Wie lesen Sie? Von Papier? Von einem Bildschirm? Oder gar von einem E-Reader? Wahrscheinlich ist eine Mischung zumindest der ersten beiden Medien. News über das Smartphone, das Gemeindeblatt auf Papier und den Roman vielleicht auch.
Nächste Frage: Wie schreiben Sie? Mit Hand und Stift auf Papier, mit den Fingerspitzen auf dem Display oder mit den Fingerspitzen auf einer PC-Tastatur? Wahrscheinlich spielt die Handschrift kaum noch ein Rolle. Bei einer großen Textmenge wird das künftig sicher so bleiben. Viele grafische Klein- und Spezialarbeiten können jedoch auf die Hand als federführendes Werkzeug nicht verzichten. Um diese tägliche Handarbeit trotzdem digital und damit universeller und komfortabler zu machen, wurde der reMarkable erfunden – er ist nicht nur ein E-Reader, sondern auch ein E-Writer.
Das norwegische Start-up reMarkable erklärt sein Produkt überzeugend: Menschen brauchen und lieben Papier, um Ideen festzuhalten, ja oft auch, um sie erst zu entwickeln. Deswegen tragen nicht nur Zeichner, Illustratoren oder Architekten Notizblöcke mit sich herum, sondern auch viele andere Menschen, die sich einfach Gedanken machen. Das Problem an Papier ist jedoch, dass es von der modernen, vernetzten Welt abgekoppelt ist. Die Lösung ist also digitales Papier.
Elektronisches Papier kennt man bereits. Mit „E-Paper“ werden sowohl die digitalen Ausgaben von Zeitschriften und Zeitungen bezeichnet, aber auch die neuen Anzeigemedien selbst, die mithilfe der elektronischen Tinte (E-Ink) funktionieren. Gemeint ist mit E-Paper also auch die Technologie, die die mittlerweile verbreiteten E-Reader wie den Amazon Kindle oder den tolino erst ermöglicht. Ohne Hintergrundbeleuchtung werden dabei auf einem Bildschirm einfarbig Inhalte abgebildet. Das ist ermüdungsärmer für die Augen als das Lesen auf einem LC-Display und braucht deutlich weniger Energie. Es hat die Vorteile von Papier, aber auch die der digitalen Welt: Ganze Bibliotheken sind in einem kleinen Gerät nutzbar, auch auf Reisen.
Neu an der norwegischen Erfindung ist nun also nicht die Abbildung wie auf Papier, sondern auch die gleichzeitige Beschreibbarkeit. „Canvas Display“ nennt man bei reMarkable den Bildschirm, der sich wie eine Leinwand beschreiben, bezeichnen oder bemalen lassen soll. Als „paper-like“ also papiergleich wird die Oberfläche bezeichnet. Da das Gerät noch nicht erhältlich ist, konnten wir es selbst noch nicht testen – sind aber sehr gespannt darauf. Wer jetzt vorbestellt, kann allerdings einen reMarkable bereits im September in Händen halten.
Um auf dem Gerät zu schreiben, wird ein spezieller Stift benötigt. Mit dem kann dann, ganz wie auf Papier auch, ein PDF oder ein Zeitungsartikel mit Anmerkungen, Zeichnungen oder anderen Kritzeleien versehen werden. Natürlich kann man auch vom weißen Papier aus starten – oder vom karierten. Schreiben, zeichnen, Notenlinien befüllen. Alles ist möglich. Bisher kannte man diese Schnittstelle zwischen Hand und Computer nur von Profi-Tools, die Grafiker benutzen. Diese sind aber extrem teuer und nicht unabhängig benutzbar.
Die direkte Übersetzung von Handbewegungen in digitale Informationen (amüsant ist hier der Bedeutungswandel des Wortes ‚digital‘, denn ‚digitus‘ ist das lateinische Wort für Finger) birgt zum einen die Möglichkeit des Abänderns oder Rückgängigmachens von Arbeitsschritten. Zum anderen eröffnet es das Potenzial des Speicherns in der Cloud und auch des Teilens von Ideen mit anderen Menschen. Beides kann der reMarkable und gar noch mehr: Zeichnungen auf dem E-Writer lassen sich in Echtzeit synchronisieren und auf anderen Geräten betrachten.
Es bleibt die Preisfrage: Ohne Stift kostet das Papier-Tablet 529 US-Dollar – so viel wie ein Mittelklasse-Laptop. Im „Vorverkauf“ gibt es das Paket mit Stift und Hülle für 429 USD.
Preis: EUR 529,- / Display: 10,3”, 1872 x 1404 Pixel / RAM: 512 MB / Speicher: 8 GB / RAM: 512 MB / Konnektivität: WLAN / Akku: 3.000 mAh (mehrere Tage) / Maße / Gewicht: 177 x 256 x 6,7 mm / 350 g