Das Moto G ist für Motorola eine Erfolgsgeschichte. Die gilt es natürlich weiterzuschreiben. Im dritten Kapitel müssen deswegen wieder die Leistungen steigen ohne den Preis zu treiben. Geschafft? Wir schauen uns alle Seiten genau an.
Willy Brandt hat den berühmten Satz gesagt: „Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ Motorola hat sich Selbiges auch gedacht und aus seinem Top-Modell Moto X ein Massenmodell abgeleitet, das die Grundbedürfnisse des gemeinen Smartphone-Users befriedigt, vielleicht noch ein bisschen mehr, und „reasonably priced“ für die meisten leistbar ist. Gedacht, getan und der schwupps war das meistverkaufte Gerät des Unternehmens geboren, das Moto G der ersten Generation, quasi der Volkswagen der Handys, der Käfer der Kommunikation.
Nicht einmal zwei Jahre später ist die dritte Auflage des Smartphones für alle auf dem Markt (die Halbwertszeit ist deutlich kürzer als seinerzeit beim Beetle 1st Gen.), seine Entwicklung wirkt dennoch beschaulich. Riesenschritte beim Design hat es zumindet nicht gegeben. Auffallend ist die neue Oberfläche auf der Rückseite. Rillen erzeugen einen hohen Ton, wenn der Fingernagel darüber gezogen wird, und einen gewissen Outdoor-Charme. Dicke Schmierer wie beim Vorgänger gibt es nicht mehr, aber immer noch Kratzspuren. Außerdem werden Staubpartikel und Kleinstkrümel des Redaktionsschreibtisches geradezu aufgesogen. Nicht so gut.Dafür stimuliert das Material Handfläche angenehm. Und: Das Gehäuse ist bei gewissenhafter Fixierung des abnehmbaren Deckels sogar wasserdicht, obwohl die Slots darunter nicht extra abgedichtet sind. 30 Minuten bei einem Meter Wassersäule dürften keine Schäden hinterlassen. Der Akku ist dafür – verständlicherweise – nicht wechselbar.
Bisher dem Moto X vorbehalten war die Möglichkeit, das Gerät zu individualisieren. Jetzt ist auch das Moto G dran. Zu Schwarz und Weiß auf der Vorderseite gesellen sich die Wahlmöglichkeiten unter neun Farben für den Rücken und sogar zehn für den Kamerasteg, der dann als hübscher Kontrastfleck dient. Möglich macht‘s der Moto Maker auf der Hersteller-Webseite. Sogar eine Gravur ist drin.
Ebenfalls anpassen kann man den internen Speicher, gegen 30 Euro mehr gibt‘s 16 statt 8 Gigabyte und in manchen Ländern sogar zwei GB RAM. Wir müssen uns mit einem begnügen, der mit dem Snapdragon 410 mit vier Kernen zu je 1,4 GHz nur Leistungswerte im untersten Mittelfeld erzielt. Die GPU spielt eher in der Unterliga, die Browser-Testwerte dagegen erfreuen. Generell wird wenig Rechenpower den typischen Moto G-Kunden nicht grämen, er setzt auf hohe Alltagstauglichkeit. Da kommt nicht besonders energieintensive Hardware gerade recht, zumal kein allzu großer Akku für Rückendeckung sorgt, der aber im Vergleich zur 2nd Gen. deutlich gewachsen ist.
Besonders viel Saft schluckt bekanntlich das Display. Die 5-Zoll-Scheibe gehört per se nicht zu den sparsamsten, da kommt es aber gerade recht, dass sie nicht allzu hoch auflöst und nur eine Pixeldichte von 294 ppi bietet. Dafür ist die Helligkeit mehr als befriedigend, weshalb wir vier Punkte geben.
Wo weniger auch mehr sein kann, ist das Thema vorinstallierte Apps. Das Moto G kommt mit Android 5.1.1 und nur mit einer handvoll Anwendungen, die iin erster Linie aus Google-Diensten besteht. Das ist eine Seltenheit und umso erfreulicher.
Verwundert hat die Fotofunktion: Mit 13 MP (mehr sind auf kleinen Smartphone-Chips momentan fast zu viel) und einer offenen Blende (f/2,0) ist die Hardware schon recht üppig und auch die Resultate überzeugen. Besonders aber die ultraschnelle Auslösung durch Fingertipp ins Bild machen einen staunen. Für Selbstporträts stehen nun fünf statt zwei Megapixel an Auflösung zur Verfügung.
Das Moto G ist in der dritten Generation wieder ein bisschen gereift und besser geworden. Echte Sprünge bei der Rechenpower gab es nicht, die optionalen 16 GB Speicher sollten vor allem auch wegen der nun deutlich leistungsfähigeren Kamera eigentlich Standardprogramm sein. Das Display geht auch ohne Fortentwicklung in Ordnung und die Unempfindlichkeit gegen Wasser sowie die LTE-Fähigkeit gefallen sowieso. Fallen müsste jetzt noch der Preis – auf das Einstiegsniveau des Vorgängers.
Blitzschnelle Kamera
Wasserdichtes Gehäuse
Eher schwache Recheneinheit
Geringe Displayauflösung
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