Das neue LG Top-Phone ist da und macht alles anders als bisher – und vieles auch anders als die direkte Konkurrenz. Drei Neuerungen sorgten bei der Vorstellungen für Furore: der Alukorpus, die Doppelkamera und die Schubladenbauweise. Ob diese Merkmale halten, was sie versprechen, klären wir in unserem Härtetest, der auch sanfter Gewalt nicht zurückschreckt.
Ein Schubladen-Smartphone, das hat die Welt noch nicht gesehen. Doch das LG G5 ist sogar mehr als das. Es kann nämlich nicht nur der Akku wie das Magazin aus einem Pistolengriff herausgezogen, sondern auch das Unterteil mit Lautsprecher, USB-Buchse (übrigens vom Typ C) und Mikrofon ausgetauscht werden. Stattdessen lässt sich ein Kameragriff mit speziellen Knöpfen und zusätzlichem Akku an den Hauptakku andocken (CAM Plus) oder aber ein Soundadapter (Hi-Fi Plus) für verbesserten Kopfhörerklang. Man hat bei den Koreanern also ein modulares Konzept für sein neues Flottenschmuckstück ersonnen.
Diese Idee ist nicht nur mutig, sondern hat auch das Potential, erfolgreich zu sein. Schließlich lässt sich so der allseits geforderte „Unibody“, also das einteilige Gehäuse, zumindest optisch mit dem Wunsch nach einem Wechselakku in einem befriedigenden Kompromiss vereinen. Wichtig für das gute Qualitätsgefühl eines solchen Geräteblocks ist aber seine Verarbeitung und das verwendete Material. LG spricht zwar von Aluminium, jedoch ist dieses unter einer dicken Kunststoffschicht verborgen, sodass sowohl klanglich als auch haptisch leider nur der Eindruck von Plastik entsteht. Premium fühlt sich anders an. Wahrscheinlich sollte Gewicht gespart werden. Außerdem ist auch nach Einrasten der Akkuschiene ein feiner Spalt zwischen Unterteil und Display zu erkennen, der Stoß ist nicht ganz bündig. Bei unserem Testgerät bildete sich eine scharfe Kante, an der Textilfasern hängen bleiben können. Außerdem wird über kurz oder lang viel „Taschenstaub“ im Inneren zu finden sein. Überflüssig zu erwähnen, dass das Gerät nicht wasserdicht ist.
Zum „rechnerischen“ Innenleben: LG stellt zwar keine neuen Rekorde auf, schwimmt mit seinem Vierkern-Prozessor und den mächtigen 4 Gigabyte an Arbeitsspeicher aber gut in der Spitzengruppe zeitgemäßer Geräte mit. Der Snapdragon-Chip ermöglichte im Test außerdem eine Vollladung aus 8% innerhalb einer Stunde. Wow! Beim Flash-Speicher setzt LG auf nur eine Größe: 32 GB. Per SD-Karte ist aber eine Erweiterung auf 2.000 GB möglich – das sollte reichen!
Aber kommen wir mit den Kameras zur zweiten Innovation. LG verpasste seinem Vorzeigegerät gleich drei Linsen: eine starke Selfie-Cam (8 MP) und zwei Fotosensoren auf der Rückseite sorgen für mannigfaltige Bilder. Die zwei Augen hinten sorgen aber nicht für 3D-Effekte wie bei anderen Herstellern, sondern für zwei Bildwinkel. Die 8 MP-Knipse schaut dabei mit 78° in die Welt (nichts Unübliches), die zweite (16 MP) dafür mit 135°, was tolle Fischaugenbilder erzeugt. Trotz der vergleichsweise niedrigen Auflösung, zeigen die Standard-Bilder viele Details, beim Fish Eye-Objektiv leiden sie trotz doppelter Pixelzahl. Der Effekt ohne Zoom ist dafür grandios gut. Keine der beiden Kameras hat für sich fünf Punkte verdient. Wir vergeben aber dennoch in der Gesamtwertung die Maximalzahl, da die Möglichkeit des Weitwinkels eine besondere Ausstattung darstellen und dem Fotografen außergewöhnliche Möglichkeiten bieten. Manch einer mag genau andersherum argumentieren und sagen, zwei gute Kameras ergeben noch keine sehr gute. Wir sehen das beim Smartphone, dessen Bilder oft nicht stark vergrößert abgedruckt werden, anders.
Der Schiebe-Akku und die Fischaugen-Kamera machen das G5 zu einem echten Erfindungsträger, der auch gut funktioniert. Lediglich die Materialwahl und die Verarbeitungspräzision bleiben hinter den Erwartungen zurück.
Wechselakku
Zwei-Augen-Kamera
Die Umsetzung des modularen Aufbaus sorgt für Verarbeitungsmängel