Der chinesische Hersteller Huawei dringt mit seiner Alter Ego-Marke Honor gleich ein zweites Mal in das Terrain der etablierten Smartphonehersteller vor. Der Test des Honor 6 soll klären, wie viel Huaweis Einstiegslabel zu bieten hat.
Leistungsfähiges, extrem günstiges Gerät. Spart zwar am Äußeren, wirkt dennoch sehr solide.
Definitiv nichts, um Eindruck zu schinden. Weder mit extravaganter Optik, noch mit dem Namen.
Wir nennen das neue Kind in der Smartphone-Welt beim (Familien)Namen. Huawei. Die Überschrift macht das nicht deutlich, der Konzern schon gar nicht. Nichts auf dem Gerät verrät die Zugehörigkeit zum chinesischen Hersteller, nur kleinste Lettern auf der Schachtel zeigen sie an. Die sieht übrigens aus wie die Verpackung des neuesten Teenie-Popstar-Parfums, ganz in Türkis mit Silberschrift. Drinnen dagegen geht es viel erwachsener zu. Eingebettet liegt da ein schwarzer Monolith, der so gar nicht zur hübschen Box passen möchte. Alles, nur kein aufgeregtes Prinzessinnen-Handy.
Nicht auffallen. So könnte eine Devise des Honor 6 lauten: Kein Metall, lediglich der Kunststoffrahmen in Anthrazit abgesetzt, Gehäuse weder ultraflach noch klobig, kaum Tasten, Design-Gene des in die Jahre gekommenen iPhone 4 springen einen an. Verfügbare Farben: Schwarz und Weiß. Was den Pragmatismus trübt, ist die Verwendung von Glas an Front und Rücken. Obwohl kratzfestes Material zum Einsatz kommt (Gorilla-Glas 3), legt der Hersteller vorsorglich zwei Schutzfolien bei – eine für vorne und eine für die Rückseite. Dahinter liegt ein in Full-HD auflösendes Display, das mit seiner sehr guten Punktdichte von 445 ppi jenseits der Grenze menschlicher Wahrnehmung von Schärfeunterschieden operiert. Was man dagegen merkt: die ausreichende Helligkeit und die satten Farben.
Die Kamera ist die Gleiche wie im Huawei Mate 7 und macht Aufnahmen im Ultra-HD-Bereich. Zur 13 MP-Hauptkamera gibt es eine zweite mit 5 MP. So lässt sich auch der 16 GB-Speicher (erhältlich auch mit 32 GB) schnell mit Selfies füllen – dank Duo-LED-Blitz (bei wenig Licht lässt die Bildqualität stark nach) auch in der Nacht. Der Akku dürfte dabei kein Hindernis sein, ist er doch groß dimensioniert. Er macht eine theoretische Standbyzeit von über 460 und eine reine Gesprächszeit von 27 Stunden möglich. Einzig seine Ladezeit ist außergewöhnlich lang. Hierfür kommt wohl nur die Nacht in Frage.
Je weiter man beim Honor 6 vordringt, desto besser wird es. Die Punktezahl für die Browsergeschwindigkeit ist die zweithöchste je bei uns gemessene. Besser war nur das Samsung Note 4. Ähnlich beim CPU-Test, Werte auf Niveau der Besten. Das hat wohl auch zu tun mit dem 3 GB-RAM, mit dem das Telefon unabhängig davon ausgestattet ist, ob man nun die 16- oder 32 GB-Variante bestellt. Dem Stromverbrauch zugute kommt der unechte 8-Kern-Prozessor von Huawei mit dem Namen HiSilicon Kirin 920: Die leichten Aufgaben übernimmt der 1,3 GHz-Quadcore, die schweren der große Bruder mit 1,7 GHz. Die ebenfalls starken Werte im Grafiktest machen das Honor 6 vielleicht für Spieler interessant. Verantwortlich dafür ist die Mali-T628 MP4, eine der im Mate 7 nur ähnliche GPU. Besser zu bedienen ist das Android KitKat in der Variante des Mate 7. Die beim Honor 6 verwendete UI 2.3 wirkt zumindest weniger aufgeräumt.
Seit seiner Markteinführung in Deutschland im Oktober 2014 hat das Honor 6 eigentlich nicht an Wert verloren. Das kann daran liegen, dass bereits der Einführungspreis extrem niedrig angesetzt war. Dafür spricht auch, dass es faktisch keinen Unterschied zwischen dem UVP des Herstellers und dem realen Verkaufspreis gibt und gab. Die magische Preislinie waren seit jeher 300 Euro, teurer sollte es nicht sein – spürbar darunter bekommt man es aber auch nicht. Vergleichen muss sich das Honor 6 mit dem Konzernbruder Ascend P7. Das ist genau so groß, nur ein wenig flacher und leichter und punktet mit einem finanziellen Argument – es kostet nur noch 250 Euro. Sein Nachteil: Kein energiesparender Doppel-Quadcore-Prozessor und – noch wichtiger – nur 2 GB Arbeitsspeicher. Wem also diese inneren Werte wichtig sind, der bekommt um wenig mehr ein jüngeres und leistungsstärkeres Telefon, das es mit den besten auf dem Markt aufnehmen kann.
Das Honor 6 wirkt nicht ganz modern, aber vielleicht gerade deshalb auch zeitlos. Ganz das Gegenteil verheißt das Innenleben. Moderne Technik sorgt für gute Testergebnisse, bis auf das Laden des Akkus geht alles sehr schnell. Diese Kombination gepaart mit dem niedrigen Preis macht das Telefon sicher für viele Kunden attraktiv.
Äußerst leistungsstark
Tolles Preis/Leistungsverhältnis
Design vielleicht für viele zu schlicht
Sehr empfindliche Glasflächen
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