Das Huawei Nexus 6P im Test

Nexus-Freunde mit großen (und tiefen) Taschen haben mit dem 5,7 Zoll großen Nexus 6P ein neues Phablet mit unverändertem Android Marshmallow zur Auswahl. Ist das Schwergewicht sein Geld wert?

 

Google sucht sich die Hardware-Partner für sein Nexus-Programm nach strategischen Kriterien aus und verteilt seine Gunst ­gerecht: Der Nexus-Vorläufer Google G1 und das Nexus One wurden von HTC gebaut, es folgte ein ­Zwischenspiel von Samsung (Nexus S, Galaxy Nexus), bevor LG ­(Nexus 4, 5 und 5X) sowie Motorola (Nexus 6) zum Zug kamen. Mit dem im September ­vorgestellten Nexus 6P darf erstmals der chinesische Netzwerk-­Gigant und Handybauer Huawei ran. Die Zusammen­arbeit soll beiden Seiten zum Vorteil gereichen: ­Google hat Probleme, seine Dienste in China anzubieten, Huawei ist vom US-Markt weitgehend ausgesperrt. Da kann es nicht schaden, ein wenig zu netzwerken.

Nexus-Produzenten können ihren Smartphones oft den eigenen Stempel aufdrücken, was das Gehäuse­Design angeht. Huawei hat sich beim Nexus 6P aber nobel zurückgehalten. Der Aluminium-Unibody ­erinnert mit dem rückwärtig angebrachten Fingerabdrucksensor zwar etwas an das Ascend Mate 7, von einem Abklatsch kann aber keine Rede sein.

Alu-Periskop

Die markanteste Äußerlichkeit am Nexus 6P ist die balkenförmige Verdickung am oberen Rand des Geräts, die Google-intern „Visor“ genannt wird. Diese ist mit Gorilla-Glas überzogen und beherbergt das Kamera-Objektiv, den Dual-LED-Blitz und unterbricht die Abschirmung des Alu-­Gehäuses, was den Mobilfunk/Bluetooth-Empfang verbessert und NFC-Verbindungen möglich macht. Die Verdickung wirkt auf Fotos markanter, als sie tatsächlich ist. Insgesamt ist das Nexus 6P sehr viel handlicher als sein Vorgänger Nexus 6, es ist in der Breite um 5 mm geschrumpft und lässt sich ­dadurch leichter in der Hosentasche verstauen. Mit 178 Gramm ist es aber immer noch sehr schwer.

Der dicke Balken an der Oberseite beherbergt unter anderem die Kamera – und wirkt auf Fotos markanter als in der Realität.

 

Kompetenz und Performanz

Seit Android Lollipop liefert Google seine Geräte vollverschlüsselt aus, Nutzer hatten (und haben) nicht die Möglichkeit, die Verschlüsselung über die Einstellungen zu deaktivieren. Da für die Verschlüsselung keine Hardwarebeschleunigung zur Verfügung stand, litt das Nexus 6 unter langsamen Speicherzugriff. Das Nexus 6P verwendet nun spezielle Befehle im ARMv8-Befehlssatz des Snapdragon 810-Prozessors, um der Ver- und Entschlüsselung Beine zu machen. In unserem Test mit AndEBench war der Datendurchsatz denn auch etwa 50% schneller als beim Vorgängermodell. Auch sonst liegen die Benchmark-Werte des 6P im Spitzenfeld, obwohl der Snapdragon 810 die Leistung von Samsungs neuen Exynos-­Prozessoren nicht erreicht. Hitzeprobleme, wie sie bei den ersten Modellen mit dem Chip vorkamen, machten sich beim Nexus nicht bemerkbar.

Ein wuchtiges Stück Smartphone – aber schlanker als sein Vorgänger und damit besser geeignet für die Hosentasche.

 

Dank des starken Prozessors und der 3 GB RAM ­reagiert das 6P auf Eingaben ohne merkliche Verzögerung, der Unterschied zum schwächer ausgestatteten Nexus 5X ist deutlich spürbar. Die (Haupt-) Kamera und der rückseitige Fingerprint-Sensor sind die gleichen wie beim „kleinen“ Nexus (siehe Test auf Seite 40). Hier also nur so viel dazu: Der Fingerprint-Sensor ist verlässlich und bringt deutlichen Komfortgewinn, die Kamera schwächelt unter schlechtem Licht aber zu sehr, um die Bestnote zu verdienen.

Medien-Phone

Alle seine Stärken spielt das Nexus 6P aber beim Wiedergeben von Videos aus. Die Stereo-­Lautsprecher liefern lauten Klang mit (für Smartphone-Verhältnisse) knackigem Bass und ­feinen Höhen, der 5,7 Zoll große Bildschirm zeigt AMOLED-­typisch satte Farben und ist mit ­344 cd/m² deutlich heller als jener des Vorgängers (251 cd/m²). Die Laufzeiten lagen im Test etwa gleichauf mit dem Nexus 5X: 6 h 18 min hielt das 6P beim Video-Streamen durch und 4 h 7 min beim anspruchsvollen 3D-Gaming. Nur beim ­Websurfen lag das 6P mit 8 h 52 min deutlich ­hinter dem 5X (11 h 19 min).

Die neueste Nexus-Generation ist mit dem neuen Ladestecker USB Typ-C ausgestattet, der sich viel angenehmer stöpselt.

 

Fazit

Gute Laufzeiten, starke Rechner-Hardware, ausgezeichneter Bildschirm, Fingerabdrucksensor: Wer sich an Größe und Gewicht des Nexus 6P nicht stört, bekommt eine Menge geboten – muss dafür aber auch tiefer als bisher in die Tasche greifen. Das stärkste Argument für das neue Nexus-­Phablet bleibt das ­unverbastelte Stock-Android mit ­Update-Garantie.



Ausgezeichneter ­Bildschirm

Sehr starke Hardware

 



Kamera schwächelt bei schlechtem Licht

Groß, schwer, rutschige Oberfläche

 

 

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