Das Desire 820, HTCs neues Mittelklasse-Phablet, ist das erste mit Snapdragon 615 in 64-Bit-Architektur. Doch das Gerät weiß auch mit äußeren Werten zu gefallen, wie unser ausführlicher Test zeigt.
Schönes Design, geringes Gewicht, ausreichend Leistung und Ausstattung.
Trotz Großformat kein FullHD-Bildschirm.
Der taiwanische Hersteller HTC beginnt das neue Jahr mit leichtem Rückenwind. Hatte der Konzern von Mitte 2013 bis ins erste Quartal 2014 – eingezwängt zwischen starker Konkurrenz im Top-Segment und neuen Anbietern in der Low-Cost-Schiene – noch Verluste eingefahren, hat sich die Situation nun deutlich gebessert: Drei Quartale nacheinander hat HTC Gewinne geschrieben, besonders zu Jahresende hin entwickelten sich die Verkäufe gut. Einer der Gründe dafür war wohl der Erfolg des ersten Lollipop-Tablets Nexus 9, das HTC für Google produzierte.
In diesem Kontext bessert HTC mit dem Desire 820 seine Mittelklasse auf. Auf den ersten Blick ähnelt das Gerät dem wenige Wochen später vorgestellten Selfie-Phone „Desire Eye“, das wir in der letzten Ausgabe unseres Magazins vorgestellt haben. HTCs schlichte neue Designsprache, die auch beim Desire 820 zum Einsatz gelangt, gefällt – unverbrämter Kunststoff, große einfarbige Flächen unterbrochen von Gehäuseelementen mit starken Farbakzenten. Im Unterschied zum Desire Eye sind die Oberflächen jedoch glänzend ausgeführt und nicht matt. Dem Vernehmen nach ist dies dem Geschmack von asiatischen Käuferschichten geschuldet.
Im Vergleich zum Vorgängermodell hat HTC die Verarbeitungsqualität des Gehäuses stark verbessert. Waren die Kunststoffteile des Rückens beim Desire 816 noch ineinander gesteckt, sind sie nun miteinander vergossen. Das macht das Gerät weitaus verwindungssteifer, das Gehäuse knarzt auch bei festem Zugriff nicht. Wie sein Vorgänger ist das 820 ein sehr großes Gerät, zur einhändigen Bedienung eignet es sich kaum. Mit 155 Gramm ist es aber vergleichsweise leicht – einer der Vorteile von Polycarbonat-Gehäusen. Der 5,5 Zoll große Bildschirm löst nur mit 720p auf, was bei der großen Bilddiagonale eine relativ geringe Pixeldichte von 267 ppi bedeutet (und deshalb eine Abwertung zur Folge hat). Was Helligkeit und Farben betrifft, ist das IPS-Panel aber jenem des HTC-Flaggschiffs One (M8) beinahe ebenbürtig. In der subjektiven Wahrnehmung ist auch die Schärfe ausreichend.
Für Schlagzeilen sorgte das Desire 820 nach der Präsentation mit seinem Innenleben: Es ist das erste Smartphone mit dem Snapdragon 615-Systemchip, der einen Achtkern-Prozessor in 64-Bit-Architektur trägt. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass Apps mehr als 4 GB Arbeitsspeicher nutzen können. Allerdings beherrscht das installierte Android 4.4 KitKat (mit der gewohnten HTC Sense-Oberfläche) den erweiterten Befehlssatz noch nicht – es gilt also, auf ein Android 5.0 Lollipop zu warten. Einen diesbezüglichen Fahrplan hat HTC leider noch nicht bekanntgegeben. Da das Desire außerdem „nur“ über 2 GB RAM verfügt und vorerst ohnehin nicht davon auszugehen ist, dass einzelne Apps mehr als 4 GB Speicher beanspruchen werden, ist der Nutzen von 64 Bit bei dem Gerät derzeit noch gering. Das System läuft zwar durchweg sehr flott, Apps wie Browser oder Kamera starten ohne wahrnehmbare Verzögerung. Im objektiven Benchmark-Test zeigen sich aber Schwächen – sowohl im Gesamtscore als auch bei der Grafikleistung positioniert sich das Gerät nur in den mittleren Rängen, steckt damit aber immerhin noch Samsungs Vorjahres-Flaggschiff Galaxy S4 in die Tasche.
Ein Ausstattungshighlight findet sich an der Gehäusefront. Die Selfie-Knipse löst mit ganzen 8 Megapixeln auf. Auch wenn, wie mittlerweile hinlänglich bekannt, die Auflösung wenig über die zu erzielende Bildqualität aussagt, ist der Sprung von den sonst in dieser Klasse üblichen 2 Megapixeln beachtlich.
Auch die Hauptkamera liefert gute Bilder mit ausgewogener Farbabstimmung, der Autofokus arbeitete unter schlechten Lichtbedingungen aber sehr unsicher.
HTC ist mit dem Desire 820 ein grundsolides Mittelklasse-Phablet gelungen. Die Verarbeitungsschwächen des Vorgängers wurden behoben, das Design ist ansprechend, die Systemleistung für die meisten Anwendungsfälle völlig ausreichend. Die 64-Bit-Architektur des verbauten Prozessors liefert dagegen (noch) keinen Kaufgrund – es bleibt zu hoffen, das HTC Android Lollipop nachliefert, das diese Technik auch tatsächlich zu nutzen vermag.
Leichtes Gehäuse in gelungenem Design
Hochauflösende Front-Kamera
Kein FullHD-Display
Aufgrund der Größe etwas unhandlich
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