Im Lichte von Samsungs Note 7-Desaster wittert Huawei Morgenluft und stellt rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft zwei großformatige Geräte vor. Eines der beiden neuen Mate 9-Phablets wurde von Porsche Design gestaltet.
Nicht Peking, London oder Paris hat sich Huawei dieses Mal für seinen Launch ausgesucht, sondern München. Warum? Eines der beiden Geräte, die Huawei-Consumer-Chef Richard Yu im Gepäck hatte, wurde von von einer deutschen Design-Schmiede mitgestaltet: Das Porsche Design Mate 9 kostet stolze 1395 Euro, ist mattschwarz und sein Display ist zu den Seiten hin gebogen. Aber beginnen wir besser beim gewöhnlichen Mate 9, das mit 699 Euro einen sehr viel erschwinglicheren Kaufpreis hat.
Die Displaydiagonale des Phablets beträgt riesige 5,9 Zoll, was sich dank schmaler Ränder und flacher Bauform aber nicht überdimensioniert oder klobig anfühlt. Das Gehäuse besteht fast zur Gänze aus Aluminium, nur an der oberen und unteren Rückseite kommt Kunststoff in Gehäusefarbe zum Einsatz. Ebenfalls auf der Rückseite ist der Fingerabdrucksensor platziert – nach langer Tradition bei Huawei. Direkt über der runden Ausnehmung liegt die wohl wichtigste Neuerung in der Mate-Serie: Die neue Doppelkamera, die nach Vorbild des Huawei-Flaggschiffs P9 eine Knipse in Monochrom (beim Mate: 20 MP) und eine in RGB (12 MP) in sich vereint.
Wie gehabt wurde die Kamera in Kooperation mit Leica entwickelt, deren CEO Oliver Kaltner auch bei der Präsentation on stage mitwirkte und die Schaffung eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungszentrums der beiden Firmen ankündigte. Was Leica tatsächlich konkret zur aktuellen Kamera beiträgt, wurde aber nicht diskutiert. Gänzlich neu sind jedenfalls ein optischer Bildstabilisator sowie ein 4-fach-Autofokus, der je nach Situation mit Laser, Phasenerkennung, Kontrast oder Tiefe fokussiert. Durch die zwei Linsen soll außerdem auch ein begrenzter Zoom-Effekt möglich werden („Hybrid Zoom“).
Kirin 960 und mehr Grafik-Power
Huawei stellt seine SoCs der Kirin-Reihe selbst her. Im Mate kommt erstmals der neueste Kirin 960 zum Einsatz, der – auch das eine Premiere – vier Cortex A73-Kerne mit vieren des Cortex A53-Designs kombiniert. Das soll für eine Leistungssteigerung von etwa 20% sorgen und dabei 15% weniger Strom verbrauchen. Die neue Mali G71 GPU, die ebenfalls mit 8 Kernen arbeitet, soll sogar eine Leistungssteigerung von 180% auslösen und dabei 40% Strom sparen. Das Mate 9 unterstützt außerdem die neue 3D-Schnittstelle Vulkan und ist laut Richard Yu auch kompatibel mit Googles neuer VR-Plattform Daydream. Eine passende Halterung oder ähnliches wurde aber nicht vorgestellt. Mit nur 373 ppi Pixeldichte (Full HD bei 5,9 Zoll) wäre aber auch das Display eine Spaßbremse.
Kurz zurück zum Kirin-Chip: Der funkt auch mit LTE Cat 12 und 600 MBit – wenn’s das Netz denn hergibt, was in D-A-CH derzeit noch nicht der Fall ist.
SuperCharge mit 5 Ampere
Ein 4.000 mAh starker Akku soll ausreichen, um 20 Stunden Videos anzusehen oder ebenso lange im 4G-Netz zu surfen. Herausragende Werte sind auch bei den Ladezeiten zu erzielen: Die neue „SuperCharge“-Technologie lädt mit 3-5 Volt und bis zu 5 Ampere. 20 Minuten laden sollen für einen Tag Betrieb ausreichen. Der Akku werde dabei auch keineswegs explodieren, betonte Richard Yu: Ein 15-schichtiger Sicherheitsmechanismus hält die hohen Ladungen und Ströme unter Kontrolle.
Dual WhatsApp, neues Dateisystem, Machine Learning
Weitere Neuerungen im Schnelldurchlauf:
Porsche unter den Smartphones
Mit 5,5 Zoll Displaydiagonale kommt die Porsche-Variante des Mate wesentlich kleiner daher als die reguläre Ausgabe. Ein weiterer Unterschied liegt in der höheren Auflösung (QHD) und an der kurvigen Form des Bildschirms: An den Längskanten ist er nach hinten gewölbt, symmetrisch zur gebogenen Rückseite. Der Fingerabdrucksensor ist oval geformt und wandert nach vorne unters Display. Das Resultat erinnert an entsprechende Samsung-Produkte mit Edge-Display, an diesem Eindruck führt kein Weg vorbei. Die übrige Technik ist weitgehend ident mit dem gewöhnlichen Mate 9. Ob und wann die Porsche-Ausgabe nach D-A-CH kommen wird, war zuletzt unklar. Fest steht nur der saftige Verkaufspreis von 1395 Euro.
Verkaufsstart des gewöhnlichen Mate 9 ist Anfang Dezember, der Preis ist mit 699 Euro nicht nur weit niedriger als jener der Porsche-Design-Variante sondern auch um 100 Euro günstiger als der des Vorgängers Mate 8. Das Vakuum, das das Samsung Note 7 hinterlassen hat, scheint sich zu füllen.