Das neueste Mitglied der HTC-Familie soll den Mittelklasse-Bereich bei den großen Smartphones bzw. Phablets abdecken. Um den Preis niedrig zu halten waren
einige Abstriche nötig.
Sie suchen ein großformatiges, preiswertes Smartphone mit nicht zu vielen Abstrichen? Greifen Sie zu!
Fans von Kompakt-Geräten und hochwertigen Materialien werden mit diesem Gerät nicht glücklich.
Schon im Februar diesen Jahres präsentierte HTC am Mobile World Congress in Barcelona sein neues Mittelklasse-Phablet. Erst drei Monate später erreicht das Gerät den deutschsprachigen Raum und muss sich nun wohl oder übel auch mit dem inzwischen erschienenen HTC-Top-Gerät One M8 messen – obwohl es freilich nicht den Anspruch stellt, in dessen Klasse zu spielen. Mit 5,5 Zoll erreicht das Desire 816 eine Größe, mit der man es bis vor nicht allzu langer Zeit in die Phablet-Klasse eingeordnet hätte. Allerdings verschwimmen die Grenzen ohnedies zunehmend – die Flagschiff-Geräte der meisten Hersteller haben die 5-Zoll-Grenze längst hinter sich gelassen. In der HTC-Produktpalette spielt das Desire 816 in dieser Hinsicht zwischen dem kürzlich erschienenen One (M8) und dem riesigen One Max.
Von der Größe abgesehen fällt am Gerät – wir hatten zum Test die Variant in Weiß, es stehen aber etliche andere Farben zur Auswahl – zuerst das Material auf: Das Gehäuse ist gänzlich in Kunststoff gehalten, die Rückseite hochglänzend und ohne Strukturierung, der seitliche Rahmen ist mattiert.
Durch den Kunststoff leidet zwar die Qualitätsanmutung, dafür fällt das Gewicht äußerst gering aus: Mit 165 Gramm ist das Desire für ein Gerät dieser Größe sehr leicht, der große Bruder HTC One Max etwa ist aufs Zoll gerechnet mehr als 20% schwerer. Aber es ist nicht alles Plastik, was glänzt: Einschaltbutton und Lautstärkewippe sind aus Metall gefertigt. Die Position der Buttons ist, wie so oft bei großen Smartphones, problematisch. Das Desire 816 hat den Einschalt-Button links oben – bei der Bedienung mit zwei Händen ist er so zwar gut mit dem Daumen zu erreichen, bei Einhand-Bedienung (bei der ein Gerät dieser Größe nicht zur Gänze mit der Hand umschlossen wird) ist leider oftmaliges Umgreifen nötig.
Bei Mittelklasse-Geräten wird natürlich keine aktuelle Top-Hardware verbaut, und so muss sich auch das Desire 816 mit einem Snapdragon 400-Chip (1,6GHz Quad-Core), einer Adreno 305-Grafikeinheit und 1,5 GB RAM zufrieden geben. Das dämpft zwar die Benchmark-Werte (siehe rechts unten auf dieser Seite), in der Praxis schlägt sich das Desire 816 jedoch sehr wacker.
Verglichen mit HTCs Flaggschiff One (M8) sind beim Starten von Apps oder beim Wechseln zwischen den Anwendungen kaum Unterschiede in Schnelligkeit und Reaktionszeit zu vermerken. Auch rechenintensive Spiele laufen weitgehend ruckelfrei. Beim Bildschirm allerdings treten die Unterschiede deutlicher zu Tage: Die im Vergleich zu Top-Modellen geringere Pixeldichte von 267 ppi macht sich zwar kaum bemerkbar und die Blickwinkelstabilität des Panels kann durchaus mit HTCs Topmodell mithalten. Bei der Farbdarstellung und Brillanz des Bildes zeigen sich aber doch merkliche Schwächen. Abstriche hat HTC leider auch beim Display-Glas gemacht, indem beim Desire 816 auf gehärtetes Gorilla-Glas verzichtet wurde.
Bei der Kamera setzt HTC im Gegensatz zu anderen Modellen nicht auf die „Ultra-Pixel“-Technologie, die den einzelnen Pixeln über die größere Sensorfläche mehr Licht einräumen soll. 13MP beträgt die Auflösung der Hauptkamera beim Desire 816, 5 MP die der Frontkamera. Die Bilder fallen trotz der hohen Auflösung etwas matschig aus und es zeigen sich die von vielen Smartphone-Kameras bekannten Probleme bei ungleicher Ausleuchtung des Motivs. Nahaufnahmen und Selfies gelingen etwas besser, und auch die geringe Auslöseverzögerung fällt positiv auf.
Das Desire 816 kommt mit HTCs Sense-Oberfläche in der aktuellen Version 6.0. Das flache Design der Icons, die thematische Farbcodierung der Anwendungsbereiche und die Anpassbarkeit des App-Drawers gefallen dabei ganz besonders.
Das Desire 816 spielt nicht in der Oberklasse – bei einem Preis von knapp 380 Euro muss es das auch nicht. Die verbaute Hardware liefert genug Leistung für die flüssige Bedienung von aktuellen Anwendungen und lässt in Verbindung mit dem geringen Gewicht die Schwächen bei Material, Verarbeitung und Kamera leicht verschmerzen.