht hinaus, sie befinden sich auf einer Höhe mit jenen des Vorgängers. Sämtliche Inhalte lassen sich aber auch im Außenbereich noch gut ablesen. OnePlus hat allerdings einen Algorithmus implementiert, der als „Sunlight Display“ beworben wird. In bestimmten Situationen (beim Spielen oder bei der Aufnahme von Videos beispielsweise) greift die Software ein, passt den Kontrast an und erhöht die Helligkeit zusätzlich. Wie gut das klappt, konnten wir ob der vergleichsweise kurzen Testdauer und einiger verregneter Tage nicht feststellen.
Im Gegenzug dürfen sich Käufer über einen sehr langatmigen Akku freuen. In unseren Laufzeittests ließ das OnePlus 5T die meisten Konkurrenten hinter sich, mit Ausnahme von ausgewiesenen Akkumonstern wie dem Xiaomi Mi Max 2. Das 5T agiert auf Augenhöhe mit den anderen Neulingen rund um das LG V30, das Mate 10 Pro oder dem Pixel 2 XL. Anwender sollten bei alltäglicher Nutzung zwei Tage über die Runden kommen. Zehn bis 15 Stunden Videolaufzeit sind bei entsprechenden Einstellungen (Helligkeit, deaktivierte Funkmodule) kein Problem, wer nur surft, kommt noch länger mit einer Akkuladung aus. Sollte sich die Energie dennoch einmal unerwartet zu Ende neigen, ist softwareseitig ein Energiesparmodus integriert. Der reduziert die Leistung des OnePlus 5T, setzt die Display-Helligkeit herab und beschränkt die Aktivitäten im Hintergrund. Damit lassen sich noch ein paar Stunden mehr herausholen. Die Ladezeiten: 25 Minuten für 50 Prozent, 01:25 Stunden für 100 Prozent. Die Akkuwerte sind minimal besser als die des Vorgängers, umsteigen muss deshalb aber niemand.
Das wirft die Frage auf, ob es überhaupt einen Grund für den Umstieg gibt. Abgesehen vom größeren Display ist auch auf den zweiten Blick keine Änderung festzustellen. Eine zweite Hardware-Neuerung gibt es aber tatsächlich, die versteckt sich allerdings im Inneren der Kamera. Verbaut ist zwarabermals eine Dual-Knipse, die Hauptlinse hat weiterhin 16 MP und die gleiche Blende (f/1.7), die zweite Kamera hat aber ein Update erhalten. Die schießt zwar auch weiterhin Fotos mit 20 MP, kann aber auf eine deutlich lichtstärkere f/1.7-Blende zugreifen. Das bringt vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen Vorteile mit sich, das lästige Bildrauschen vor allem in den Details wird so reduziert. Tatsächlich konnten wir auch nächtens brauchbare bis gute Ergebnisse erzielen, ein direkter Vergleich mit der Kamera des Vorgängermodells war ob des fehlenden Testmusters allerdings möglich. Nur so lässt sich aber feststellen, ob die Knipse tatsächlich besser geworden ist. Wir liefern die Testaufnahmen online nach, sobald wir beide Modelle in Händen halten.
Auch ohne direkten Vergleich lässt sich aber feststellen, dass die Aufnahmen gelungen sind. Schade ist allerdings, dass abermals ein optischer Bildstabilisator fehlt und auch die Pixelgröße mit 1,12 Mikrometer eher klein bemessen ist. Wie schon beim Test des OnePlus 5 geschrieben: Eine weitere Steigerung zum OnePlus 3T und auf Tuchfühlung zur Leistungsspitze.
Ansonsten ändert sich nichts mehr. Das OnePlus 5T ist aber ohnehin zeitgemäß ausgestattet. WLAN ac ist ebenso Standard wie Bluetooth 5.0. Eine Möglichkeit zur Speichererweiterung fehlt, das fällt bei 64 oder 128 GB Festspeicher aber nicht allzu sehr ins Gewicht. Dafür passen zwei SIM-Karten in den Schlitten. Geladen wird übrigens mit USB Typ C 2.0, der neueste Standard fehlt. Dafür ist eine traditionelle Klinkenbuchse verbaut.
Wer ein OnePlus 5 besitzt, muss keinesfalls umsteigen. Tatsächlich wäre das Geldverschwendung, dafür sind die Verbesserungen schlichtweg zu marginal. OnePlus bessert in den notwendigen Bereichen nach, um bis zum nächsten Evolutionsschritt kompetitiv zu bleiben. Nachdem der Preis sehr attraktiv ist wird auch das OnePlus 5T seine Käufer finden. Ein solides High End-Smartphone also, allerdings ohne den ganz großen Wow-Effekt – der war allerdings auch nicht zu erwarten. Für die Bestnote reicht es aber auch so.