Mit dem Idol 3 bläst Alcatel Onetouch zum Angriff auf etablierte Premium-Bastionen. Die Waffe: ähnliche Ausstattung zum halben Preis. Ob das wirklich möglich ist, testen wir an der Kompaktvariante Idol 3 4.7.
Alcatel Onetouch ist eine Marke, die vor über zehn Jahren aus einem Joint Venture des französischen Traditionsunternehmens Alcatel mit dem chinesischen Hersteller TCL hervorgegangen ist. Im allgemeinen Aufwind der Marken aus dem Reich der Mitte will sich nun auch Alcatel Onetouch emporschwingen, um in der dünnen Höhenluft mit Donnervögeln wie Samsung, HTC und LG zu fliegen. Damit der steife Jetstream keine Turbulenzen und am Ende noch eine Bruchlandung verursacht, setzt der Hersteller vor allem mit dem Modell Idol 3 in der großen Version (5.5) auf eine in ihrer Konsequenz noch nie dagewesene Niedrig-Preis-Strategie: Volle Ausstattung, halber Preis. Wir testen die handliche Ausgabe des Preisbrechers mit 4,7 Zoll.
Nimmt man das kleine Idol 3 in die Hand, fühlt sich der Arm noch mehr unterfordert als das Auge es beim Betrachten des Geräts schon anzeigte: 110 Gramm sind soviel wie ein übergewichtiger Lufthauch. Da ändern auch die nur 4,7 Zoll Display-Diagonale nichts. Grund ist die konsequente Verweigerung von Metall bei Rahmen als auch Gehäuse. Der Rücken besteht aus Plastik, das wie gebürstetes Aluminium wirkt, der Rahmen aus Plastik im Chrom-Look. Dennoch wirkt das Exterieur nicht billig. Auch die mit 13 MP sehr hochauflösende Kamera, die brauchbare Bilder macht, steht nicht unschön hervor. Das Display strahlt erfreulich hell und die Pixeldichte von 312 ppi lässt Bildpunkte nur für Adleraugen erkennen. Beim Full HD-Schirm des Idol 3 5.5 liegt sie mit 401 ppi sogar jenseits der Wahrnehmungsgrenze.
Das Display der Idol 3-Modelle lässt sich aber nicht nur betrachten, wenn es aufrecht steht oder quer liegt, sondern auch dann, wenn man um 180 Grad dreht, also gewissermaßen auf den Kopf stellt. Die Software macht das mit und dreht den Bildschirminhalt mittels eleganter Pirouette um die Längsachse, sodass die Smartphone-Welt nie Kopf steht. Das Gehäuse ist so gestaltet, dass die Drehungen – abgesehen vom Schriftzug hinten – nicht auffallen. Ober und unterhalb des Display ist jeweils der gleiche Lautsprecher und ein Mikrofon angebracht, es kann also auch beidseitig telefoniert werden.
Ganz nebenbei entsteht durch den Abstand zwischen den Miniboxen auch eine Art Raumklang – und einen Raum können die leistungsstarken Tongeneratoren schon füllen.
Zwischen Lautsprechern, Display und Kunststoffrücken befinden sich die Komponenten, die ein Smartphone erst smart machen: Prozessor, RAM und Speicher: Hier wurde gegenüber dem großen Idol 3, das die Platzhirsche für kleines Geld verlegen machen soll, doch ein wenig zurückgefahren. Statt 8 Kernen gibt es nur 4, statt 2 nur 1,5 Gigabyte Arbeitsspeicher und statt 2.910 nur 2.000 mAh Akkukapazität. Der Speicher ist beim kompakten Idol 16 GB groß, einen microSD-Slot gibt es nur bei der Single-SIM-Variante (die dafür mit 8 GB internem Speicher auskommen muss). Die Performance liegt über dem Niveau des Samsung S5 Mini, aber unter dem des Sony Xperia Z3 compact – zwei Premium-Konkurrenten im Kompaktsegment.
Ausgeliefert wird das Idol 3 mit Android 5.0. Das wartet bei Alcatel mit angenehmen Schnellstart-Belegungen im Sperrbildschirm auf und erleichtert so den Zugriff auf wichtige Apps. Von Apps bekommt man übrigens werksseitig mehr als genug, ist also erst einmal mit Aufräumen beschäftigt. Für Ordnung im Business-Umgang sorgen dafür zwei Slots für zwei SIM-Karten.
Viel Smartphone für wenig (nicht halbes) Geld – das können wir unterschreiben. Ob der Premium-Vorstoß gelungen ist, wird aber erst ein Test des Idol 3 5.5 endgültig belegen können. Das kleine Flaggschiff ist jedenfalls schick, leicht, handlich, gut und sicher die richtige Wahl für Nutzer mit großem Anspruch und kleiner Börse.
Sehr kleiner Preis
Starke Stereo-Lautsprecher
Empfindliches Material auf der Rückseite
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