Galaxy S7: Erster Test des neuen Flaggschiffs

Nun ist es also da – das neue Flaggschiff Galaxy S7 des Branchen-Primus Samsung. Wir waren bei der Präsentation vor Ort und konnten das Gerät bereits testen.

Samsung ist nach wie vor der größte Smartphone-Macher der Welt – auch wenn andere zuletzt heftig an den Stuhlbeinen sägten: Apple macht im High-End-Segment Druck, junge Hersteller aus China bringen Samsung auf der Billig-Schiene ins Schwitzen. Grund genug für die Koreaner, bei Ihrem Spitzengerät der ­S-Serie dieses Mal alles richtig zu machen und auf die Kunden zu hören.

Prominente Hilfe für Samsung-Mobile-Chef DJ Koh: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sprach bei der S7-Präsentation über die Arbeit an VR-Anwendungen.

Das nächste Galaxy

Das auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellte Galaxy S7 ähnelt äußerlich dem Vorgängermodell Galaxy S6 – steckt innerlich aber voller Überraschungen. So bringt Samsung etwa den microSD-Einschub zurück: Der Wegfall der wechselbaren Chip-Karte beim Galaxy S6 hatte viele Nutzer empört. Beim S7 lässt sich der Speicher nun wieder ganz einfach erweitern. Auch an anderer Stelle besinnt sich der Hersteller auf alte Tugenden: Das S7 ist (anders als das S6) wieder wasser- und staubdicht. Und das gelingt sogar ohne nervige Anschlussabdeckungen. Was den Wechsel-Akku angeht, bleibt Samsung aber auf seinem (zweifelhaften) Kurs: Der Energiespeicher fällt beim S7 zwar deutlich größer aus – ist aber wie beim S6 fest eingebaut und lässt sich nur vom Fachmann wechseln. Eine Enttäuschung für viele treue ­Samsung-Kunden, die es über Jahre gewohnt waren, unterwegs mit einem Zweitakku die Laufzeit zu verdoppeln. Enttäuschend auch die Wahl des Ladesteckers. Samsung verbaut nicht den neuen, verdrehsicheren USB-C-Anschluss, sondern die alte, fummelige Mikro-USB-Buchse. Durch die große Vorbildwirkung des Marktführers Samsung werden kleinere Hersteller diesbezüglich nachziehen – das USB-Stecker-Chaos wird uns also noch länger beschäftigen.

Edge mal zwei

Wieder gibt es das Galaxy S in zwei Ausführungen: Eine „Edge“-Variante mit 5,5 Zoll großem, gewölbten Bildschirm und die Normalvariante mit herkömmlichem Display (5,1 Zoll). Neu ist, dass bei beiden Modellen die gläserne Rückseite zu den Rändern hin gebogen ist – ein Design-Element, das vom Galaxy Note 5 übernommen wurde.

Die Vollendung der Übergangslösung: Galt das Galaxy S6 noch ein wenig als Testobjekt, hat Samsung beim Nachfolger alle negativen Aspekte beseitigt.

Design – Alte Wege, neu definiert

Die südkoreanische Smartphone-Schmiede setzt auf Bewährtes: In optischer Hinsicht bleibt fast alles beim Alten, das Galaxy S7 sieht dem Vorgängermodell auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Nur bei genauerer Betrachtung findet man Unterschiede. So besteht die Rückseite zwar wieder aus Glas, sie ist neuerdings aber nach hinten abgeschrägt, was dem Handling ungemein entgegenkommt. Zudem hat das Galaxy S7 wieder etwas zugelegt, mit Maßen von 142,4 x 69,6 x 7,9 Millimetern und einem Gewicht von 152 Gramm ist es spürbar dicker und schwerer als noch der Vorgänger. Das hat natürlich den Vorteil, dass Samsung einen deutlich stärkeren Akku verbauen konnte, die Laufzeit sollte sich also signifikant erhöhen – auch, weil das Display gleich geblieben ist und nach wie vor 5,1 Zoll in der Diagonale misst.

Auch unter der Dusche ein treuer Begleiter: Dank IP68-Zertifizierung überlebt das Samsung Galaxy S7 auch einige Zeit unter Wasser.

Rückkehr alter Tugenden

So groß der Aufschrei ob des fehlenden Speicherkarteneinschubs beim Galaxy S6 war, so erfreut zeigt sich die Fachpresse nun angesichts der Rückkehr der Speichererweiterung. Dazu hat der Hersteller die Aussparung für die SIM-Karte vergrößert, in das Modul passt nun auch wieder eine microSD-Karte mit bis zu 200 GB zusätzlichem Speicherplatz. Der Clou an der Sache: Obwohl Samsung auf gummierte Abdeckungen verzichtet, ist das Galaxy S7 – anders als das Vorgängermodell – wieder wasserdicht und gegen Staub geschützt.

Gold, Silber Schwarz oder Weiß: Wer sich ein Samsung Galaxy S7 oder ein Galaxy S7 edge zulegen will, muss sich entscheiden: Vier Farbvarianten stehen zur Auswahl. Preisliche Unterschiede gibt es nicht, es stellt sich lediglich die Frage, welcher Farbton am besten zur eigenen Person passt. Was würden Sie wählen?

Fazit Design: Alles richtig gemacht. Samsung hat die Schwächen des Galaxy S6 allesamt beseitigt und sich an den Kundenwünschen orientiert. Ein kleiner, aber wichtiger Fortschritt.

Formschön und dünn: Die Kamera ist flach eingebettet und erhebt sich kaum aus der Glas-Rückseite. Das Galaxy S7 liegt damit fast plan auf.

Kamera – Ist weniger tatsächlich mehr?

Erstmals in der langen Geschichte der Galaxy S-Serie hat Samsung einen gewagten Schritt vollzogen: Die reine Auflösung der Kamera ist im Vergleich zu den vorangegangenen Modellen deutlich geschrumpft. 12 MP bietet der Miniatur-Fotoapparat des neuen Topmodells, das Galaxy S5 und das Galaxy S6 bekamen noch je eine 16 MP-Kamera spendiert.

Die Änderungen stecken unter der Haube: Neuer Sensor, verbesserter Bildstabilisator, zusätzliche Softwarefunktionen. Die Knipse hat ein umfangreiches Upgrade erhalten.

Das mag nun etwas eigenartig anmuten, ­Samsung hat aber vorgesorgt – und setzt auf eine neuartige Technologie, genannt „Dual Pixel“. Die Bildpunkte am Sensor wurden vergrößert, sollen also mehr Licht einfangen können und damit vor allem bei dunklen Umgebungen spürbar bessere Ergebnisse garantieren. Zudem sind nun alle Pixel am Fokussieren beteiligt. Auch die Blende wurde verbessert: f/1.7 ist eine starke Ansage, das Galaxy S6 musste noch mit einer f/1.9-­Blende auskommen. Und: Dank des „Smart OIS“ getauften Bildstabilisators soll der Handy-Fotograf auch vor unschönen Verwackelungen geschützt sein.

Die Farben beim Galaxy S7 wirken viel natürlicher. Zudem werden auch einzelne Haare sehr detailgetreu abgebildet.

Der Vorgänger liefert zwar ein sehr gutes und scharfes Foto, allerdings sind kleine Details, wie etwa Barthaare nur schwer erkennbar.

Schöne Selfies

Auf der Vorderseite ist der Evolutionssprung kleiner ausgefallen: Für Selbstporträts und Videochats steht eine 5 MP-Knipse zur Verfügung, die ebenfalls mit f/1.7-Blende Licht hereinlässt.

Bewegte Panoramas

Natürlich ist auch wieder ein LED-Blitz an Bord, ebenso wie die bekannten Aufnahmemodi. Außerdem ist nun eine „Motion Panorama“ getaufte Funktion integriert, die bewegte Aufnahmen von Landschaften und dem Fotografen gänzliche neue Möglichkeiten verspricht.

Jede Menge Technik also, die dennoch weniger Platz braucht: Wurde beim Galaxy S6 noch kritisiert, die Kamera würde zu weit aus dem Gehäuse hervorstehen, hat sich Samsung nun auch dieses Problems angenommen: Gerade einmal 0,46 Millimeter ragt das Mikroobjektiv aus dem Gehäuse, was zur Folge hat, dass das Telefon deutlich besser aufliegt und nicht mehr lästig wackelt, wenn es auf dem Tisch abgelegt wird.

16 MP > 12 MP: Ein Rückschritt

Auf dem Papier mutet die Kamera des Galaxy S7 etwas eigenartig an: Die Auflösung ist deutlich gesunken, was bei so manchem Anwender verständlicherweise für Stirnrunzeln sorgen dürfte. Wir dürfen beruhigen: Die einzelnen Pixel sind gewachsen, können also mehr Licht einfangen und liefern letztendlich auch bessere Aufnahmen. Die ersten Tests lieferten vielversprechende Ergebnisse, das Pixel-Wettrüsten dürfte damit vorerst ein Ende finden. Wie gut sich die Kamera tatsächlich schlägt, wird aber erst ein Langzeittest zeigen.

Fazit Kamera: Es wird sich zeigen, was die Kamera des Galaxy S7 wirklich zu leisten vermag. Der Ansatz ist durchdacht, das ohnehin schon tolle Foto-Modul des Vorgängers wurde noch einmal hochgerüstet.

Auf der nächsten Seite gibt es alles zur Technik und unser Fazit.

Technik – Kleiner Sprung in neue Sphären

Der nächste Evolutionsschritt: Während sich gerade in optischer Hinsicht nicht allzu viel getan hat, weist das Innere des Galaxy S7 viele Veränderung auf. Samsung spendiert dem neuen Flaggschiff nur die besten Bauteile, beinahe jeder Eintrag auf der Spezifikationsliste hat ein deutliches Upgrade erhalten.

Da ist er wieder: Samsung hat sich der Kritik angenommen und dem neuen Top-Modell einen Slot für Speicherkarten verpflanzt.

Mächtiger Motor

Federführend bei der subjektiven und objektiven Leistungseinschätzung eines jeden Smartphones ist natürlich der Prozessor. Der wird direkt in den Samsung-Hallen gefertigt, einzig die Kollegen aus den USA und China müssen mit einem alternativen Motor von Qualcomm, dem Snapdragon 820, vorlieb nehmen. Jener dürfte in Sachen Leistung dem Samsung-eigenen Produkt aber ohnehin nicht um viel nachstehen. Europäische Kunden bekommen das Galaxy S7 mit Achtkern-Power, wobei vier Kerne mit 2,3 GHz getaktet sind und die restlichen vier mit 1,6 GHz. Wie bei jeder neuen Generation der Erfolgsserie wurde auch dieses Mal der Arbeitsspeicher erweitert, satte 4 GB RAM stehen dem Nutzer zur Verfügung. Zum Vergleich: Damit sind auch heute noch Einsteiger-Notebooks ausgestattet. Alles in allem soll die Recheneinheit des Samsung-Flaggschiffs rund 30 Prozent stärker sein als die des Vorgängermodells, die Grafikeinheit bringt gar 60 Prozent mehr Leistung.

Der wohl deutlichste Evolutionssprung: Der neue Motor des Samsung-Topmodells sorgt für massig Power. Spiele, Arbeit, Videos – alles kein Problem.

Inhalte werden auf einem 5,1 Zoll großen Display angezeigt, diesbezüglich hat sich nichts geändert. Das war aber auch nicht zwingend notwendig, bewerteten wir den Bildschirm des Vorgängers doch ohnehin schon mit der maximalen Punktezahl.

Nicht neu, aber bewährt: Wenn wir wollen, können wir die siebte Auflage der S-Serie wie mittlerweile üblich einfach mittels Fingerabdruck entsperren.

Deutlich modifiziert wurde hingegen der Akku: Wie im Abschnitt „Design“ schon zu lesen war, ist das Galaxy S7 etwas dicklicher geworden, was aber zu Folge hat, dass Samsung eine 3000 mAh-Stromquelle verbauen kann. Ganze Serienstaffeln sollen sich damit mit einer Ladung schauen lassen. Ob das stimmt, darf bezweifelt werden, deutlich ausdauernder sollte sich der Akku aber auf jeden Fall präsentieren. Geladen wird der übrigens per microUSB Typ A, auf den neuen Typ C-Standard hat Samsung verzichtet.

Der wohl deutlichste Evolutionssprung: Der neue Motor des Samsung-Topmodells sorgt für massig Power. Spiele, Arbeit, Videos – alles kein Problem.

Software

Selbstverständlich hat Samsung auch an der Software gewerkelt. Wir erklären, was neu und was gelungen ist.

Die wohl interessanteste Neuheit ist die Integration eines „Always On“-Features. Das heißt, wenn der Nutzer will, kann er das Display so einstellen, dass durchgängig einzelne Informationen angezeigt werden. Unter anderem lassen sich Uhrzeit und Termine so immer auf den Bildschirm werfen. Wer nun denkt, dass dies dem Akku zu Leibe rückt, der irrt: Samsung wies darauf hin, dass Nutzer dutzende Male am Tag das Display komplett aktivieren würden, um die Uhrzeit abzulesen. Das „Always On“-Display zeigt die Infos dauerhaft und nur auf einer kleine Fläche an, was letztendlich sogar Strom sparen soll.

Neu bei Samsung ist das Always On-Feature. Damit werden wichtige Informationen, wie Uhrzeit, Benachrichtigungen oder der nächste Termin immer angezeigt, ohne das Smartphone einschalten zu müssen.

Beim Galaxy S7 edge holt sich Samsung die Community ins Boot: Die Software-Schnittstelle ist freigegeben, Drittanbieter können also Anwendungen für den abgeschrägten Bildschirmteil programmieren.

Die Sidebar des Galaxy S7 edge hat ab Werk jetzt deutlich mehr zu bieten und auch Entwickler können ihre Apps dafür optimieren.

 

Wer bei seiner täglichen Candy Crush-Session nicht unterbrochen werden will, der kann die Benachrichtigungen im Game Launcher abstellen.

Fazit Technik: Power pur. Samsung hat in allen Belangen nachgebessert, das Galaxy S7 gehört zweifellos zu den schnellsten Telefonen am Markt. Die Entscheidung, auf den auch kopfüber zu verwendenden Typ C-Ladestecker zu verzichten, ist allerdings nur schwer nachvollziehbar.

Die neuen Galaxy-Geräte im Vergleich

GALAXY S7 GALAXY S6

Preis

EUR 699,-*

EUR 439,-

Android Version

6.0 5.1

Display

5,1 Zoll Super AMOLED

5,1 Zoll Super AMOLED

Auflösung

2560 x  1440

2560 x  1440

Kamera / Frontkamera

12 MP / 5 MP

16 MP / 5 MP

Speicher intern

32/64 GB (erweiterbar)

32/64/128 GB (nicht erweiterbar)

Prozessor

4 x 2,30 + 4 x 1,60 GHz

4 x 2,10 + 4 x 1,50 GHz

RAM

4 GB

3 GB

Akkuleistung

3000 mAh

2550 mAh

Ausstattung

Fingerprint, Quick-Charging, IP68

Fingerprintsensor, Quick-Charging

Abmessungen

142,4 x 69,6 x 7,9 mm

143,4 x 70,5 x 6,8 mm

Gewicht 152 g

138 g

*Preise laut Amazon (23.2.2016); vermutlich erhältlich ab 11.3.2016

 

Fazit

Der direkte Vergleich zeigt ganz klar: Samsung hat sich die Kundenwünsche zu Herzen genommen, weshalb beispielsweise der schmerzlich vermisste microSD-Slot ein Revival feiert. Daneben wurde die technische Ausstattung auf ein neues Level gehoben. Der Prozessor muss keine Vergleiche scheuen, das Display ist bereits seit dem Galaxy S6 gewissermaßen „state of the art“. Offen bleiben nur wenige Fragen. Wie sich die Kamera schlägt, wird erst ein Praxistest zeigen. Ob der Akku hält, was vollmundig bei der Präsentation verkündet wurde, lässt sich ebenfalls noch nicht verifizieren.

Samsung liefert genau das ab, was zu erwarten war – ein leistungsstarkes Telefon für Interessenten mit hohen Ansprüchen und großem Geldbeutel. Ab 11. März 2016 wird das Galaxy S7 für stolze EUR 699,-* und das S7 Edge für EUR 799,-* über die Ladentheke gehen.