Nach dem Überraschungshit aus dem Vorjahr legt Xiaomi das Mi Mix neu auf. Wir verraten, ob die Schwächen des ersten Modells beseitigt werden konnten.
Vor rund einem Jahr sorgte Xiaomi weltweit für Aufsehen. Wie das gelang? Eigentlich relativ einfach: Der chinesische Hersteller schaffte es, ein „rahmenloses“ Smartphone auf den Markt zu bringen. Zumindest wurde das bei der Präsentation so verkauft. In unserem Test zeigte sich damals nämlich, dass das Mi Mix der ersten Generation schon seitliche Rahmen aufwies, bei den vor und nach der Präsentation kursierenden Fotos wurde ein wenig nachgeholfen. Dennoch: Der Rahmen war außergewöhnlich schmal gehalten, aber das ganze Smartphone wirkte wie ein Prototyp aus der Zukunft – und war dementsprechend unausgereift. Nicht nur, dass unser Testmodell damals softwareseitig alles andere als perfekt angepasst war, auch die enorme Größe und das Gewicht sowie andere Kleinigkeiten ließen uns zu dem Schluss kommen, dass die Zeit für derartige Smartphones noch nicht ganz reif sei. Vor wenigen Wochen folgte dann der zweite Streich, Xiaomi stellte das Mi Mix 2 vor. Abermals war die mediale Aufmerksamkeit groß – und diesmal ist die Lobhudelei im Vorfeld auch gerechtfertigt.
Der Unterschied zum ersten Versuch: Diesmal stimmen Pressebilder mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild des
Mi Mix 2 überein. Um die wichtigste Frage vorab zu beantworten: Ja, es gibt einen Rahmen. Der ist aber nur wenige Millimeter breit und damit deutlich dünner als bei den meisten Konkurrenten. Innerhalb eines Jahres entwickelten sich allerdings auch diese weiter, das rahmenlose Design ist keineswegs mehr ausschließlich dem Exoten aus China vorbehalten.
Das Display des Galaxy S8 oder des Note 8 von Samsung beispielsweise ist bekanntlich über die Kante gebogen und damit tatsächlich rahmenlos, allerdings „nur“ seitlich. Das Xiaomi Mi Mix 2 wirkt auch deswegen so schick, weil die nicht vom Display vereinnahmte Fläche oben und unten abermals reduziert werden konnte. Gerade oben sticht das ins Auge, ist es doch der Smartphone-Fan gewohnt, dort die Frontkamera vorzufinden, eingelassen in eine zumindest einige Millimeter dicke Gehäuseebene.
Wie beim ersten Modell verbaut Xiaomi auch beim Mix 2 die Kamera unten. Selfies lassen sich so nur umständlich machen. Der Nutzer muss das Smartphone auf den Kopf stellen, um die Eigenporträts halbwegs gut hinzubekommen.
Rückseitig ändert sich auch nicht viel, die Linse prangt wieder in der Mitte, oberhalb des ebenfalls runden Fingerabdrucksensors. Die Fotoqualität ist gewohnt gut. Die 12 MP-Knipse hinterlässt bei fast allen Lichtverhältnissen einen guten Eindruck, wenngleich die Blende (f/2.0) größer sein könnte. Der vierachsige optische Bildstabilisator und der schnelle Autofokus machen diesen Mangel aber halbwegs wett.
Auf der rechten Gehäuseseite sitzt die Lautstärkewippe, darunter ist die Ein-/Aus-Taste verbaut. Mehr physische Tasten sucht man vergebens, einen Homebutton gibt es lediglich in virtueller Ausführung. Ebenfalls verzichtet wurde auf einen Kopfhörerausgang, der Verpackung liegt aber ein Verbindungsstück bei.
Die Mi Mix-Serie soll aber auch in Sachen Leistung auffallen, weshalb Xiaomi dem Gerät nur das Beste vom Besten spendiert. Angetrieben wird das Mi Mix 2 vom Snapdragon 835 und damit von einem der leistungsstärksten Prozessoren am Markt. Je nach Speichervariante greift der Chip auf 6 oder 8 GB Arbeitsspeicher zurück. So viel hat so mancher Laptop nicht. Der Akku ist mit einer Nennkapazität von 3.400 mAh ebenfalls großzügig bemessen, unseren Testergebnissen zufolge laufen Videos über zehn, 3D-Spiele über sieben Stunden. Das sind gute Werte im oberen Mittelfeld.
Das IPS LCD-Display steht beim Mi Mix 2 natürlich besonders im Mittelpunkt, immerhin besteht die Vorderseite aus nicht viel anderem. Das Seitenverhältnis von 18:9 hätte noch vor wenigen Monaten als ungewöhnlich gegolten, setzt sich aber mehr und mehr durch. Der Helligkeitswert liegt im oberen Drittel, Farbtreue und Blickwinkelstabilität geben ebenfalls keinen Grund zur Klage.
Das Xiaomi Mi Mix 2 sorgt nicht mehr für den ganz großen Wow-Effekt, sieht aber immer noch toll aus und bietet Hardware auf Spitzen-Niveau. Allerdings nach wie vor nur über Umwege erhältlich. Schade, denn der Ansatz gefällt auch bei Nummer 2.