HTC Desire Eye

13 Megapixel an der Vorderseite: HTC stattet das Desire Eye mit einer wuchtigen Selfie-Kanone aus. Das Gerät taugt aber mehr als nur zu selbstverliebten Schnappschüssen.

Der Selfie-Shoooter

aus dem Hause HTC.

Gelungenes Design, tolle Ausstattung und eine konkurrenzlose Frontkamera sprechen für das Desire Eye.

Die Buttons sind mangelhaft verarbeitet – bei dem gehobenen Preisniveau kaum zu verzeihen.

Obwohl die Front-Kamera seit Jahren zur Smartphone-Standardausstattung gehört, fristet sie bei den meisten Geräten ein Schattendasein. Mit dem letzthin gestiegenen Interesse am digitalen Selbstportrait (das laut „Google Trends“ nach einem Peak im März 2014 allerdings schon wieder am Abflauen ist) scheinen die Hersteller die Vorder-knipse neu zu entdecken. Da aktuelle Smartphones bei Display, Verarbeitung und Alltagsperformance immer näher zusammenrücken, bietet die Kamera eine willkommene Gelegenheit, sich von der Konkurrenz abzusetzen. HTC nutzt diese Möglichkeit mit dem Desire Eye, das der taiwanische Konzern bei einem groß angelegten Launch-Event in New York zusammen mit seiner „RE“ genannten Action-Cam (siehe Kurztest auf Seite 83) vorstellte.

Mit 152×74 mm und einem 5,2-Zoll-Bildschirm ist das Desire Eye deutlich größer als HTCs Alu-Flaggschiff One (M8), fällt aber dünner und, Kunststoff sei dank, einige Gramm leichter aus.

An der Phablet-Grenze

Das Desire Eye ist ein großes Smartphone geworden. Nur wenige Millimeter trennen es in Breite und Länge von Samsungs neuem Phablet Note 4. Das Gewicht ist mit 154 g freilich deutlich geringer ausgefallen – HTC verzichtet schließlich auf Riesen-Akku und Metallrahmen.

So geht Plastik.

Das Gehäuse des Desire Eye zeigt auf beeindruckende Weise, dass auch Plastik schön sein kann. Ein je nach Variante roter oder hellblauer Rahmen mit mattem Finish wird bei der Produktion mit einer ebenfalls matten weißen bzw. blauen Kunststoff-Rückseite vergossen. Das Resultat ist nicht nur schön anzusehen sondern auch sehr stabil und verwindungssteif. Auch HTCs neues Mittelklasse-Gerät Desire 820 wird übrigens auf diese Weise produziert und eliminiert damit einen Schwachpunkt seines unfreiwillig biegsamen Vorgängermodells 816. Ein weiterer Vorteil des Guss-Verfahrens ist die Vermeidung von Spalten – dadurch wird das Desire Eye wasserdicht nach IPX7 und übersteht mindestens 30 Minuten in 1 m tiefem Wasser. Gepatzt hat HTC dafür in der Verarbeitung der seitlichen Buttons und der Lautstärke-Wippe. Diese sind schwer zu ertasten, sitzen wackelig im Gehäuse und haben unklare Druckpunkte.

Die Selfie-Knipse an der Front beherbergt ein 13-MP-

Kameramodul mit 22mm-Weitwinkel-Objektiv. Die Kamera auf der Rückseite ist lichtstärker.

Hochauflösende Selfies

Nun aber zu den „Pièces de résistance“ – den Kameras. Die Module an der Front und auf der Rückseite verwenden den gleichen 13-MP BSI-Sensor. Auch der Dual-LED-Blitz, der mit verschiedenen Lichttemperaturen für (marginal) natürlichere Farben sorgt, ist vorne und hinten gleich. Allerdings ist das Objektiv auf der Rückseite mit einer Blende von f/2.0 etwas lichtstärker. Auf der Vorderseite (Blende f/2.2) ist mit 22 mm Brennweite dafür ein stärkerer Weitwinkel verbaut – so passen mehr Leute aufs Gruppen-Selfie. Die Qualität der Aufnahmen mit der Frontkamera ist tatsächlich hervorragend und lässt jene unserer Vergleichsgeräte (Sony Xperia Z3, Samsung Galaxy S5, Google Nexus 5) deutlich hinter sich. Lediglich LG G3 und iPhone 5S konnten mithalten und lieferten dabei natürlichere Farben – bei Detailreichtum und Auflösung mussten allerdings auch sie sich geschlagen geben.

Selfies sind allerdings nicht der einzige Zweck der aufgewerteten Frontkamera. Eine Zwischenschaltung auf Treiberebene ermöglicht es HTC, in Video-Chat-Anwendungen wie Skype oder Hangouts mehrere Gesichter im Bild zu erkennen und diese als „Split-Screen“ darzustellen. Bewegt sich ein einzelner Nutzer im Bereich der Weitwinkellinse hin- und her, „folgt“ ihm die Kamera und zeigt ein beschnittenes Bild.

Durch das matte Finish vermitteln der seitliche Rahmen und die Rückseite einen hochwertigen Eindruck.

Hardware und Ausstattung

Neben der dominanten Kamera soll auch die übrige Ausstattung des Desire Eye nicht zu kurz kommen. Ein Snapdragon 801 versorgt das Gerät über vier 2,3 GHz-Kerne mit reichlich Rechenleistung, auch die 2 GB RAM sind genug.

Die  Ausstattung lässt nur einen tauschbaren Akku vermissen, praktisch alles andere ist da. An der Vorderseite sind, auf Bildern kaum erkennbar, sogar die vom Flaggschiff One (M8) bekannten, klangstarken Stereo-Lautsprecher untergebracht.

Fazit

Das Desire Eye hat mehr zu bieten als nur eine außergewöhnliche Frontkamera. Das Design gefällt, der Bildschirm und die Leistungswerte passen. Mit einem Preis von 499 Euro (UVP) platziert sich das Desire Eye allerdings weit nördlich der Mittelklasse – und hier weht ein rauer Wind.



Gute Frontkamera

Schickes Design

Mängel bei der Verarbeitung (Buttons)

Sehr groß, relativ teuer