nVidia verspricht, dass Shield die Spielkonsole ersetzt und den Fernseher zum Android-TV macht. Wir machen den Test.
Die Zukunft von Apps und Content-Diensten ist die Cloud. Bei Filmen, Serien und Live-TV ist diese Zukunft mit den Anbietern Netflix, Amazon, Google Play Movies und Co. schon gegenwärtig. Apps und Spiele sind aber immer noch höchstens punktuell an die Cloud angebunden – wahrhaftig gestreamt werden App-Inhalte noch kaum. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Der Nutzer braucht Apps nicht mehr lokal auf dem Gerät zu installieren und dafür teuren Speicher und Rechner-Hardware kaufen. Der abgespeckte „Thin Client“ in der Hand reicht aus – eine starke Internetverbindung vorausgesetzt.
Der Grafikchip-Hersteller Nvidia will mit dem Shield Android TV in diese Zukunft aufbrechen – einem Client, der aufwendige Konsolenspiele in hoher Auflösung und Framerate streamt. Die Steuereingaben, die der Spieler über den mitgelieferten Controller tätigt, werden in Echtzeit an ein Rechenzentrum des Anbieters übermittelt, in dem das jeweilige Spiel läuft. Das berechnete grafische Ergebnis wird laufend an das Shield Android TV zurückgestreamt und per HDMI-Ausgang auf Fernseher oder Projektor wiedergegeben.
Ein Full HD-Stream, der in Echtzeit auf Eingaben des (vielleicht Hunderte Kilometer entfernten) Nutzers reagiert? Das klingt unglaublich. Aber es funktioniert weitgehend ohne störende Verzögerung zwischen Eingabe auf dem Controller und Reaktion auf dem Schirm – wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind: Die Internetanbindung muss mindestens 12 MBit leisten, die Anforderung steigt auf 20 Mbit bei 720p und 60 Frames pro Sekunde bzw. 50 MBit bei 1080p-Auflösung und 60 FPS. Auch die Netzwerk-Latenz zum Nvidia-Server (der nächste steht in Frankfurt) darf nicht zu lang sein – höchstens 40-60 Millisekunden werden empfohlen. Die Voraussetzungen lassen sich schon vor dem Kauf über ein Online-Tool prüfen. Beim Spielen ist unbedingt anzuraten, das Shield per Ethernet-Kabel statt per WLAN anzuschließen.
Die Gaming-Plattform des Herstellers („GeForce Now“) wird oft das „Netflix for Games“ genannt und arbeitet wie das vermeintliche Film- und Serienvorbild mit einem Abomodell. Für 10 Euro pro Monat erhält der Kunde Zugriff auf ein Portfolio von 50 interessanten (wenn auch nicht durchweg top-aktuellen) Spielen, darunter The Walking Dead, Batman Arkham City und The Witcher 2. Weitere Titel lassen sich zukaufen, wobei der Nutzer auch einen Code für die Nutzung auf anderen Plattformen erhält. Wer auf dem PC eine Nvidia-Grafikkarte nutzt, kann mit „Gamestream“ außerdem Spiele vom Desktop auf das Shield streamen – das klappt bei über 200 Titeln.
Das Shield Android TV ist allerdings nicht nur Spielkonsole, es dient auch als Streaming-Client und Medienzentrale fürs Wohnzimmer, ähnlich dem Nexus Player von Google – nur mit 4K-Auflösung. Dienste wie Netflix, und Youtube sind vorinstalliert, zahllose weitere können über den Play Store geladen werden. Das Gerät beherrscht Google Cast, die Wiedergabe von Bild und Ton lässt sich also vom Handy aus starten und steuern. An sich dient zur Steuerung aber der mitgelieferte Drahtlos-Controller – wer diesen zu klobig für den Couchtisch findet, kann für 55 Euro eine schicke, kompakte Fernbedienung dazukaufen. Beide Eingabegeräte verfügen über ein Mikrofon für Spracheingaben mit Google Voice. Außerdem ist, wie es sich für eine Konsole gehört, jeweils ein Kopfhöreranschluss verbaut – man kann also sowohl spielen als auch Medien konsumieren, ohne seine Mitbewohner oder Nachbarn zu stören.
Preis: EUR 199,-/ 299 (PRO)
Max. Auflösung: 4K (2160p)
Konnektivität: HDMI, microUSB, 2x USB 3.0, Ethernet, WLAN ac, Bluetooth 4.1
Hardware: Tegra X1, 3 GB RAM / 500 GB Speicher
bit.ly/nvidia_4k